Politik

Wirbel um Dosenschießen auf SPÖ-Fest

Für Wirbel hat am Samstag eine Aktion auf dem SPÖ-Familienfest Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf) gesorgt. Dort konnte auf Dosen mit Fotos von Mitgliedern der früheren türkis-blauen Regierung geschossen werden. Die FPÖ übte nun Kritik daran, die Sozialistische Jugend (SJ) entschuldigte sich für die Aktion.

Unter anderem klebten Fotos von Ex-Kanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz, Ex-Verkehrsminister und FPÖ-Chef Norbert Hofer sowie vom geschäftsführenden FP-Klubobmann und Ex-Innenminister Herbert Kickl auf den Dosen. FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky verlangte am Sonntag eine Entschuldigung von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner.

Rendi-Wagner: „Übers Ziel geschossen“

Diese reagierte am Montag auf den Vorfall. Laut der SPÖ-Parteivorsitzenden ist die SJ mit dem türkis-blauen Dosenschießen „im wahrsten Sinne übers Ziel geschossen“. Rendi-Wagner betonte bei einer Pressekonferenz in Innsbruck, dass sie selbst so eine Aktion „nicht veranstalten“ würde. Dass sich die SJ entschuldigte, „war richtig“, meinte die Parteivorsitzende.

Dennoch zeigte sich Rendi-Wagner stolz, dass „wir eine große Jugendorganisation haben, die sich engagiert und die mit viel Eifer und Emotion bei der Sache ist“. Allerdings wehre sie sich dagegen, den Vorfall „auf einer Stufe mit einem ‚Ibiza-Video‘ zu diskutieren“.

Schnabl: „Keine besonders kluge Aktion“

„Es war keine besonders kluge Aktion der SJ (Sozialistischen Jugend, Anm.)“, sagte SPÖ-Landesparteivorsitzender Franz Schnabl in einer ersten Stellungnahme zum Dosenschießen am Samstag.

„Die Freiheitlichen sollen erst einmal vor der eigenen Tür kehren“, meinte Schnabl auf APA-Anfrage weiter. Er war im Übrigen selbst beim Fest zu Gast und wurde gemeinsam mit Bürgermeisterin Monika Obereigner-Sivec (SPÖ) vor den Dosen fotografiert, wie in Sozialen Netzwerken kursierende Bilder zeigen.

Doßenschießen bei SPÖ-Familienfest
FPÖ Groß-Enzersdorf
Beim SPÖ-Familienfest wurde zum Schießen auf Dosen mit Fotos von ÖVP- und FPÖ-Politikern aufgefordert

Vilimsky: „Erwarte Mindestmaß an Niveau“

„Wann immer man glaubt, die Talsohle erlebt zu haben, kommt von irgendwo noch so ein roter Zwerg aus der 27igsten Reihe daher und schraubt das Niveau noch ein wenig hinunter. Schämt Euch, ein Familienfest für derart grausliche und widerliche Politik zu missbrauchen!“, hieß es von der örtlichen FPÖ auf Facebook. „Auch wenn wir uns am Beginn des Wahlkampfes befinden, erwarte ich mir auch von der SPÖ ein Mindestmaß an Niveau im politischen Diskurs. Die neuerliche Aktion zeigt einmal wieder, wie tief die SPÖ in den politischen Schmutzkübel greift“, kritisierte Vilimsky in einer Aussendung.

„Die Freiheitlichen versuchen, mit Aufregung von sich selbst abzulenken“, meinte Schnabl. „Sie wollen davon ablenken, dass sie selbst themenlos sind und von einem Fettnäpfchen zum nächsten stolpern“, sagte der Landesparteivorsitzende der SPÖ Niederösterreich.

Sozialistische Jugend entschuldigte sich

Montagmittag entschuldigte sich die SJ Bezirk Gänserndorf für ihre Aktion auf dem Familienfest der SPÖ. Die Aktion sei nicht vorher mit dem Veranstalter abgesprochen gewesen, wurde in einer Aussendung festgehalten.

„Es war nicht unsere Absicht, mit dem Dosenschießen jemanden zu beleidigen oder gar zu verletzen – sollte das geschehen sein, stehen wir nicht an uns hiermit zu entschuldigen“, teilte SJ-Bezirksvorsitzender Patrick Hansy mit. „Wir haben unser ‚Ibiza-Dosenwerfen‘ veranstaltet, um die Vorgänge bei der ‚Ibiza-Affäre‘ (vor allem die Rücktritte der Minister) auf witzige Weise darzustellen und auch zu kritisieren. Deswegen stand bei der Spielbeschreibung auch ‚Jede umgeworfene Dose ist ein Rücktritt‘ dabei – was auch nur so gemeint ist und nicht anders.“ Den Wirbel um die Aktion „halten wir für maßlos übertrieben“, so Hansky weiter.

SJNÖ-Landesvorsitzende Melanie Zvonik bezeichnete die Reaktionen auf das Dosenschießen als „völlig überzogen“: „Unsere Aktionen sind oft provokant, und nicht alle finden sie witzig.“ Während die Aktion der SJ „niemandem geschadet hat, leiden viele Menschen unter den Folgen der türkis-blauen Kürzungspolitik. Diese Tatsache kann man auch mit Ablenkungsmanövern nicht unter den Teppich kehren“, meinte Zvonik.