Fichtenwald leidet unter Borkenkäfern
LK NÖ
LK NÖ
Wirtschaft

Borkenkäfer: Biomasseanlagen als Abnehmer

Forstwirte, deren Holzbestände vom Borkenkäfer entwertet werden, finden für das Schadholz kaum Abnehmer. Erleichterung könnten Biomasseanlagen bringen. Die EVN etwa will künftig vermehrt Käferholz ankaufen.

Auch wenn der nasse Mai die Entwicklung der Borkenkäfer in Niederösterreichs Wäldern für kurze Zeit etwas verlangsamen konnte, so ist die Situation für die Forstwirte insgesamt nach wie vor ungebremst angespannt. Denn insgesamt sorgt das immer wärmere Klima für eine dauerhafte Schwächung der Fichtenbestände, die für den Schädling damit anfälliger werden.

Die Forstwirte klagen bereits seit längerem über deutliche Einbußen. Johannes Schmuckenschlager, Präsident der Landwirtschaftskammer sprach in diesem Zusammenhang bereits von einer „betriebswirtschaftlich schrecklichen Situation, die nicht dauerhaft möglich sei.“ Im Jahr 2018 betrug der durch Borkenkäfer verursachte Schaden in Niederösterreich etwa 3,2 Millionen Festmeter Holz, im Jahr 2014 waren es noch 200.000 Festmeter.

Käferholz für herkömmlichen Markt unbrauchbar

Zuletzt hat sich die EVN als möglicher Abnehmer für schadhaftes Borkenkäferholz erwiesen. Für 70 ihrer insgesamt 250 Biomasseanlagen beziehen sie jene Teile des Baumes, die stofflich sonst nicht mehr verwertbar wären. Durch Borkenkäfer befallenes Holz zeichnet sich durch Verfärbungen aus, die das Holz für den herkömmlichen Holzverarbeitungsmarkt wie Sägewerke oder Platten- und Papierproduktionen entwerten.

Borkenkäfer frisst sich durch Holz
narvikk
Borkenkäfer sorgten in der Holzwirtschaft stellenweise zuletzt sogar für Totalausfälle

Die Biomasseanlagen könnten damit einen Beitrag zur angespannten Situation leisten, sagt EVN-Sprecher Stefan Zach. In der Naturwärmeanlage Tulln würden derzeit beispielsweise Extramengen an sogenanntem Käferholz abgenommen. „Wir versuchen für unsere Geschäftspartner Absatzkontingente freizuhalten, auch im Sommer“, betont Zach. Für den Betrieb ihrer Anlagen benötigt die EVN jährlich etwa 1,5 Millionen Schüttraummeter Waldhackgut. „Wir beziehen unseren Bedarf von lokalen Genossenschaften. Die Ziele sind eine umweltfreundliche Erzeugung sowie das Verbleiben der Wertschöpfung in der Region“, so Unternehmenssprecher Zach.

Nachhaltige Transportlösung für die Zukunft gefragt

Während die Transportwege aus ökologischen, aber wohl auch aus wirtschaftlichen Gründen normalerweise möglichst gering gehalten werden, solle künftig auch der Radius vergrößert werden, heißt es bei der EVN. Die Holzstämme werden an Häckselplätzen zu Hackschnitzel verarbeitet und von dort aus weitertransportiert. Der Transport über Lkw komme dabei aber ähnlich teuer wie das Holz selbst, und das sei das größte Problem, so Stefan Zach.

„Biomasse beziehen wir normalerweise in einem Umkreis von 50 bis 60 Kilometern“, erklärt Zach. In der aktuellen Ausnahmesituation wolle die EVN dennoch mehr Schadholz abnehmen und dafür würden auch weitere Wege in Kauf genommen. Derzeit befinde man sich etwa für die großen Biomassewerke in Baden und Mödling in Verhandlungen mit einem Lieferanten aus dem Waldviertel. Ob das als Dauerlösung denkbar sei, könne aber noch nicht abgeschätzt werden und hänge vor allem maßgeblich davon ab, ob eine zukunftsfähige und leistbare Transportlösung gefunden werden könne, so Zach gegenüber noe.ORF.at.