wortwiege in den Kasematten
Christian Mair
Christian Mair
Kultur

Wiener Neustadt wird Theater-Hotspot

Nach der Landesausstellung sollen die Kasematten in Wiener Neustadt weiter künstlerisch genutzt werden. So bespielt Regisseurin Anna Maria Krassnigg mit ihrem Theaterprojekt „wortwiege“ ab 2020 die Räumlichkeiten.

Ein „Zentrum für Theater, europäische Literatur und Diskurs“ soll ab dem Frühjahr 2020 entstehen. Wie schon in den Spielzeiten 2015 bis 2018 am Thalhof in Reichenau wird Krassnigg mit ihrer Compagnie klassische dramatische Werke mit zeitgenössischer Dramatik konfrontieren. Außerdem plant sie, den historischen Festungsbau zu einem europäischen Theater-Hotspot aufzubauen, in dem ein „länderübergreifender Dialog über zeitgenössische darstellende Kunst im Austausch mit angewandter Wissenschaft“ entsteht. Die wissenschaftliche Leitung übernimmt dabei der Kulturwissenschafter Wolfgang Müller-Funk, für die kaufmännische Leitung sowie die Bereiche Musik und Film zeichnet sich Christian Mair verantwortlich.

Der erste Zyklus von „Europa in Szene“ trägt den Titel „Bloody Crown“ und beschäftigt sich mit dem vielseitigen Genre des Königsdramas. Die erste Spielzeit des von der Stadt Wiener Neustadt und vom Land Niederösterreich (Abteilungen Kultur und Wissenschaft) geförderten Konzeptes findet vom 5. März bis 19. April 2020 statt. Auf dem Programm stehen zwei Eigenproduktionen: Einem klassischen Stoff aus dem weiten Feld der Königsdramatik von Sophokles bis Schiller steht ein zeitgenössischer Text gegenüber. Neben den 28 Vorstellungen sind zehn Dialogveranstaltungen geplant. Im Rahmen eines Pre-Openings am 7. und 8. Dezember 2019 diskutiert ein hochkarätiges Podium aus Kunst und Wissenschaft die zentralen Fragestellungen von „Bloody Crown“ und beleuchtet auch die wechselvolle Rolle der Autorinnen und Autoren am Theater.

wortwiege in den Kasematten
Christian Mair
Ab dem Frühjahr 2020 bespielt Krassnigg die Kasematten

Alte und neue Texte auf der Bühne

Krassnigg hebt aktuelle politische Bezüge hervor: „Der weltweite Siegeszug der ‚neuen Tyrannen‘, aber auch die Kollateralschäden der Macht, werden über alte und neue Texte auf der Bühne anschaulich und somit diskutierbar. Diesen entlarvenden Geschichten wollen wir in den Wiener Neustädter Kasematten eine neue, pulsierende Agora verschaffen.“ Europa sei auch „die Summe an Erzählungen, die weit über die Bemühungen einer politischen Einigung hinaus ein kollektives Bewusstsein bilden“, so Krassnigg.

Einen „starken Akzent zur Entwicklung von Kunst und Wissenschaft im südlichen Niederösterreich“ erhofft sich Hermann Dikowitsch, Leiter der Kulturabteilung des Landes, von der neuen Initiative. Auch Klaus Schneeberger (ÖVP), Bürgermeister von Wiener Neustadt, freut sich über eine „enorme Bereicherung der kulturellen Szene“ in der Stadt.

Kasematten als Ort für Theaternachwuchs

Anna Maria Krassnigg, künstlerische Leiterin und Gründerin der „wortwiege“, hat zahlreiche Inszenierungen und Textfassungen u.a. für Staatstheater Braunschweig, Ruhrfestspiele Recklinghausen, Schauspiel Dortmund, Theaterhaus Gessner Allee Zürich, Grand Théâtre Luxemburg, Schauspielhaus Wien, Theater in der Josefstadt, Festspiele Reichenau und Wiener Festwochen erarbeitet und ist als Universitätsprofessorin für Regie am Max Reinhardt Seminar Wien tätig. Das Theater in den Kasematten begreift sich auch als Ort, an dem insbesondere der Theaternachwuchs der Universität für Musik und darstellende Kunst debütieren kann.