Ein Borkenkäfer krabbelt über die Unterseite einer Fichtenrinde
APA/dpa/Roland Weihrauch
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Landwirtschaft

Borkenkäfer vom Regen gebremst

Das feucht-kalte Wetter Ende Mai hat die Entwicklung des Borkenkäfers verlangsamt. Die erste Generation des Schädlings ist etwa einen Monat im „Rückstand“. Noch immer gilt es aber, Schadholz aus dem Vorjahr aus dem Wald zu schaffen.

In Niederösterreich wird an zwölf Standorten ein Borkenkäfer-Monitoring durchgeführt. Dabei werden Käferfallen aufgestellt, die mit Lockstoffen bestückt sind. Die aktuelle Flugsituation der wichtigsten Käferarten wird dokumentiert. „Man sieht deutlich, dass die kühlen Regenwochen dem Wald gut getan haben, dem Borkenkäfer nicht“, sagt Reinhard Hagen, Forstschutzexperte beim niederösterreichischen Landesforstdienst. Die Entwicklung der ersten Käfergeneration sei heuer um drei bis vier Wochen langsamer vorangegangen.

Schadholz soll „rasch“ aufgearbeitet werden

Von einer Entspannung der Situation kann aber keine Rede sein. Die Waldbesitzer seien weiterhin aufgefordert, den Wald zu beobachten und Schadholz rasch aufzuarbeiten, sagt Hagen. Noch immer gilt es, Bäume aus dem Vorjahr aus dem Wald zu bringen. „Im ersten Quartal 2019 bis zum Sommer ist noch viel Arbeit zu geschehen, dass die Bäume weggeräumt werden“, sagt Hagen.

2018 war der Borkenkäferbefall so stark wie nie zuvor. Drei Generationen des Schädlings hatten sich laut Hagen vollständig entwickelt, eine vierte im Ansatz – mehr dazu in Vier Generationen Käfer fressen die Wälder (noe.ORF.at; 25.12.2018). Für heuer lässt sich noch keine Prognose abgeben. „Der Käfer hat einen Monat verloren. Damit hoffen wir, dass sich die Anzahl der Generationen nicht so weiterentwickelt, dass sich drei fertig entwickeln können“, sagt Hagen.

Kleiner Kupferstecher im Vormarsch

Besonders betroffen ist nach wie vor das Waldviertel, in dem großflächige Fichten-Monokulturen zu finden sind. Der Schwerpunkt liegt laut Hagen in Teilflächen in den Bezirken Gmünd, Waidhofen an der Thaya, Zwettl, Horn, Krems und im nördlichen Bereich des Bezirkes Melk. Im Vorjahr hatte die Käferart Buchdrucker (Ips typographus), die vor allem die stärkeren, unteren Bereiche des Baumes befällt, die meisten Schäden verursacht, heuer zeigt das Käfermonitoring einen Anstieg bei der Anzahl des kleineren Kupferstechers (Pityogenes chalcographus), der es auf höher gelegene Teile des Baumes, wie den Wipfel, abgesehen hat.

Um den schnelleren Abtransport von Schadholz zu ermöglichen, war erst Ende Februar die Ausnahmegenehmigung für Frächter zum vierten Mal verlängert worden. Holztransporte durften somit zuletzt weiterhin mit 50 Tonnen anstatt 44 Tonnen beladen werden. Diese Ausnahmeregelung ist allerdings Ende Mai ausgelaufen, teilte eine Sprecherin der Landwirtschaftskammer mit. „Ich fände es notwendig, die Regelung zu verlängern, damit man das viele Holz aus den Wäldern bekommt“, sagt Hagen. Unter anderem werden weiterhin Nass- und Trockenplätze für Schadholz gesucht – mehr dazu in Borkenkäfer: Ausnahme für Frächter (noe.ORF.at; 27.2.2019).