Religion

Schwarz-Kritiker in Kärnten abgelöst

Die Diözese Gurk-Klagenfurt hat einen neuen Apostolischen Administrator. Militärbischof Werner Freistetter löst Engelbert Guggenberger, einen der schärfsten Kritiker des früheren Kärntner und derzeitigen St. Pöltner Bischofs Alois Schwarz, ab.

Papst Franziskus ernannte Militärbischof Werner Freistetter zum Apostolischen Administrator der Diözese Gurk. Mit der Veröffentlichung der Ernennung im Bollettino wurde sie auch zugleich wirksam. Freistetter löst damit Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger an der Spitze der Diözese ab und wird diese leiten, bis ein neuer Bischof ernannt wird. Freistetter bleibt zugleich weiterhin Militärbischof.

Engelbert Guggenberger war zunächst enger Mitarbeiter von Alois Schwarz. Bei seiner Verabschiedung in Kärnten hatte ihn Guggenberger noch in höchsten Tönen gelobt und als herausragende Persönlichkeit und lieben Menschen bezeichnet. Wenig später bekräftigte er allerdings massive Vorwürfe, die zuvor schon in den Medien aufgetaucht waren.

Kardinal Christoph Schönborn und Bischof Werner Freistetter
APA/HANS PUNZ
Bischof Werner Freistetter (r.) mit Kardinal Christoph Schönborn bei der Vollversammlung der Bischofskonferenz im März in Reichenau an der Rax (Bezirk Neunkirchen)

Insbesondere der Führungsstil von Schwarz steht in der Kritik. Immer wieder kommt in diesem Zusammenhang auch ein angebliches Abhängigkeitsverhältnis des Bischofs zur Leiterin des Bildungshauses St. Georgen am Längsee zur Sprache. Auch von Misswirtschaft und mangelnder Kommunikation ist die Rede.

Schwere Vorwürfe gegen Schwarz erhoben

Guggenberger wurde zum heftigen Kritiker von Schwarz. Bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Dezember präsentierte das Gurker Domkapitel einen Prüfbericht, dessen Veröffentlichung vatikanische Stellen untersagt hatten. Schwere Vorwürfe gegen Schwarz wurden erhoben. Guggenberger sprach von einem „System Schwarz“, die Rede war auch von Misswirtschaft, nicht eingehaltenem Kirchenrecht, fragwürdigen Personalentscheidungen und undurchsichtigen Vorgängen.

Daraufhin wurde Salzburgs Erzbischofs Franz Lackner von Papst Franziskus zum Apostolischen Visitator für die Diözese Gurk-Klagenfurt ernannt. Auch die Staatsanwaltschaft Graz ermittelte wegen des Verdachts der Untreue. Später erstattete die Diözese Gurk Selbstanzeige bei der Finanzbehörde wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung.

Nach Abschluss der Visitation erfuhr die Öffentlichkeit kaum etwas über den Inhalt. Der Wiener Erzbischof und Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, ließ allerdings mit dem Hinweis aufhorchen, es werde sicher Konsequenzen geben.

Zeitpunkt offenbar bewusst gewählt

Diese Konsequenzen zog der Vatikan nun mit der Ablöse von Guggenberger in seiner Funktion als Diözesanadministrator – offenbar bewusst vor dem Ablauf des ersten Jahres im Amt. Würde er die Diözese länger als ein Jahr interimistisch leiten, erhielte er automatisch mehr Kompetenzen als bisher. Verteidigt wird Guggenberger vom Pastoraltheologen Paul Zulehner, der in einem ORF-Interview sagt: „Ich halte die Ablösung für völlig unangemessen, weil Guggenberger eine exzellente Arbeit gemacht hat."

Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger
ORF
Der nun abgelöste Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger

Diese Ablöse erfolgte offiziell Freitag Mittag. Guggenbergers Nachfolger ist nun der Militärbischof Werner Freistetter. Der 65-Jährige stammt aus Oberösterreich und ist seit 2015 Leiter der Militärdiözese Österreich.

Schönborn: „Gute Interimslösung“

Militärbischof Freistetter sprach in einer ersten Stellungnahme gegenüber „Kathpress“ von einer Aufgabe, die „große Sensibilität“ erfordere. Die Bestellung zum Apostolischen Administrator durch den Papst sei für ihn freilich überraschend gekommen, hielt Freistetter fest. Er müsse sich daher erst einmal ein eigenes Bild von der Diözese Gurk machen und werde zuallererst viele Gespräche führen.

Kardinal Christoph Schönborn bezeichnete die Ernennung Freistetters als „gute Interimslösung auf dem Weg der Heilung in der Diözese Gurk“. Bischof Freistetter „kommt nicht mit schweren Waffen nach Kärnten, sondern ist von seiner fachlichen Qualifikation und Erfahrung gewöhnt, Friedensprozesse zu begleiten“, sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz im Interview mit „Kathpress“.

Für den St. Pöltner Bischof Alois Schwarz haben die Vorgänge in Kärnten keine Konsequenzen für sein Amt. Der Vatikan hat ihn bei der Ernennung von Freistetter auch gar nicht erwähnt. Offen ist allerdings, was der Visitationsbericht über seine Tätigkeit wirklich beinhaltet. Aus Kirchenkreisen ist zu hören, dass die Ergebnisse sehr wohl der Öffentlichkeit präsentiert werden sollen. Auch der neue Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, äußerte sich zuletzt in diese Richtung.

Ermittlungen teilweise abgeschlossen

Allerdings wird damit gerechnet, dass eine Veröffentlichung der Ergebnisse auch von der Entscheidung weltlicher Instanzen abhängt. Denn gegen Bischof Schwarz wurde auch von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wegen Untreue ermittelt. Diese Ermittlungen sind abgeschlossen. In der Angelegenheit wurde bereits ein Vorhabensbericht an die Oberstaatsanwaltschaft Wien übermittelt. Allerdings ist nicht bekannt, ob darin eine Anklage angestrebt wird oder die Ermittlungen eingestellt werden sollen.

Vorwürfe finanzstrafrechtlicher Natur werden von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft aktuell noch geprüft. In dieser Angelegenheit hatte die Diözese Selbstanzeige erstattet. Es bestehe der Verdacht der Steuerhinterziehung bei einer Großspende im Zusammenhang mit einem Immobiliendeal, den das bischöfliche Mensalgut vor einigen Jahren abgewickelt hatte, hieß es.

Weitere Vorwürfe von Guggenberger

Guggenberger selbst bezeichnete seine Absetzung am Freitag als „hilflosen Versuch, sich eines unbequemen Mahners zu entledigen". Er bekräftigte seine Vorwürfe gegen den jetzigen St. Pöltener Bischof Alois Schwarz. Dieser habe der Kirche und dem Bischofsamt schweren Schaden zugefügt und die Glaubwürdigkeit der Kirche und deren Amtsträger nachhaltig beschädigt.“

Man werde erst zu einem guten Ende kommen, wenn auch die „kirchlich übergeordneten Stellen in Wien und Rom sich der Realität stellen, Fakten anerkennen und dann auch entsprechenden Konsequenzen ziehen“. Sowohl Kardinal Christoph Schönborn als auch Erzbischof Franz Lackner hätten öffentlich davon gesprochen, dass es personelle Konsequenzen geben müsse. „Wenn meine Absetzung nun die Einlösung dieser Ankündigung ist, dann werden dadurch nur noch mehr Fragen aufgeworfen, denn die im Raum stehenden Vorwürfe bleiben von den kirchlich übergeordneten Stellen weiterhin unbeantwortet“, so Guggenberger. Der Kirche warf er vor, auf Probleme mit „Verleugnen, Vertuschen und Unter-den-Teppich-Kehren“ zu reagieren.