Weitwandern ist ein Trend, vor allem seit dem Boom des Jakobsweges. Man muss aber Niederösterreich gar nicht verlassen, um weite Wege mit einzigartigen Aus- und Einsichten zu finden: Der neue „Lebensweg“ befindet sich im südlichen Waldviertel und führt symbolisch durch ein menschliches Leben. Die beiden Weitwanderwege Ysper-Weitental und Kremstal wurden hier zu einer 260 Kilometer langen Schleife verbunden. Diese ist in Abschnitte aufgeteilt, die wiederum einem Lebenslauf entsprechen – von der Geburt bis zum Tod. Die Idee dahinter: Das Gehen über viele Kilometer lässt Zeit zum Nachdenken über das Leben.
Der frühere Bühnenwirt Dieter Juster entwickelte die Idee nach der Landesausstellung in Pöggstall: „Ich hatte mir damals eine Auszeit genommen. Inspiriert worden bin ich durch den Johannesweg in Oberösterreich. Ich ging diese Wege hier und dachte über das Leben nach", sagte er im Gespräch mit noe.ORF.at. Ideen seien bei Juster „ja durchaus was Gefährliches, und das hat sich hier bestätigt: Es ist das größte Projekt meines Lebens geworden“. Von der Geburt in Laimbach bis zum Tod in Artstetten (beide Bezirk Melk) gibt es mehrere Stationen, die jeweilige Lebensabschnitte widerspiegeln.

Weg verbindet Highlights der Region
In den vergangenen Monaten entstanden Stationen wie die Aussichtswarte in Braunegg oder auch das Wohnzimmer im Freien in Bad Traunstein, weitere sollen in den nächsten Jahren folgen. „Es wurde ein Kreativprozess angestoßen, der nie zu Ende sein wird“, meinte Initiator Dieter Juster. Der neue „Lebensweg“ ist eine Verbindung der touristischen Highlights des südlichen Waldviertels, von den blühenden Mohnfeldern bis zur Ysperklamm.
Langsam wächst auch eine Infrastruktur für hungrige und müde Wanderinnen und Wanderer. Diese sei allerdings über die gesamte Distanz gesehen noch ausbaufähig, bekennt der Obmann des Vereines Lebensweg, Konrad Friedl. Gelungen hingegen sei die Zusammenarbeit von 22 Gemeinden in drei politischen Bezirken und zwei Regionen, die über diesen Weitwanderweg verbunden sind. Alle beteiligten Gemeinden betrachten den Weg als touristische Chance und bekennen sich dazu, ihn weiterentwickeln zu wollen.

Lebensweg-Buch lässt Raum für persönliche Notizen
Der aktuelle Stand des „Lebensweges“ ist in dem Buch „Lebensweg TourenTagebuch“ zusammengefasst. Dessen erste Auflage war bald vergriffen, jetzt ist es in zweiter Auflage erhältlich. Darin schildern auch zahlreiche Prominente wie Adele Neuhauser, Johannes Gutmann oder Heidi Staudinger ihre Eindrücke vom Waldviertel. Die Höhepunkte der jeweiligen Weg-Abschnitte sind mit Herzen markiert. Auch für persönliche Einträge ist Platz – um aufzuzeichnen, was im Kopf vor sich geht, wenn man hunderte Kilometer geht und dabei über das Leben nachdenkt.