Traktor Proteste Holzimporte Waldviertel
NÖ Bauernbund/Eva Riegler
NÖ Bauernbund/Eva Riegler
Chronik

Protest gegen Holzimporte: Traktoren fuhren an Grenze zu Tschechien auf

500 Land- und Forstwirte haben laut niederösterreichischem Bauernbund im Waldviertel an der Grenze zu Tschechien gegen Holzimporte protestiert. Rund 150 Traktoren fuhren zwischen dem Grenzübergang Fratres-Slavonice und der Landesstraße bei Schönfeld (Bezirk Waidhofen an der Thaya) auf.

Bei der Protestkundgebung sollte ein Zeichen gegen den „Importwahnsinn“ gesetzt werden, erläuterte Bauernbund-Bezirksobmann Bundesrat Eduard Köck (ÖVP). „Wir Forstwirte sind die ersten Opfer des Klimawandels, und nun bedroht der Preisdruck durch die ausländische Importware unsere wirtschaftlichen Existenzen“, sagte der Bürgermeister der Gemeinde Thaya. „Wir fordern jedenfalls den Stopp unnötiger Holzimporte. Unsere Bummelfahrten sollen ein Weckruf sein, zuerst heimisches Holz zu verarbeiten. Sollte es nicht zu einem Umdenken kommen, können wir uns vorstellen, in nächster Zeit weitere Maßnahmen zu setzen“, teilten die Organisatoren vom NÖ-Bauernbund mit.

Hintergrund des Aktionstages sei eine „nach wie vor dramatische Lage in Niederösterreichs Wäldern“, hieß es: „Borkenkäfer und Klimawandel haben für eine Schadholzmenge von aktuell drei Millionen Festmeter gesorgt.“ Trotz „mehr als ausreichender Versorgung“ der Sägewerke und Industrie mit heimischem Holz seien die Importe zuletzt um 20 Prozent (auf 7,25 Millionen Festmeter) gestiegen.

NÖ Bauernbund/Eva Riegler
NÖ Bauernbund/Eva Riegler
Die Landwirte protestieren gegen Holzimporte

„Forstbetriebe in misslicher Lage“

Der Obmann des NÖ-Waldverbandes, Franz Fischer, und Nationalratsabgeordnete Martina Diesner-Wais (ÖVP) appellierten an Industrie und Konsumenten, beim Einkauf von Möbeln, Baustoffen und Industrieholz auf heimische Herkunft zu achten. Ein durchschnittlicher Betrieb mit 30 Hektar Waldbewirtschaftung verzeichne aktuell aufgrund von Schadholzanfall und Preisdumping einen jährlichen Einkommensverlust von mehr als 6.000 Euro. „Die Situation spitzt sich dramatisch zu – in Folge werden sich bald alle 31.000 Forstbetriebe in Niederösterreich mit dieser misslichen Lage auseinandersetzen müssen“, warnte die Direktorin des NÖ-Bauernbundes, Landtagsabgeordnete Klaudia Tanner (ÖVP).

Im Waldviertel sind den Angaben zufolge rund 15.000 Hektar Forst von Klimawandel und Schädlingsbefall betroffen, der wirtschaftliche Schaden betrage 220 Millionen Euro. Setze seitens der Industrie kein Umdenken ein, werde die Kammer „ein ‚Notwehr-Fahrverbot für Lkw‘ nach Tiroler Vorbild einfordern“, hatte der Präsident der Landwirtschaftskammer NÖ, Nationalratsabgeordneter Johannes Schmuckenschlager (ÖVP), zuletzt angekündigt.

Holzindustrie: Importe wurden bereits reduziert

Seitens des Fachverbandes der Holzindustrie heißt es in einer Stellungnahme, dass im ersten Quartal 2019 bereits wieder erhöhte Mengen an Schadholz aus dem Inland übernommen worden seien. Das habe eine Umfrage unter Niederösterreichs Holzunternehmen ergeben. "Die niederösterreichische Holzindustrie gilt seit Jahren als verlässlicher Partner der heimischen Forst- und Waldbetriebe und ist ein sicherer Abnehmer der heimischen Schadhölzer. Gerade in den Jahren von 2017 bis 2019 haben wir die Schadholzmengen nachweislich verstärkt aufgenommen“, so Franz Kirnbauer, Fachgruppenobmann der Holzindustrie Niederösterreich.

Gleichzeitig seien auch die Einfuhren aus den benachbarten Regionen reduziert worden. „Klar ist, dass gerade in Zeiten von extremen forstwirtschaftlichen Schadholzmengen die Holzbranche verstärkt zusammenhalten muss. Wir sind uns dieser Verantwortung bewusst, hoffen aber auf Verständnis, dass wir bestehende Verträge mit Unternehmen aus dem benachbarten Einzugsgebiet auch einhalten müssen“, ergänzt Kirnbauer. Er appelliert an die Politik und die Vertreter der Land- und Forstbetriebe, dass hier gemeinsam an einer Problemlösung gearbeitet wird.