Michael Kolm, Haubenkoch aus Arbesbach, und Tobias Rudig, Kameramann aus Tirol, radeln gemeinsam durch Niederösterreich.
Michael Kolm und Tobias Rudig
Michael Kolm und Tobias Rudig
Lifestyle

Ein Haubenkoch auf E-Bike Tour

Seit April 2019 radelt Michael Kolm, Haubenkoch aus Arbesbach (Bezirk Zwettl), gemeinsam mit dem Tiroler Tobias Rudig auf dem E-Bike durch Niederösterreich. Die Mission der beiden Männer: Sie wollen alle Wirtshauskulturbetriebe in Niederösterreich besuchen und auch vorstellen.

Es ist Dienstagvormittag in Langenlebarn, Michael „Michi“ Kolm und Tobias „Tobi“ Rudig stellen ihre E-Bikes vor dem Gasthof „Flo“ ab. Immer mit dabei ist Uschi, so nennen die beiden Radler ihre Go Pro Kamera, die Aufnahmen aus den Wirtshäusern für die Nachwelt festhalten soll. Michi und Tobi haben einen eigenen YouTube-Kanal, er nennt sich „Die große Ausfahrt“. In jeder Folge werden mehrere Wirtshauskulturbetriebe Niederösterreichs vorgestellt und interessante und lustige Anekdoten dazu erzählt.

Wirt Johann Flo begrüßt die beiden Gäste herzlich und führt durch sein Lokal. Ein Kinosaal, damals noch im Besitz der Eltern, dient mittlerweile als Lager für Eingekochtes und Haltbares. Im Garten gibt es mehrere Kräuterbeete zu sehen, selbst das eigene Gemüse wird angebaut. „Da hinten gibt es einen Wohnwagen, da können Gäste bei uns übernachten, die es urig mögen“, schwärmt der Wirt und zeigt auf einen restaurierten Wohnwagen, der zwischen Hollerstauden platziert ist. Kameramann Tobi ist begeistert: „Ein Wahnsinn“, staunt er in Tiroler Dialekt und hält die Bilder mit Uschi, der Kamera, fest. „Der Holler ist auch schon reif. Gell?“, kommentiert Haubenkoch Michi Kolm, immer mit Blick auf das Kulinarische, das Szenario.

Michi Kolm und Tobi Rudig stellen auf ihrer „großen Ausfahrt“ mit dem E-Bike via YouTube Wirtshäuser in Niederösterreich vor.

„Der Michi ist meine zweite Liebe“

Einmal alle Wirtshauskulturbetriebe in Niederösterreich vorstellen, das war die Vision von Michi Kolm, der von sich selbst behauptet, bisher just 20 bis 30 der insgesamt 221 Betriebe im Bundesland gekannt zu haben. Nach dem Kauf eines E-Bikes kam ihm dann die Idee: „Ich bin immer nach meinem Betrieb im Restaurant am Abend noch herumgefahren und dachte, da könnte man doch diese Wirtshausbetriebe abfahren, alle einmal herzeigen. Und das hab ich dann meinem Freund, dem Tobi, erzählt.“ Gesagt, getan. Tobias Rudig, der im Brotberuf eigentlich DJ ist, war sofort dabei. „Meine erste Liebe hat mich ins Waldviertel verschlagen, da habe ich geheiratet“, erzählt der Tiroler, „aber meine zweite Liebe, das ist mein Nachbar, der Michi.“

Es geht weiter nach Wolfpassing zum Gasthof Figl. Patrick Friedrich empfängt die beiden Radler in seinem Traditionsgasthof, in dem schon Alt-Bundeskanzler Leopold Figl gespeist hat, ein Großcousin des ehemaligen Besitzers. In der sogenannten Jagdstube hängt ein Ölgemälde an der Wand, das ein Einschussloch aufweist. „Der Sage nach hat da ein Jäger einmal hineingeschossen“, schmunzelt der Wirt, den es aus Basel in der Schweiz hierher verschlagen hat. In der Küche wird saisonal ein Eierschwammerlgulasch zubereitet, der Duft strömt durch das ganze Wirtshaus.

Michael Kolm in der Kochjacke und Tobias Rudig
Michael Kolm und Tobias Rudig

Wenn einem Haubenkoch der Strom ausgeht

Von 221 Wirtshauskulturbetrieben haben die beiden kulinarischen Abenteurer Michael Kolm und Tobias Rudig gerade einmal die Hälfte besucht. Die beiden berichten von teils tollen aber auch skurrilen Erlebnissen. „Ein Wirt hat etwa hunderte Hähne aus Porzellan gesammelt und in seinem Lokal aufgestellt“, erzählt Tobi. Die Frage nach der lustigsten Begebenheit während der „Großen Ausfahrt“ ist für den Tiroler leicht beantwortet: „Das Schlimmste für einen E-Biker ist, wenn einem die Batterie ausgeht. Und dem Michi ist das gleich am zweiten Tag passiert. Ich habe auf einer Anhöhe ewig gewartet, da ist er plötzlich raufgestrampelt gekommen, der Michi. Ohne Akku und völlig fertig. Das war das Highlight für mich!“ Michael Kolm, dem Haubenkoch aus Arbesbach (Bezirk Zwettl), kostet das nur ein Lächeln. Denn seitdem wird das E-Bike immer zuverlässig aufgeladen, wenn es auf große Ausfahrt durch Niederösterreich geht.