In Rohr im Gebirge wird Holzkohle produziert
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„Im Blickpunkt“

Rohr im Gebirge: Grillkohle mit Geschichte

Der Waldanteil der Gemeinde Rohr im Gebirge (Bezirk Wiener Neustadt) ist mit 90 Prozent hoch. Lange Zeit spielte die Holzkohleherstellung eine wichtige Rolle. Heute sind nur noch wenige Betriebe übrig.

„Früher war die Holzkohle wesentlicher Energieträger in der Eisenverarbeitung“, sagt Bürgermeister Christian Wagner (ÖVP). „Wegen des waldreichen Gebietes gab es in Rohr im Gebirge viele Holzköhler, die an der sogenannten ‚Köhlerstraße‘, die zu den Industriebetrieben nach Wiener Neustadt führte, ihre Holzkohle herstellten“, so Wagner. Im vergangenen Jahrhundert lösten andere Energieträger wie Gas und Strom die Holzkohle ab. Die Zahl der Betriebe ging stark zurück.

Österreichweit zählt man heute nur noch etwa zehn Köhlereien, drei davon befinden sich in Rohr im Gebirge. Heute wird die Holzkohle fast nur noch zum Grillen verwendet. Hergestellt wird sie in der Gemeinde noch nach alter Tradition.

In Rohr im Gebirge wird Holzkohle produziert
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In Rohr im Gebirge befinden sich drei traditionelle Köhlereien

Schwarze Hände gehören zum Alltag

Peter Wieser hat das Handwerk von seinem Vater gelernt. „Zuerst wird der Meiler zusammengebaut, das Holz eingeschichtet und dann mit schwarzer Erde zugedeckt“, sagt Wieser. Nachdem der Meiler entzündet wurde, erreicht er im Inneren eine Temperatur von bis zu 500 Grad Celsius. Das Holz muss vorher ein Jahr trocknen. Im Meiler wird es über mehrere Wochen verkohlt.

Zwischen April und Oktober verarbeitet Wieser bis zu 400 Festmeter Holz. Den Meiler muss der Köhler dabei immer im Auge behalten. Auf Urlaub fahren kann er nicht. Außerdem ist der Beruf anstrengend. Schwarze Hände voller Ruß gehören zum Alltag. Heute sei es schwer, einen Nachfolger zu finden, sagt Wieser. „Wenn sich einer dafür interessiert und er die Arbeit mag, dann lässt es sich machen, aber es ist eben eine Drecksarbeit, und man muss fast immer da sein.“

In Rohr im Gebirge wird Holzkohle produziert
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Die in Rohr im Gebirge hergestellte Holzkohle wird hauptsächlich zum Grillen verwendet

Traditionelle Holzkohle raucht nicht

Die Holzkohle habe beim Grillen den Vorteil, dass sie nicht raucht und stinkt, sagt Gertrud Wieser, die den Betrieb gemeinsam mit ihrem Mann führt. Von der Köhlerei allein kann Familie Wieser nicht leben und trotzdem hält man an der Tradition fest.

Auch für die Gemeinde sei die Köhlerei ein wichtiges Aushängeschild, sagt Bürgermeister Wagner. „Wir sind sehr froh, dass es bei uns noch drei Köhler gibt, wenngleich die wirtschaftliche Bedeutung der Holzkohle schon vor vielen Jahren zurückgegangen ist“, so der Bürgermeister. „Die Köhlerei ist auch UNESCO-Welterbe, und es ist von erheblicher touristischer Bedeutung, dass hier weiter gekohlt wird. Es kommen immer wieder Touristen zu uns, um sich hier die Holzkohleproduktion anzuschauen“.