Elfriede Ott im Jahr 2005
APA/Günter R. Artinger
APA/Günter R. Artinger
Kultur

Elfriede Ott ist tot

Elfriede Ott ist am Mittwoch gestorben. Die Schauspielerin und Regisseurin wurde 94 Jahre alt. Die Doyenne des Theaters in der Josefstadt lebte seit vielen Jahren in Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling).

Die gelernte Uhrmacherin Elfriede Ott kam am 11. Juni 1925 als Tochter eines Goldschmiedes in Wien zur Welt. Ihre Liebe zum Theater überwog trotz elterlicher Bedenken, und 1944 debütierte sie am Wiener Burgtheater in Gerhart Hauptmanns „Die goldene Harfe“. Ott spielte auch in Goethes „Stella“, in Grillparzers „Sappho“ oder in Shakespeares „Sommernachtstraum“. Ihre Partner waren Stars wie Raoul Aslan, Oskar Werner und Curd Jürgens.

„Ich war aufs Komödiantische festgelegt“

„Mein Theater war und ist die Josefstadt“, bekannte Ott einmal in einem Interview. Dort fand sie 1958 ihre künstlerische Heimat und gehörte seit damals als Ensemble- und Ehrenmitglied zu den unangefochtenen Publikumslieblingen. „Ich hab’ so viel nicht gemacht, was ich gerne getan hätte. Ein Stück von Ibsen spielen oder einen Schnitzler. Ich war aufs Komödiantische festgelegt, die ernsten Rollen hat man mir vielleicht nicht zugetraut“, sagte sie einmal in einem „Kurier“-Interview.

Elfriede Ott im Jahr 2010
APA/Herbert Pfarrhofer
Elfriede Ott: „Ich denke mir schon, was ist, wenn ich nicht mehr bin"

Otts zweite Karriere begann in den 1950er Jahren als Kabarettistin, unter anderem an der Seite ihres einstigen Ehemannes Ernst Waldbrunn. Nach der Scheidung 1964 schlug die Spezialistin des klassisch-wienerischen Genres die nächste Richtung ein und gab Abende als Diseuse, gemeinsam mit Julius Patzak oder Waldemar Kmentt.

In memoriam Elfriede Ott

Radio Niederösterreich bringt eine Sondersendung am Mi, 12. Juni, von 20.04 bis 21.00 Uhr

Ihre Soloprogramme wurden großteils von „Lebensmensch Hans Weigel“ zusammengestellt, mit dem sie bis zu dessen Tod 1991 liiert und das gemeinsame letzte halbe Jahr auch verheiratet war. Er galt als Otts „Erfinder“ und gestaltete für sie das legendäre Programm „Phantasie in Ö-Dur“, das zu einem Markenzeichen der Partnerschaft Ott-Weigel wurde.

Prinzipalin, Lehrerin und Filmstar

Mit Weigel gründete Ott 1983 auch die Festspiele „Nestroy auf Liechtenstein“, deren Intendantin und Regisseurin sie drei Jahrzehnte lang war. 2012 fand mit Nestroys Posse „Umsonst“ die letzte Inszenierung statt, nachdem der Pachtvertrag für den Standort auf Burg Liechtenstein nicht mehr verlängert wurde.

1985 gründete Ott die Schauspielabteilung des Wiener Konservatoriums und leitete sie bis 2004, danach folgte das „Studio der Erfahrungen“. Ott kann auf viele Schüler stolz sein, darunter Andre Heller, Nicolas Ofczarek, Christoph Friedl oder Sandra Cervik.

In ihrem ersten Kinofilm spielte sie mit 85 Jahren und machte ihn gleich zum bestbesuchten österreichischen Film des Jahres 2010: Etwa 237.000 Besucher lockte Andreas Prochaskas Film „Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“, in dem Ott sich selbst spielte, in die heimischen Kinos. Zuvor hatte sie in populären Fernsehserien wie „Hallo – Hotel Sacher… Portier!“ (1973/1975) und „Die liebe Familie“ (1980-1993) Bildschirmpopularität erworben.

Fotostrecke mit 13 Bildern

Johannes Heesters mit Elfriede Ott
APA/Robert Newald
Elfriede Ott bei der Gala „ein paar Lieder“ zum 103. Geburtstag von Johannes Heesters
Fritz Muliar und Elfriede Ott in Felix Mitterer’s „Der Panther“
APA/MORITZ SCHELL
Muliar und Elfriede Ott in Felix Mitterer’s „Der Panther“ 2007
Elfriede Ott als Abby Brewster, Erni Mangold als Martha Brewster, Fritz Egger (hinten links) als Mortimer Brewster und Ossy Kolmann (re) als Mr. Witherspoon in der Fotoprobe zu „Arsen und alte Spitzen“ 2004 in den Kammerspielen in Wien
APA/HARALD SCHNEIDER
Elfriede Ott (2.v.li) als Abby Brewster, Erni Mangold (l.) als Martha Brewster , Fritz Egger (hinten l.) als Mortimer Brewster und Ossy Kolmann (r.) als Mr. Witherspoon in der Fotoprobe zu „Arsen und alte Spitzen“ 2004
Elfriede Ott mit Adoptivsohn David Goran
APA/HERBERT PFARRHOFER
Elfriede Ott mit Adoptivsohn David Goran 2015 anlässlich der Buchpräsentation „Auch lachen kann man lernen – Meine jüdischen und andere Witze“
„Licht ins Dunkel“ mit Schauspielerin und Sängerin Dagmar Koller und Schauspielerin Elfriede Ott
APA/ORF/MILENKO BADZIC
„Licht ins Dunkel“ 2014 mit Dagmar Koller und Elfriede Ott (v.l.)
Elfriede Ott anlässlich der Gala „100 Jahre Kammerspiele“ 2010 in Wien
APA/ANDREAS PESSENLEHNER
Elfriede Ott (r.) bei der Gala „100 Jahre Kammerspiele“ 2010
Kabarettist Erwin Steinhauer und Schauspielerin Elfriede Ott
APA/HERBERT PFARRHOFER
Kabarettist Erwin Steinhauer und Elfriede Ott 2010 bei der Überreichung des „Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien“
Interview mit Elfriede Ott anlässlich ihres 75. Geburtstags
APA/Robert Jäger
Elfriede Ott in einem früheren Interview mit der Austria Presse Agentur
Elfriede Ott im Jahr 2005
APA/Günter R. Artinger
Elfriede Ott bei einem Interview 2005 in Maria Enzersdorf
Großes Silbernes Ehrenzeichen an Elfriede Ott
APA/HERBERT PFARRHOFER
Elfriede Ott erhielt 2002 das Große Silberne Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich
Elfriede Ott
APA/HERBERT PFARRHOFER
Elfriede Ott 2015 bei einer Buchpräsentation
Schauspielerin Elfriede Ott mit Adoptivsohn Goran
APA/HERBERT P. OCZERET
Elfriede Ott 2016 bei der „Romy Gala“ in der Wiener Hofburg
Elfriede Ott am Roten Teppich 2014 vor Beginn der Premierenvorstellung des Cirque du Solei mit ihrer aktuellen Show „Kooza“ in Wien.
APA/GEORG HOCHMUTH
Elfriede Ott vor einer Premierenvorstellung des Cirque du Soleil 2014

Ott war graziös wie grantig, maliziös wie sentimental

Das Älterwerden beschäftigte sie schon länger. „Wenn alle Freunde nach und nach gehen, weist einen das auf diese Tatsache hin", sagte Ott schon vor Jahren im Gespräch mit der Austria Presse Agentur. „Ich denke mir schon, was ist, wenn ich nicht mehr bin. Das ist ein sehr gegenwärtiger Gedanke.“

Über die Jahre veröffentlichte Elfriede Ott auch zahlreiche Bücher über ihr Leben und über das Theater wie zum Beispiel „Ich hätte mitschreiben sollen… Splitter meines Lebens“, „Ein Hoch dem Tief. Quer durch ein Theaterleben“ oder „Verzeihung, wenn ich störe…“

Die Schriftstellerin Hilde Spiel sagte einmal über Elfriede Ott, sie besitze die Fähigkeit, „alle Seiten des wienerischen Temperaments, das Graziöse wie das Grantige, das Maliziöse wie das Sentimentale, das Raimund’sche Gemüt wie das Nestroy’sche Gift in rascher Aufeinanderfolge abzuwandeln."

Ott war die Doyenne der Josefstadt

Elfriede Ott wurde unter anderem mit dem Professorentitel, dem Titel Kammerschauspielerin, dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, der Josef-Kainz-Medaille, dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich oder der Goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien ausgezeichnet. Anlässlich ihres 60-Jahr-Jubiläums im Theater in der Josefstadt erhielt sie den Titel „Doyenne der Josefstadt“.

Mikl-Leitner: „Unglaublich viel geleistet“

„Elfriede Ott hat unglaublich viel für das Kulturland Niederösterreich geleistet und war jahrzehntelange eine umsichtige Begleiterin unser Kulturarbeit“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) zum Ableben von Elfriede Ott.

Die Schauspielerin leitete fast 30 Jahre die Maria Enzersdorfer Festspiele, die sie 1983 gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Hans Weigel gegründete hatte. „Aus diesen Anfängen hat sich eine breite kulturelle Szenerie in Niederösterreich entwickelt und es wurde damit auch ein entscheidender Schritt für das niederösterreichische Theaterfest gesetzt“, so Mikl-Leitner.