Talübergang Schottwien S6 Semmeringschnellstraße
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Chronik

Erinnerungen an die „Bröselbrücke“

Vor 30 Jahren sorgte ein Ereignis für internationales Aufsehen: Von der Brücke der S6 über Schottwien (Bezirk Neunkirchen) lösten sich Betonteile und stürzten auf die darunterliegende Straße. Noch heute ist das Ereignis in der Ortschaft unter der Brücke allgegenwärtig.

Der Talübergang Schottwien ist mit seinen 632 Metern Länge eine der größten Spannbetonbalkenbrücken weltweit. Errichtet wurde sie 1989, weil der Schwerverkehr durch Schottwien in den 1970er und 1980er Jahren stark zugenommen hatte. „Es sind sehr viele alte Lastwägen gefahren, die einen furchbaren Lärm gemacht haben“, erinnert sich Altbürgermeister Walter Polleres, „es war ja eine Betonfahrbahn mit Querrillen, das war wirklich fürchterlich, kaum auszuhalten.“

Aus dem ORF-Archiv: „Österreich heute“ berichtete am 12.3.1989 über den Bau der Brücke, die „Mittagsnachrichten“ am 3.8.1989 über die Schäden.

25 Meter langer Riss im Mittelteil

Die ca. 130 Meter hohe Brücke verläuft direkt über der Gemeinde Schottwien. Durch den Bau erhoffte man sich Erleichterung im Ort. Doch dann, kurz vor der Fertigstellung, kam es zu dem Zwischenfall, der bis heute die Erinnerung der Einwohnerinnen und Einwohner prägt: Im Mittelteil der Brücke hatte sich ein vier Meter breiter und 25 Meter langer Riss gebildet. Es bestand zwar keine Einsturzgefahr, allerdings stürzten mehrere kleine Betonteile auf die Straße in Schottwien.

„Alles wurde gesperrt und umgeleitet“, erzählt Gastwirt Franz Haselbacher gegenüber noe.ORF.at, „die Leute mussten über den Semmering und den Adlitzgraben in die Arbeit fahren, die haben dann bis zu einer Dreiviertelstunde länger gebraucht.“ Die Schäden waren rasch behoben und die „Bröselbrücke“ konnte Ende 1989 eröffnet werden. Dadurch änderte sich viel im Ort Schottwien: Der Verkehr war plötzlich weg, es wurde ruhiger. „Früher gab es drei oder vier Wirtshäuser“, so Gastwirt Haselbacher, „die anderen haben dann alle geschlossen. Wir haben vom Durchzugsverkehr und den Bauarbeitern gelebt, das war mit einem Schlag weg.“

Schäden an Talübergang Schottwien (Archiv)
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Dieses Archivbild zeigt die Brückenschäden von 1989

Radfahrer statt Lkw-Verkehr

Damals gab es in dem 700-Einwohner-Ort Befürchtungen, dass es zu einer Abwanderung kommen würde – was sich aber nicht bewahrheitete. „Wir haben immer noch knapp 700 Einwohner, genau sind es 689, und wir haben auch viele Wohneinheiten im Sonntal dazugebaut“, so Bürgermeister Wolfgang Ruzicka (ÖVP), „wir haben auch Zweitwohnsitzer, die vor allem in Maria Schutz die neue Sommerfrische genießen.“ Schottwien und Maria Schutz hätten so als Wohnort enorm gewonnen, sagt der Ortschef. Statt der Lkw-Fahrer sind es jetzt vor allem Radfahrer und Biker, die in Schottwien Rast machen.