Kinder lernen Schwimmer
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Chronik

Nur Hälfte der Kinder kann „gut“ schwimmen

Mit Ferienbeginn starten in Niederösterreich viele Schwimmkurse für Anfänger. Der Hintergrund: Immer weniger Österreicher können schwimmen, unter anderem weil es zu wenige Bäder gebe. Die zuständige Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) fordert mehr Geld.

Im Sportzentrum in Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling) startet diese Woche ein Schwimmkurs für Vier- bis Zehnjährige. Dass immer weniger Kinder in Schwimmkursen sind, hat laut Katharina Himmler, Schwimmtrainerin bei der Schwimmunion Mödling, viele Gründe. Sie sieht unter anderem die Eltern in der Verantwortung: „Es ist wichtig, dass die Eltern zu Hause sagen: Ja, uns ist das wichtig, dass das Kind schwimmen kann. Das braucht es ja auch im Alltag.“

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Beim Schwimmcamp in der Südstadt lernen die Kinder innerhalb einer Woche die Grundkenntnisse

700.000 Menschen in Österreich können nicht schwimmen. Das hat fatale Folgen. Jedes Jahr ertrinken in Österreichs Flüssen, Seen oder privaten Swimmingpools 40 Menschen, fünf davon sind Kinder. Unter den Kindern und Jugendlichen gibt es immer mehr Nichtschwimmer. Laut einer Erhebung des Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) kann nur die Hälfte aller unter 19-Jährigen „gut“ oder „sicher“ schwimmen, 15 Prozent schwimmen „unsicher“ und ein Drittel kann überhaupt nicht schwimmen.

Einmaliger Kurs für sicheres Schwimmen oft zu wenig

Eltern und Aufsichtspersonen seien besonders gefordert, sagt Markus Schimböck, Präsident der Wasserrettung Niederösterreich: „Ein Kind bis drei Jahre sollte immer in Griffweite sein, denn das geht so schnell, dass ein Kind untergeht. Dann, ab zehn Jahren, kann man es selbstständig am See, im Freibad herumtollen lassen.“ Die Wasserrettung fordert seit Jahren verpflichtende Schwimmkurse für Kinder. Kurse sollten auch regelmäßig wiederholt oder fortgesetzt werden.

Neben den Eltern kommt es aber auch darauf an, ob es in der Nähe Freibäder und Schwimmhallen gibt. Nicholas Reimer, Schwimmlehrer im Stadtbad Mödling, unterrichtet im Anfängerkurs vier Kinder. Jedes Jahr würden es weniger werden. „Wir sind hier im Bezirk mit drei Bädern sehr gesegnet, aber es gibt viele Bezirke in ganz Österreich, die gar kein Schwimmbad haben. Wo soll man es lernen, wenn es kein Schwimmbad gibt?“, hinterfragt Reimer.

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Schulen brauchen Infrastruktur für Schwimmstunden

Hier setzt auch die zuständige Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig an. Sie fordert Unterstützung für jene Gemeinden, die Bäder betreiben – und zwar vom Bund. Sie nimmt das Bildungsministerium in die Pflicht, denn Schwimmen sei Teil des Lehrplans: „Die Gemeinden haben sehr hohe Kosten. Es ist notwendig, dass sich das Bildungsministerium dazu bekennt, dass die Lehrpläne erfüllt werden können.“

Allerdings: In Niederösterreich gibt es nur noch 26 öffentliche Hallenbäder. Königsberger-Ludwig fordert einen runden Tisch mit Vertretern des Bildungsministerium, der Bildungsdirektion, der Wasserrettung und des Landes. Die Landesrätin sieht neben der Politik, aber auch die Schulen sowie die Eltern gefordert.