Blick auf die Burg von Český Krumlov
ORF/Ottitsch
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Tourismus

Mittelalterstädte überschreiten Grenzen

Voneinander lernen und zusammenarbeiten: Das haben sich die beiden Mittelalterstädte Weitra (Bezirk Gmünd) und Český Krumlov (Tschechien) zum Ziel gesetzt. Profitieren soll davon vor allem der Tourismus.

Die Waldviertler Stadt Weitra und das knapp 60 Straßenkilometer entfernte tschechische Český Krumlov haben viele Gemeinsamkeiten. Diese reichen von der historischen Altstadt bis hin zum Bierbrauen. Beide Städte wollen für die Gäste aber noch interessanter werden. Daher gibt es laufend einen Ideenaustausch. Auf Schritt und Tritt begegnet man bei einem Altstadtspaziergang der Geschichte und den Geschichten Weitras. Doch nur mit Sehenswürdigkeiten allein kann man nicht punkten.

Denkmalschutz in einer lebendigen Stadt

Thomas Samhaber, Konsulent der Agentur für Regionalentwicklung, betont gegenüber noe.ORF.at: „Die Waldviertler können sehr viel von den Tschechen lernen. Dazu gehört etwa, wie man mit historischer Bausubstanz umgeht, und trotzdem eine lebendige, pulsierende Stadt ist. Dazu gehört aber auch, wie man für eine autofreie Altstadt sorgt.“

Das Sgraffitohaus am Rathausplatz in Weitra
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Am Sgraffitohaus in Weitra ist der Großteil der Malereien erhalten geblieben

In der kleinen Waldviertler Stadt Weitra will man gezielt Gäste ansprechen, unterstreicht Alexandra Kuttner, Mitglied der „| WERK | STADT | WEITRA“: „Gerade in einer so schönen Stadt wie Weitra ist man versucht zu sagen, das müssen sich alle anschauen. Doch wir wollen besonders die Kulturbegeisterten und die Liebhaber alter Städte ansprechen.“

Städte mit jahrhundertelanger Brautradition

Aber auch Bierliebhabern will man die älteste Braustadt Österreichs (Brautradition seit 1321) schmackhaft machen. Auch das etwa eine Autostunde entfernte Český Krumlov ist seit Jahrhunderten eine Bierstadt. Das gemeinsame Thema Bier wollen Český Krumlov und Weitra stärker grenzüberschreitend vermarkten. Im Herbst ist in der 1560 gegründeten Brauerei Český Krumlov erstmals ein Bierfest geplant.

Blick auf die Burg von Český Krumlov
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Český Krumlov will bei den Touristinnen und Touristen nicht nur mit seinem mittelalterlichen Charme punkten

Apropos Gastronomie: Auch in diesem Bereich wollen die Tschechen von ihren österreichischen Nachbarn lernen. Katharina von Wallbrunn betreibt in Český Krumlov ein Hotel und ist gleichzeitig Vorstandsmitglied der örtlichen Tourismusvereinigung: „Ich denke, dass man von der österreichischen Gastronomie sehr viel lernen kann – wie man Gäste bewirtet, wie man Dienstleistungen erbringt oder wie man die Stadt vermarktet. Da sind die Österreicher sehr fortschrittlich und gut.“

Aufenthaltsdauer soll gesteigert werden

Von Mai bis Ende September ist das weltbekannte Český Krumlov zwar gut besucht. Doch auch hier gibt es noch „Luft nach oben“. „Die meisten Gäste kommen für ein bis zwei Nächte und wir versuchen, sie hier länger zu halten, damit sie die Schönheiten und Sehenswürdigkeiten besser erkunden können“, sagt der Vorsitzende der Tourismusvereinigung Český Krumlov, David Kopenec.

Im Bereich Altstadterhaltung und Renovierung gilt Český Krumlov weltweit als Vorreiter. Es gibt in der Altstadt kein einziges Kunststofffenster. Für den Verputz dürfen nur Kalk, Sand und Farbpigmente verwendet werden. Gerade beim Umgang mit der historischen Bausubstanz will die Mittelalterstadt Český Krumlov Vorbild sein, nicht nur für Weitra.