Kühe auf einer trockenen Almwiese
ORF
ORF
Landwirtschaft

Almwirte erwarten gebannt „Kuh-Urteil“

In St. Oswald im südlichen Waldviertel wurde der 70. Almwandertag gefeiert. Mit tausenden Gästen, unter ihnen zahlreiche Alm- und Weidebauern. Die warten auf das ausstehende und noch immer nicht ganz ausjudizierte „Kuh-Urteil“. Auch die Trockenheit macht ihnen zu schaffen.

Nachdem im Sommer 2014 eine Touristin in Tirol von einer Kuh zu Tode getrampelt wurde, weil der Hund der Frau die Rinder erschreckt hatte, wurde der Bauer zu fast einer halben Million Euro Strafe verurteilt. Dieser legte Berufung ein, im September wird das Urteil des Oberlandesgerichtes Innsbruck erwartet. Beim Almwandertag beruhigte Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) die besorgten Alm- und Weidebauern. In Niederösterreich bestehe Rechtssicherheit, sagt er im Gespräch mit noe.ORF.at. Es gebe sowohl eine gesetzliche Änderung als auch eine Versicherung, so Pernkopf. Außerdem forderte er Eigenverantwortung ein, wenn Wanderer mit Hunden auf Almen unterwegs sind.

Tausende Besucherinnen und Besucher beim Almwandertag
ORF
Der jährliche Almwandertag wird auch dazu genutzt, aktuelle Themen zu besprechen

Der Obmann des niederösterreichischen Alm- und Weidewirtschaftsvereins, Josef Mayerhofer, spricht von einem großteils problemlosen Miteinander auf den Almen. Man wolle keinesfalls Wanderwege sperren, sondern lade im Gegenteil die Wanderer ein, die Almen in Niederösterreich zu besuchen. Wer allerdings mit Hund wandern gehe, sollte mit der gebotenen Vorsicht vorgehen.

Klimaveränderung setzt Almwirtschaft zu

Womit die Weidewirtschaft in diesem Jahr besonders zu kämpfen hat, ist die vorherrschende Trockenheit auf den Almen. Mayerhofer spricht in diesem Zusammenhang „vom derzeit größten Problem der Almwirte“. Heuer sei es so trocken gewesen wie kaum jemals zuvor. Das habe dazu geführt, dass die Almen den Tierherden zu wenig Futter geboten hätten. Aus diesem Grund sei es notwendig gewesen, die Tiere vorzeitig von ihren Sommerweiden abzutreiben. Das wiederum habe zur Folge gehabt, dass bereits jetzt auf die für den Winter vorgesehenen Vorräte zurückgegriffen werden müsste. Dadurch könnte es heuer zur Futterknappheit kommen. Ein Problem, das nicht nur einige Almen betreffe, sondern den gesamten Alpenbogen, so Mayerhofer.

Landwirtschaftskammerpräsident Johannes Schmuckenschlager, der eigentlich aus dem Weinbau kommt, hat sich im ersten Jahr seines Amtes mit den Bergbauern und ihren Schwierigkeiten auseinandergesetzt. Es werde notwendig sein, neue Wege zu finden, um dem Klimawandel und seinen Folgen auf den Almen zu begegnen. Vor allem die Wasserknappheit müsse bekämpft werden, so Schmuckenschlager, daran werde derzeit gearbeitet. Zu tun ist genug, denn in Niederösterreich gibt es 111 Almgemeinschaften mit 74 bewirtschafteten Almen. 17 Prozent der Rinder in Niederösterreich werden in der Weidewirtschaft gehalten, heißt es vom Alm- und Weidewirtschaftsverein.