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Chronik

„Krumpe“: Eine neue alte Bahnstrecke

Ein Fest mit Seltenheitswert ist am Samstag in Ober-Grafendorf (Bezirk St. Pölten) gefeiert worden: die Eröffnung einer Eisenbahnstrecke. Die früher stillgelegte „Krumpe“ ist ab jetzt wieder für Ausflugsfahrten aktiv, wenn auch nur auf fünf Kilometern Länge.

Die „Krumpe“ oder „Manker Bahn“ war eine Schmalspurbahn, die als „kleine Schwester“ der Mariazellerbahn von Ober-Grafendorf bis Wieselburg (Bezirk Scheibbs) führte. Ab den 90er-Jahren wurde sie immer weiter verkürzt und schließlich im Jahr 2010 gänzlich eingestellt – nach 112 Jahren Betrieb. Eisenbahnfreunde hatten dagegen vergeblich agitiert. Schließlich taten sich aber die „Bischofstettner Bahnhofsfreunde“ und der Verein „MH 6“ aus Ober-Grafendorf zusammen und arbeiteten an einer Wiederaufnahme der Bahnfahrten auf privater Basis bis Mank (Bezirk Melk).

Lok fährt durch Landschaft
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Jahrelanger „Kampf“ um die Schmalspurstrecke

Die Gemeinden Mank sowie Kilb und Bischofstetten (beide Bezirk Melk) entschieden sich aber dafür, die Trasse als Radweg zu nützen. So blieb nur die kurze, fünf Kilometer lange Strecke zwischen Ober-Grafendorf und Rammersdorf in der Gemeinde St. Margarethen an der Sierning (Bezirk Sankt Pölten). Diese Strecke ist jetzt wieder aktiv. Nachdem zahlreiche bürokratische Hürden überwunden worden waren, fuhr am Samstag erstmals nach neun Jahren wieder ein Zug offiziell auf dieser Schmalspurstrecke.

Die historische Diesellok zog einen normalen Waggon mit Dach und einen Spezial-Waggon ohne Dach, der einen freien Blick auf die Mostviertler Landschaft gewährte. Beide Waggons waren bei den Eröffnungsfahrten gut gefüllt, die Stimmung ausgezeichnet. „Wir sind die kleinste privat betriebene Eisenbahngesellschaft, das ist der einzige Titel, den wir uns geben konnten“, erklärte Peter Scheinhart, Geschäftsführer der „Ober-Grafendorfer Anschlussbahn“, die von den beiden Vereinen als Betriebsgesellschaft gegründet wurde.

Gäste im Waggon
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Ein Geschäft werde es wohl nie werden. Da aber alle Vereinsmitglieder freiwillig und unentgeltlich tätig sind, werde der Betrieb möglich sein, sagen die Betreiber. Einen Fahrplan gibt es nicht, die Bahn ist nur für Gruppen und nur im Vorhinein zu buchen. „Es ist eine Genugtuung, dass wir es geschafft haben, dass diese Bahn nicht in Vergessenheit gerät. Es ist ein Wunder“, freute sich „MH 6“-Vereinsobmann Erich Dürnecker.