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Chronik

Große Kritik an möglichem Kunstrasenverbot

Mit 2022 soll in der EU ein Verbot für Mikroplastik in Kraft treten. Diese Debatte könnte Auswirkungen auf Fußball und Tennis haben. Denn auf den heimischen Kunstrasenplätzen wird Gummigranulat verwendet. Der Vorstoß der EU wird deshalb heftig kritisiert.

Seit zwölf Jahren rollt am Kunstrasenplatz in Ober-Grafendorf (Bezirk St. Pölten) fast ununterbrochen der Ball. „Einerseits verträgt der Naturrasen nicht so viele Mannschaften, andererseits gibt es in den Wintermonaten zur Vorbereitung auf die Frühjahrssaison kaum Alternativen“, erklärt der Obmann des FC Ober-Grafendorf, Franz Bäuchler. „Im Februar auf einem Naturrasen zu trainieren, ist einfach nicht möglich. Die Plätze sind gefroren bzw. würden sie so in Anspruch genommen, dass dann im Frühjahr nicht gespielt werden kann.“

In der Errichtung sind Kunstrasenplätze jedoch wesentlich teurer als natürliche Felder. Falls der Kunstrasenplatz tatsächlich verboten wird, würde das deshalb nicht nur den örtlichen Verein, sondern auch viele andere massiv treffen, schildert Bäuchler: „Zu uns kommen Mannschaften aus der gesamten Region, ganz St. Pölten bis in den Bezirk Melk hinauf.“ Von Mitte Jänner bis Mitte März sei der Rasen jede Woche komplett ausgebucht.

Granulat Kunstrasen
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Folgt das Aus für Kunstrasenplätze mit Mikroplastik?

Unterstützung kommt in diesem Fall vom Niederösterreichischen Fußballverband. Derzeit gibt es in Niederösterreich 20 Kunstrasenplätze, etwa in St. Pölten, in der Südstadt (Bezirk Mödling) oder etwa Melk und Schrems (Bezirk Gmünd). Die Meisterschaft muss in Niederösterreich zwar verpflichtend auf Naturrasen gespielt werden, weshalb die Anzahl von Kunstrasenplätzen überschaubar ist. Dennoch seien Kunstrasenplätze unverzichtbar, meint Geschäftsführer Heimo Zechmeister: „Die Plätze sind in der Vorbereitung teilweise bis 22.00 Uhr ausgelastet.“

Zudem gibt es in dieser Zeit kaum Alternativen, betont Zechmeister: „Hallen wären Alternativen, aber wahrscheinlich ist das von der Kostenrechnung nicht machbar.“ Und Kunstrasenplätze, bei denen Kork statt Gummigranulat aufgetragen wird, würden ebenfalls nicht gut funktionieren, „weil der Kork Wasser aufnimmt und deshalb bei tieferen Temperaturen rutschiger und eisig wird und dann ebenfalls nicht zu bespielen ist.“ Die Kunstrasenplätze in Niederösterreich zu verbieten, würde deshalb große Probleme hervorrufen.

„Großer Schaden für den Sport“

Ähnliche Probleme befürchtet man auch in der Tennisszene. Denn auch hier wird bei vielen Plätzen auf Kunstrasen zurückgegriffen. "Ein Verbot würde dem Sport sehr schaden, denn mit Kunstrasen hat man die Möglichkeit die Dauer der nutzbaren Stunden extrem zu erhöhen. Man kann auf Kunstrasen 2.500 Stunden pro Jahr spielen, während auf Naturrasen nur 500 Stunden möglich seien, so Wolfgang Schneider, Tennisanlagenbauer aus Bruck an der Leitha.

Tennisball Tennisplatz Kunstrasen
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Auch viele Tennisanlagen bieten Kunstrasenplätze an

Für ihn ist nicht der Kunstrasen das Problem, sondern die Materialien die verwendet werden, insbesondere das Granulat. „Ich bin absolut dafür, dass gesunde Stoffe eingesetzt werden. Wenn man irgendwie zur Erkenntnis kommt, dass Granulat nicht in Ordnung ist, dann muss man es entweder verbessern oder eliminieren. So wie die Debatte jetzt geführt wird, ist es nicht korrekt dem Produkt gegenüber.“ Sowohl Schneider als auch der Obmann von Ober-Grafendorf fordern in der Diskussion um mögliche Verbote mehr Augenmaß. Und auch die nationalen Verbände – ÖFB und ÖTV – hoffen auf eine praktikable Lösung, damit die Bälle auch in Zukunft auf Kunstrasen rollen können.