Chronik

Missbrauchsvorwürfe in Flüchtlingsheim

Das Landeskriminalamt ermittelt derzeit gegen eine Betreuerin in einer Unterkunft für minderjährige Flüchtlinge. Sie soll einen erst 13-jährigen Burschen aus Afghanistan sexuell missbraucht haben, berichteten die „Bezirksblätter“.

Polizeisprecher Raimund Schwaigerlehner bestätigte am Mittwoch gegenüber noe.ORF.at, dass eine entsprechende Anzeige eingelangt sei und das Landeskriminalamt die Ermittlungen aufgenommen habe. Nähere Details wurden seitens der Polizei nicht bekanntgegeben. Einem Artikel der „Bezirksblätter“ zufolge sollen mehrere Zeugen Vorwürfe gegen die Mitarbeiterin erhoben und der Leitung der Einrichtung von einer sexuellen Grenzüberschreitung zwischen einer Betreuerin und einem damals 13-jährigen Flüchtling berichtet haben.

Bereits im Dezember 2017 soll eine Betreuerin der Unterkunft im Industrieviertel SMS mit Liebesbotschaften wie „Ich liebe dich“ und „Unsere Liebe darf nicht sein, wir müssen sie beenden“ auf dem Handy des Jugendlichen gefunden haben. Zwei Bewohner sagten dem Zeitungsbericht zufolge aus, sie hätten die Mitarbeiterin und den Jugendlichen „mehrmals alleine im Nachtdienstzimmer ‚erwischt‘“ und der 13-Jährige hätte das Zimmer „mit offener Hose“ verlassen.

Die Leitung soll daraufhin die Mitarbeiterin und den Jugendlichen zu einem Gespräch gebeten haben. Die Frau gab laut dem Bericht zu, dass ihre „Beziehung über das professionelle Maß hinausginge, es aber nie zu einer sexuellen oder gar Liebesbeziehung kam“. Vielmehr fühle sie sich dem 13-Jährigen mütterlich verbunden. Der Jugendliche soll die Vorwürfe ebenfalls bestritten haben: "Sie sei ‚seine Bezugsperson‘, die er „wie seine Mutter liebt“.

Land wurde erst nach eineinhalb Jahren informiert

Die zuständige Behörde des Landes Niederösterreich sei von der Leitung der Einrichtung nicht informiert worden, heißt es. Erst in der Vorwoche habe sie davon Kenntnis erlangt. Ab dem Zeitpunkt, an dem die Fachabteilung informiert wurde, seien sofort alle Maßnahmen gesetzt worden, hieß es aus dem Büro von Asyllandesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ). Gegenüber noe.ORF.at wurde bestätigt, dass es ein Kontaktverbot von Betreuerin und Jugendlichem gebe und die Frau, bis der Sachverhalt geklärt sei, in keiner Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge arbeiten darf. Außerdem wurde die Verlegung der unbegleiteten Minderjährigen in andere Quartiere in Absprache mit der Abteilung Kinder- und Jugendhilfe auf den Weg gebracht.

SP-Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig, die für Kinder- und Jugendhilfe zuständige, betonte am Mittwoch, dass das Kindeswohl sichergestellt wurde. „Aufgrund einer anonymen Meldung ist die Fachabteilung des Landes NÖ auf der Stelle tätig geworden und hat alle Vorwürfe einer Prüfung unterzogen“, hieß es in einer Stellungnahme. „Parallel dazu wurde die örtliche Kinder- und Jugendhilfe umgehend eingebunden und das Kindeswohl sichergestellt.“