Eltern und Kinder im Garten
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Wirtschaft

Mostviertel: Projekt gegen die Abwanderung

Das Leader-Projekt „Get the Most“ der Region Eisenstraße will junge Menschen dafür begeistern, nach ihrer Ausbildung in ihre Heimat, das Mostviertel, zurückzukehren. Dazu setzt man auf verstärkte Kommunikation.

Junge Menschen, die für ein Studium oder ihre Ausbildung ihre Heimat verlassen, finden in der Folge oft auch woanders eine Arbeitsstelle und somit eine neue Heimat. Für die ländlichen Regionen ein großer Verlust: Laut Statistik ist die Abwanderung bei Menschen zwischen 15 und 40 Jahren besonders hoch. Gerade diese hochqualifizierten und oft auch engagierten jungen Menschen fehlen dann aber in den Ortsgemeinschaften.

Regelmäßige und geplante Kommunikation

Um diese Bevölkerungsschicht für die Rückkehr in ihre alte Heimat zu begeistern, wurde das Projekt „Get the Most“ gegründet. Mit einer Online-Plattform, auf der man sich registrieren kann, will man, wie es heißt, „das Band zwischen ihnen und dem Mostviertel stärken und so dafür sorgen, dass sie früher oder später wieder in ihre Heimat zurückkehren.“

Unter dem Namen „Customer Relationship Management“ hat die Kundenbindung in der Wirtschaft längst einen fixen Platz. Im Mostviertel versucht man nun, dieses Modell zu imitieren. Im „Young Citizen Relationship Management“ soll die regelmäßige und geplante Kommunikation mit der jüngeren Bevölkerungsschicht entwickelt werden.

Online-Plattform soll die Verbindung stärken

Kernstück des Projekts ist eine Online-Plattform, die einerseits der Vernetzung dienen soll, aber auch Hinweise auf Veranstaltungen und den Mostviertel-Blog bietet. Im weiteren Ausbau soll es hier auch einen Job- und Wohnungsmarkt geben. Denn die Arbeitssituation kann durchaus herausfordernd sein, wie Martin Fuchsluger aus Ybbsitz (Bezirk Amstetten) erzählt. Er ist vor vier Jahren mit seiner Frau und den beiden Kindern nach Ybbsitz gezogen, um den elterlichen Bauernhof zu übernehmen.

Er konnte seinen Arbeitgeber davon überzeugen, dass er auch von zu Hause aus arbeite könne: „Das erleichtert vieles. Denn es wäre nicht möglich, neben der Landwirtschaft und der Familie jeden Tag nach Wien zu fahren, das ist einfach zu weit.“ Seine Frau Margit, eine studierte Politikwissenschaftlerin, sieht aber auch Vorteile: „In Wien gibt es zwar viel mehr Angebot, aber natürlich auch mehr Konkurrenz. Bei uns am Land habe ich schon auf mein persönliches Netzwerk gezählt und das Gefühl gehabt, dass ich mich hier besser vernetzen und auch einfügen kann.“

Auch Familie Ritt ist erst vor kurzem – nach dem Studium und mehreren Jahren in Linz – ins Mostviertel zurückgekehrt. „Einen Job und eine Wohnung hier in Waidhofen zu finden ist etwas schwieriger“, erzählt Tobias Ritt gegenüber noe.ORF.at, „wir haben uns dafür Zeit genommen und schon in Linz die Augen offen gehalten. Nachdem wir dann ein Haus in Waidhofen gefunden haben, bin ich noch ein Jahr nach Linz gependelt, bis sich dann ein idealer Job hier vor der Haustüre ergeben hat“. Seine Frau Elisabeth arbeitet Teilzeit in Linz: „Es ist sicher für viele ein Problem, wenn man weit in die Arbeit pendeln muss. Andererseits, wenn man in Wien wohnt, hat man auch oft sehr weite Arbeitswege.“

Naturerlebnis und soziales Netzwerk am Land

Bei den Gründen für die Heimkehr sind sich aber alle einig. Das Naturerlebnis, das man auch den eigenen Kindern ermöglichen wolle, sei ein großer Ansporn. Dazu komme als zweiter wesentlicher Faktor das soziale Netzwerk im Heimatort. Dort kenne man noch viele Leute und habe immer noch zahlreiche Freunde. Ob diese Gründe, in Kombination mit der verbesserten Kommunikation mit den Abgewanderten zum Ziel führen, das werden die Bevölkerungsstatistiken der kommenden Jahre zeigen.