Landtag auf Exkursion im Marchfeld
Fuchs / ORF
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Politik

Landtag sucht Lösungen gegen Trockenheit

Trockenheit und Hitze werden in vielen Regionen immer mehr zum Problem, die Bewässerung vielerorts zur entscheidenden Frage. Der niederösterreichische Landtag befasste sich am Dienstag bei einer Exkursion im Weinviertel mit dieser Thematik.

„Gerade im Sommer wollen wir zeigen, dass der Landtag aktiv ist“, sagte Landtagspräsident Karl Wilfing, der sich erfreut zeigte, weil 32 Abgeordnete von allen Parteien im Landtag bei der Exkursion unter dem Titel „Landtag im Land“ mit dabei waren. Um 10.00 Uhr begann der Tag im Betriebsgebäude der Betriebsgesellschaft Marchfeldkanal in Deutsch-Wagram (Bezirk Gänserndorf) mit einzelnen Vorträgen, etwa zu einer Bewässerungsstudie oder zur Grundwasserqualität im Marchfeld. Es folgte eine Exkursion zu einer Versickerungsanlage, wo Grundwasser angereichert wird, und dann wurde der Marchfeldkanal mit Feuerwehrbooten befahren.

Marchfeldkanal als Beispiel für andere Regionen

Der Marchfeldkanal wurde jahrzehntelang geplant und war einst notwendig, weil es in der Region einfach viel zu trocken war. Nach einigen Jahren Bauzeit wurde der Kanal im Oktober 1992 eröffnet. Das System klingt relativ simpel. Es wird Wasser aus der Donau ins Marchfeld abgeleitet. Das gesamte Kanalsystem ist etwa 80 Kilometer lang. Seit mehr als 25 Jahren ist der Marchfeldkanal für die Wasserversorgung in der niederschlagsarmen Region verantwortlich. Zudem werden die Grundwasservorräte vor Übernutzung geschützt.

Der Marchfeldkanal hat sich aber nicht nur als wichtige Wasserversorgungseinrichtung etabliert, sondern er bildet mit seinen langen, naturnahen Uferlandschaften ökologisch wertvolle Gewässerflächen und Naherholungszonen. Dazu kommt ein touristischer Faktor, etwa mit dem Marchfeldkanalradweg. „Gerade weil der Marchfeldkanal so hervorragend funktioniert und damit auch das Marchfeld auch diesen Erwartungen gerecht werden kann, um auch in Zukunft bestes Gemüse und beste Lebensmittel für uns zu produzieren, müssen wir darüber nachdenken, dass das auch in anderen Regionen gewährleistet wird und bleibt“, sagte Wilfing. Es gehe nun darum, rechtzeitig Untersuchungen in alle Richtungen anzustellen, denn laut aktuellen Studien wird es in einigen Regionen Niederösterreichs in den nächsten Jahren noch heißer und trockener.

Hitzekarte NÖ
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In den dunkelroten Zonen wird es laut der BOKU-Studie im Jahr 2040 bis zu 50 Tage pro Jahr geben, wo die Höchsttemperatur die 30-Grad-Marke übersteigt

Für Wolfgang Neudorfer, den Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft Marchfeldkanal, kommt es darauf an, wo man in Zukunft wie bewässern kann. Laut Neudorfer gibt es verschiedene Möglichkeiten. „Im Tullnerfeld hat man die Möglichkeit auf das Grundwasser zuzugreifen. Da gibt es Grundwasservorräte, die vorhanden sind. Diese kann man auch in einem bestimmten Umfang nutzen. In anderen Regionen ist es schwieriger. Dort, wo keine Grundwasservorräte vorhanden sind, muss man auf Oberflächenwasser zugreifen“, so der Experte. Das würde bedeutet, dass man etwa den teuren Ausbau von Pumptechnik in Erwägung ziehen müsse. Laut Neudorfer gibt es in ganz Niederösterreich insgesamt 160.000 potentielle zusätzliche Bewässerungsflächen.

Landtagsparteien sind größtenteils einer Meinung

Die Vertreterinnen und Vertreter aller Parteien waren sich in jenem Punkt einig: Man werde in dieser Hinsicht vieles bewegen und verändern müssen. „Ich glaube durchaus, dass man sich darüber Gedanken machen muss darüber, wo gibt es ausreichend Wasservorsorgen, wo kann man das Wasser hinpumpen, wie kann man es technisch lösen. Aber wichtig ist, dass wir die richtigen Schritte im Bereich Klimaerwärmung setzen“, sagt ÖVP-Umweltsprecher und Landtagsabgeordneter Anton Kasser.

Für die dritte Landtagspräsidentin Karin Renner (SPÖ) war der Marchfeldkanal immer schon ein großes Anliegen. „Man wird sich, gemessen an diesem Vorzeigemodell hier in der Region, auch für andere Modelle etwas abschauen müssen. Man wird Geld in die Hand nehmen müssen“, so Renner. Der Klubobmann der FPÖ, Martin Huber, betonte die Wichtigkeit künftiger Maßnahmen für die heimische Landwirtschaft. „Wenn wir eine österreichische Landwirtschaft sicherstellen wollen, dann müssen wir auch diese Maßnahmen unterstützen“, sagte Huber.

Marchfeld
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Der Marchfeldkanal hat viele Funktionen. Er schützt etwa auch die Grundwasservorräte vor Übernutzung, aber er ist auch Heimat für zahlreiche Fischarten.

Für ein rasches Handeln, aber gegen große infrastrukturelle Projekte spricht sich Helga Krismer von den Grünen aus. „Wir haben auch gerade im oberen Weinviertel ein großes Problem. Aber wir haben dort auch Bäche. Also, was können wir alles vom Gewässerbau machen, was können wir in der Landwirtschaft machen, damit wir hier eine Art Regentonne im Weinviertel behalten“, so Krismer. Die Wichtigkeit für die Landwirtschaft betont Edith Kollermann von NEOS: „Uns ist eine nachhaltige Landwirtschaft sehr wichtig und auch eine nachhaltige Kulturlandschaft und da wird man Geld in die Hand nehmen müssen.“ Bewässerung wird also vielerorts in Niederösterreich ein großes Thema werden in den nächsten Jahren. Schon im Herbst wollen die niederösterreichischen Landtagsabgeordneten die Thematik in den nächsten Sitzungen debattieren.