Iris Andraschek, Fratres 2009/19
Iris Andraschek
Iris Andraschek
Kultur

Ehemalige Grenzstation als Kunstobjekt

Im Jubiläumsjahr des Endes des Eisernen Vorhangs ist am Samstag ein Kunstprojekt im Waldviertler Grenzort Fratres-Slavonice eröffnet worden. Künstler entwickelten Arbeiten zur Bedeutung von Grenzen. Erstmals ist auch das ehemalige Grenzhaus öffentlich zugänglich.

Ausgangspunkt war die aus dem Jahr 2009 stammende Installation „Wohin verschwinden die Grenzen“ von Iris Andraschek und Hubert Lobnig. Sie wurde 2009 an dem nach 1989 stillgelegten Grenzposten zwischen Fratres und Slavonice als 60 Meter lange und vier Meter hohe Metallkonstruktion konzipiert und war ursprünglich als temporäres Projekt gedacht. Die Arbeit war 2009 Teil der grenzüberschreitenden Landesausstellung „Österreich. Tschechien. geteilt – getrennt – vereint“. Derzeit ist eine Variante in der Landesgalerie in Krems zu sehen.

Nun wird die Arbeit unter dem Titel „Die Verwandlung“ an der Grenzstation fortgesetzt, Andraschek und Lobnig sind die Kuratoren des Kunstprojekts. Sie fragen nach der Entwicklung der Grenzen nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs, dem Grenzabbau nach dem Schengen-Abkommen und nach den Jahren der Flucht seit 2015. „Ausgangspunkt hierfür waren die vielen mit dem Bürgerkrieg in Syrien zur Flucht nach Europa gezwungenen Menschen. Plötzlich wurden die Landesgrenzen zum Thema ganzer Wahlkämpfe. Dabei wurden humanitäre Aspekte und die gesellschaftliche Verantwortung sehr kontrovers diskutiert“, sagen die Kuratoren.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Filippo Minelli, What Things are Not, 2019
Filippo Minelli
Moritz Matschke, Figure No. 3, 2018
Moritz Matschke
 Estefania Peñafiel Loaiza,air accueil, 2013
Estefania Peñafiel Loaiza
Hannes Zebedin, Sabotinage, 2019
Hannes Zebedin
 Filippo Minelli, What Things are Not, 2019
Filippo Minelli

Grenzhaus erstmals öffentlich zugänglich

Neun internationale Künstlerinnen und Künstler wurden für das Projekt gebeten, ihren Blick auf die Verschiebungen und Veränderungen der Grenzen zu werfen. Ihre Antworten sind bis Mitte September im Bereich zwischen den beiden früheren Grenzstationen und im ehemaligen Grenzhaus zu sehen. Dieses privatisierte und beinahe unveränderte Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert ist für das Projekt das erste Mal wieder öffentlich zugänglich.

Zu den Künstlern zählt etwa die Mexikanerin Ana Teresa Fernandes. Sie widmete sich in ihrer Arbeit der Trennlinie zwischen Mexiko und den USA. Moritz Matschke verfolgte in seinem Projekt „Zug Vogel Mensch“ mit öffentlichen Verkehrsmitteln die Flugroute eines Storches.

Grenzhaus Fratres
Iris Andraschek Hubert Lobnig, 2019
Das ehemalige Grenzhaus in Fratres

Das Projekt wurde von der Initiative Kunst im öffentlichen Raum der Abteilung Kunst und Kultur des Landes unterstützt. Dabei bekommen Gemeinden, Vereine und Institutionen Unterstützung bei der Realisierung und Präsentation künstlerischer Projekte im Außenraum. In mehr als 20 Jahren wurden über 600 verschiedene Vorhaben umgesetzt.