Trauben hängen an einem Rebstock
dpa-Zentralbild/Marc Tirl
dpa-Zentralbild/Marc Tirl
Landwirtschaft

Winzer erwarten ein gutes Weinjahr

In wenigen Wochen startet in Niederösterreich die Weinlese. Wetterextreme wie der heißeste Juni seit Aufzeichnungsbeginn dürften den Reben nicht geschadet haben. Niederösterreichs Winzer erwarten ein positives Weinjahr. Das habe auch mit der Zahl neun zu tun.

In Niederösterreich geht man von einer „schönen, normalen“ Ernte aus. Während in der Steiermark etwa Hagel zu regionalen Schäden führte und die burgenländischen Trauben besonders unter Trockenheit litten, habe der niederösterreichische Wein relativ begünstigt wachsen können. Mengenmäßig soll die Ernte im Schnitt der vergangenen Jahre liegen, dafür werde sie qualitätsmäßig ein hohes Niveau aufweisen. Erwartet werden österreichweit etwa 2,4 Millionen Hektoliter Wein, der langjährige Schnitt liegt bei 2,5 Millionen Hektolitern.

Kleine Beeren mit hohem Aroma

Erste Vorproben würden sehr gute Parameter bei der Zucker- und Säurekonzentration zeigen und aromatische Weinen erwarten lassen. Die Experten gehen heuer von sehr reifen und langlebigen Weine aus. „Der Jahrgang 2019 reiht sich in die sehr guten Neunerjahrgänge ein“, sagte Johannes Schmuckenschlager, Weinbaupräsident der Landwirtschaftskammer. „Seit den 1950er Jahren beobachten wir sehr gute Qualitäten bei allen Jahrgängen, die mit neun enden – und zwar in den verschiedensten Bereichen von Weiß- bis Rotwein“, so Schmuckenschlager. Wegen der großen Hitze im Juni und Juli sind die Trauben dieses Jahr zwar etwas kleiner gewachsen, dem Wein dürfte das aber ein kräftigeres Aroma verleihen.

Tabellenübersicht über Österreichs Weinexporte
APA
Auch Niederösterreichs Winzer profitieren von steigenden Weinpreisen

Begonnen hat das Jahr für die Reben mit einem späten Austrieb, also einer geringen Gefahr für Spätfröste. Im Mai habe es viel Niederschlag gegeben und ein paar kühlere Tage, was zu einem späten Blütezeitpunkt im Juni geführt habe. Im Juni habe dann sehr heißes Wetter die starke Entwicklung der Trauben begünstigt, so Schmuckenschlager. Die Trockenheit habe zu einer geringen Gefährdung durch Pilzkrankheiten geführt, wodurch sich die heurigen Trauben als gesund herausstellen würden.

Auch der Juli sei sehr heiß gewesen, weshalb viele Winzer ihre Traubenmengen reduziert hätten, damit die Rebe nicht allzu viel Anstrengung habe. Nach dem extrem frühen Lesebeginn im Vorjahr soll die Hauptlese in Niederösterreich heuer wieder im Zeitplan liegen. Sie wird für Mitte September erwartet.

Wein kam mit Trockenheit großteils gut zurecht

Die Gefahren durch den Klimawandel sehen die Vertreter der Landwirtschaftskammern aber trotz der heurigen guten Nachrichten nicht gebannt. Extremwetterereignisse bedrohen die Landwirtschaft, viel Niederschlag und viel Trockenheit und natürlich Hagel ziehen auch den Weinbau in Mitleidenschaft – wobei für die Reben Nässe deutlich schädlicher sei als Trockenheit. Heißes Wetter führe zwar zu einer geringeren Ernte, sei aber für Trauben immer noch besser als Feuchtigkeit.

„Die Rebe ist eine sehr genügsame Pflanze“, meinte der Weinbaupräsident. Dass durch den Klimawandel der Weinbau verändert werde und sich insbesondere jene Flächen verändern, auf denen Wein angebaut werden könne, das sei unbestritten. Eine schnelle Veränderung sieht der Weinbaupräsident aber nicht, auch weil man sehr restriktiv bei der Zulassung neuer Rebflächen vorgehe: Nur ein Prozent der österreichischen Gesamtweinbaufläche pro Jahr darf neu bepflanzt werden. „Dass irgendwann das Mühlviertel das Weinviertel übertrifft, davon gehe ich nicht aus.“