Schatten von Kind und Erwachsenem am Zebrastreifen
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Verkehr

Schulweg üben: 100 Kinder im Vorjahr verletzt

Im Jahr 2018 sind in Niederösterreich 100 Kinder auf ihrem Schulweg verunfallt und dabei verletzt worden. Der ÖAMTC rät Eltern daher, mit ihren Kindern schon jetzt den Schulweg zu üben, um Unfällen vorzubeugen.

In Niederösterreich starten genau in zwei Wochen 16.300 Taferlklasslerinnen und Taferlklassler in ihr erstes Schuljahr. Der Schulweg macht nur einen Teil der zahlreichen neuen Eindrücke und Aufgaben aus, mit denen sich Kinder konfrontiert sehen, sobald sie in die Schule kommen. Umso wichtiger sei es daher, die letzten beiden Ferienwochen zum Üben zu nutzen, rät Marion Seidenberger, Verkehrspsychologin beim ÖAMTC. Damit würden sich zahlreiche Unfälle vermeiden lassen.

Jedes zweite Kind verunfallt zu Fuß

Glücklicherweise ist in Niederösterreich seit dem Jahr 2012 kein Kind mehr am Schulweg gestorben, dennoch wurden im vergangenen Jahr 2018 100 Kinder am Schulweg mehr oder weniger schwer verletzt. Laut Statistik Austria geschah dies bei 93 Unfällen, das sind exakt gleich viele wie im Jahr 2017. Laut Seidenberger könne das Üben des Schulwegs die Unfallgefahr reduzieren: „Bei fast jedem zweiten Schulwegunfall waren die Kinder zu Fuß unterwegs. Eltern müssen die Herausforderungen für ihre Kinder kennen und darauf eingehen.“ Je jünger ein Kind ist, desto schlechter könne es Gefahrenquellen einschätzen, so die Expertin. Auch die Körpergröße habe einen großen Einfluss darauf, wie gut Kinder Hindernisse oder Gefahren wahrnehmen würden. Außerdem würden sie von anderen Verkehrsteilnehmern leichter übersehen.

Mutter und Kind üben vor Stoppschild
ÖAMTC

Tipps für das Schulwegtraining

  • Sichersten Weg wählen: Nicht immer ist der kürzeste Weg der sicherste. Eltern sollten für ihre Kinder den optimalen Weg mit den wenigsten Gefahrenquellen überlegen und darauf achten, dass Kinder Schutzwege oder Ampeln benutzen können.
  • In Ruhe üben: Den Schulweg zu üben, benötigt Zeit und Geduld – sowohl bei den Eltern, als auch bei ihren Kindern. Ablenkungen wie etwa Smartphones sollten beim Üben verbannt bleiben. „Auch Eltern sollten sich dabei ihrer Vorbildfunktion bewusst sein“, so Seidenberger.
  • Langsam an Schulstart herantasten: Auch der richtige Zeitpunkt zum Üben spielt laut Seidenberger eine wesentliche Rolle: „Die Stimmung und Aufnahmebereitschaft des Kindes sind nicht zu unterschätzen. Oft ist der spätere Vormittag gut geeignet – mit dem Ziel, sich an die Schulbeginnzeit heranzutasten.“
  • Realistisch üben: Die Übungstage sollten mit Schultagen möglicht vergleichbar sein. An Werktagen lässt sich ein Schultag realistischer üben als an einem Sonntag. Sollten im Schulalltag auch Verkehrsmittel wie Bus oder Bahn gebraucht werden, sollten auch diese in das Training integriert werden. Außerdem rät die Expertin dazu, das Kind samt seiner befüllten Schultasche üben zu lassen.
  • Auf Perspektive der Kinder achten: Aufgrund ihrer geringeren Körpergröße haben Kinder ein anderes Sichtfeld als ihre Eltern. „Beim Üben sollten Erwachsene daher immer wieder in die Hocke gehen“, rät die Verkehrspsychologin.
  • Kinder reagieren langsamer: Verglichen mit Erwachsenen brauchen Kinder etwa doppelt so lange, um auf Gefahren zu reagieren, erklärt Seidenberger: „Zudem sind sie noch leicht ablenkbar und handeln oft ichbezogen, auch Gefahren werden teils nicht richtig erkannt. Besitzt ein Kind ein Handy, gehört es am Schulweg in die Schultasche.“
  • Kleine Kinder kennen rechts und links nicht: Da Kinder erst im Alter von etwa zehn Jahren links und rechts eindeutig unterscheiden könnten, sollten Eltern auf die Richtungsbezeichnungen am Anfang verzichten und stattdessen darauf hinweisen, dass Kinder gründlich auf beide Blickrichtungen achten sollten.