Regal im Nachhilfeinstitut voller Lernunterlagen
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Bildung

Hochsaison in Nachhilfeinstituten

In Niederösterreich hatten 3.700 Kinder ein oder zwei negative Noten im Zeugnis stehen. Weil sich jetzt viele auf die Nachprüfung vorbereiten, herrscht in den Nachhilfeinstituten Hochbetrieb. Speziell im August sind viele Kurse bereits ausgebucht.

Während in den Sommermonaten viele Büros ungewöhnlich leer sind, läuft gegen Mitte der Sommerferien in Nachhilfeinstituten die stärkste Zeit des Jahres an. Aufgesucht werden sie in erster Linie von vielen der etwa 3.700 Schülerinnen und Schülern Niederösterreichs, die das vergangene Schuljahr mit einem oder mehreren „Nicht genügend“ beendeten und nun für die Nachprüfungen lernen.

„Was der Dezember für den Einzelhandel darstellt, ist der August für die Nachhilfe“, so Peter Mischek, Leiter von Nachhilfeinstituten in Hollabrunn, Tulln, Korneuburg, Krems und Stockerau. Ende Juli starten die Intensivkurse, die die Schülerinnen und Schüler auf ihre Nachprüfungen vorbereiten sollen. „Der größte Nachhilfebedarf besteht definitiv in Mathematik. Bei uns kommt fast jeder zweite Nachhilfeschüler wegen Problemen in Mathematik, gefolgt von Englisch und dann erst Deutsch und alle anderen Fächer“, so Mischek.

20 Millionen Euro für Nachhilfe

Dass immer mehr Kinder Nachhilfe brauchen, zeigt ein von der Arbeiterkammer jährlich durchgeführtes Barometer. Zwischen den beiden letzten Erhebungen stieg der Nachhilfebedarf der Umfrage zufolge um drei Prozent an. Im vergangenen Schuljahr nahmen der Arbeiterkammer zufolge etwa 50.000 Schülerinnen und Schüler Nachhilfe in Anspruch. Das sind 27 Prozent aller Schüler und Schülerinnen in Niederösterreich. Für weitere 10.000 Kinder hätten sich Eltern gerne Nachhilfe leisten wollen, allerdings hätte es ihnen an den dafür nötigen finanziellen Mitteln gefehlt.

Tatsächlich, so die Berechnungen der Arbeiterkammer, gaben Niederösterreichs Familien im vergangenen Schuljahr knapp 20 Millionen Euro für Nachhilfe aus. Das seien Ausgaben, die der zuletzt um zehn Prozent gewachsenen Nachhilfebranche zugute komme, aus Kindersicht aber auf eine Schieflage hindeuten, so Stefan Schober, Bildungsreferent der Arbeiterkammer Niederösterreich. „Wir sollten uns überlegen, wie wir ein Schulsystem schaffen können, das leistungsfähig und zugleich sozial gerecht ist. Denn gerade Nachhilfe verursacht hohe Kosten, die zu einer weiteren Ungleichheit der Bildung führen“, so Schober.

Großteil der Nachhilfelehrer sind Studierende

Wer sich die stark nachgefragten Sommerkurse gerne zunutze macht, sind in vielen Fällen angehende Lehrerinnen und Lehrer. Sie stellen in vielen Nachhilfeinstituten den Großteil der dort tätigen Nachhilfelehrer und nutzen während ihres Lehramtsstudiums die Gelegenheit, um Praxiserfahrung zu sammeln. „Das war auch für mich einer der Hauptgründe, um in der Nachhilfe zu arbeiten zu beginnen. Kaum irgendwo anders kann ich besser Praxis sammeln als mit Schülerinnen und Schülern in einem kleinen Rahmen“, so Student Florian Palatin, der in Korneuburg Deutsch- und Französischnachhilfe gibt.