Chronik

Sanitäter rettete Mädchen vor Ersticken

Im Bezirk Krems ist am Wochenende ein Sanitäter zum Lebensretter geworden. Der 24-Jährige war privat auf einem Feuerwehrfest, als ein Mädchen keine Luft mehr bekam. Er reanimierte das Kind. Laut Rotem Kreuz können in solchen Situationen schon einfache Maßnahmen helfen.

Seit drei Jahren ist Philipp Wintersberger hauptberuflich Sanitäter in der Bezirksstelle des Roten Kreuzes in Krems. Am Sonntag war er mit Freunden zu Gast am Feuerwehrfest in Paudorf, als zu Mittag die Lage unerwartet ernst wurde. Wie die Tageszeitung „Heute“ berichtet, verschluckte ein sechsjähriges Mädchen ein Stück Palatschinke und bekam keine Luft mehr.

Lebensrettender Sanitäter
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Philipp Wintersberger reagierte am Wochenende ohne zu zögern und reanimierte das sechsjährige Mädchen

„Ich bin dann aufgestanden, habe mich als Sanitäter vorgestellt und die Mutter des Kindes gefragt, was passiert ist“, erzählt der 24-Jährige im Gespräch mit noe.ORF.at. „Sie hat mir dann erzählt, dass ihre Tochter eine Palatschinke gegessen hat und diese steckengeblieben ist.“ Der Sanitäter leistete daraufhin sofort Erste Hilfe: „Das Kind war schon blau, hatte keine Atmung mehr und für mich war sofort klar, dass ich Hilfe leisten muss, weil es um Leben und Tod geht.“

„Ich habe einfach meinen Job gemacht“

Wintersberger, der in seiner Freizeit auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Palt ist, gelang es, die Atemwege des Kindes freizumachen. Wenig später atmete das Mädchen wieder selbstständig. „Du hast in diesem Moment nur Adrenalin im Körper und handelst einfach. Du machst, was du in deiner Ausbildung gelernt hast“, erinnert sich der Ersthelfer, der in seinem Heimatort auch First Responder ist.

Auch ein Notarzthubschrauber und ein Rettungswagen wurden am Sonntag angefordert. Das Kind wurde schließlich zur Kontrolle ins Krankenhaus nach Krems gebracht. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass das solche Schlagzeilen macht. Ich habe einfach meinen Job getan. Es ist mein Beruf, Menschen zu helfen, und das habe ich gemacht“, will sich der 24-jährige Sanitäter weder als Held noch als Lebensretter sehen. Dem sechsjährigen Mädchen dürfte er aber das Leben gerettet haben.

Erste Hilfe: Schläge zwischen Schulterblätter

Laut Michael Herrmann, Fachreferent für die Ausbildung beim Rotes Kreuz Niederösterreich, zählt in so einem Fall jede Sekunde: „Medizinisch gesehen sagt man zwar, das Gehirn kommt drei bis fünf Minuten ohne Sauerstoff aus, aber das ist eine reine Hyphothese.“ Die Erste Hilfe sei in so einem Fall immer gleich, egal ob bei einem sechs Monate alten Baby oder einer 30-jährige Frau. „Ich drehe die Person mit dem Kopf nach unten und schlage ihr mit dem Handballen maximal fünfmal zwischen die Schulterblätter.“ In 95 Prozent aller Notfälle habe man damit erfolgreich geholfen, sagt Herrmann im „NÖ heute“-Studiogespräch.

Lebensrettender Heimlich-Handgriff
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Michael Herrmann zeigt an „NÖ heute“-Moderator Thomas Birgfellner den sogenannten Heimlich-Handgriff

Sofern diese Maßnahme nicht hilft, gibt es noch den sogenannten Heimlich-Handgriff. Dazu umfasst man die Person von hinten, ballt eine Hand zu einer Faust und legt diese dorthin, wo sich das Zwerchfell befindet, die zweite Hand legt man auf die erste Hand. „Jetzt mache ich eine ruckartige Bewegung nach oben, dadurch entsteht eine Druckwelle“, erklärt Herrmann. Auch diese Maßnahme soll man maximal fünfmal machen.

Das Kind zum Erbrechen zu bringen, sei in so einem Fall hingegen nicht sinnvoll. „Denn wir wissen ja gar nicht, wo der Fremdkörper ist. Der kann ja nicht nur in der Luftröhre stecken, sondern vielleicht auch in der Speiseröhre, und dabei würde man die Luftröhre abknicken.“ Präventiv empfiehlt der Experte, Speisen für Kinder klein zu schneiden, bevor sie gegessen werden und gerade Kleinkinder dabei nicht alleine zu lassen. Zudem sollten sich Kinder während des Essens ruhig hinsetzen und nicht spielen.