Simulation zeigt Linienflugzeug
TU Wien / Andras Galffy
ORF / Sunk
Wissenschaft

Badener will Flüge turbulenzfrei machen

Sie sind zwar nicht gefährlich, aber unangenehm: Turbulenzen bei Flügen. Geht es nach dem Badener Piloten Andras Galffy, sollen sie bald der Vergangenheit angehören. Er hat an der TU Wien eine Technologie entwickelt, die Turbulenzen ausgleichen soll.

Als „intelligente Flügel“ bezeichnet Andras Galffy die von ihm erfundene Technologie, die er im Zuge seiner Dissertation an der Technischen Universität (TU) Wien entwickelte. Galffy ist Universitätsassistent am Institut für Automatisierungs- und Regelungstechnik und nebenbei auch „leidenschaftlicher Pilot“, wie er selbst sagt. Grundsätzlich entstehen Turbulenzen durch „Auf- und Abwinde in der Luft“, erklärt er bei einem Flug am Flugplatz in Bad Vöslau (Bezirk Baden). Die „intelligenten Flügel“ würden sich diesen Auf- und Abwinden „aktiv anpassen und dadurch die Turbulenzen unterdrücken“.

Sensoren sollen Turbulenzen frühzeitig erkennen

Konkret soll das durch die Klappen an den Flügeln passieren, mit denen man den Auftrieb erhöhen oder senken kann. Ein Großteil dieser Klappen wird aktuell nur bei Start- und Landung eingesetzt. Die sogenannten Querruder kann der Pilot zwar aktiv schnell steuern, bei Turbulenzen hilft das wegen der Reaktionszeit aber nicht, so Galffy.

Der Grund: Um Turbulenzen auszugleichen, müsse man sehr schnell reagieren – schneller als es die Reaktionszeit erlaube. „Wenn man zu spät reagiert, dann ist die Auf- und Abbewegung, die man mit einer Ab- und Aufbewegung ausgleichen will, genau verschoben und dann hat man praktisch die doppelte Ab- und die doppelte Auf-Bewegung“. Die nun entwickelte Technologie basiert deshalb auf Sensoren, die an den Flügeln befestigt werden, die Turbulenzen frühzeitig erkennen und die Klappen rechtzeitig in die richtige Position bringen.

Andras Galffy im Cockpit eines Kleinflugzeugs
ORF / Sunk
Andras Galffy ist selbst leidenschaftlicher Pilot

Erste Tests bei bemannten Flügen

Unbemannte Testflüge sowie Testflüge mit Flugsimulatoren waren bereits sehr erfolgreich, jetzt soll der nächste Schritt folgen: Vor kurzem erhielt Galffy die Zusage durch das Bundesministerium, die Technologie im Rahmen eines Luftfahrtprogramms mit bemannten Flügen zu testen. Die nächsten 2,5 Jahre soll das mit einem kleinen Experimentalflugzeug bei realen Flügen passieren. Geht es nach dem Entwickler soll die Technologie früher oder später auch an Passagierflugzeugen getestet werden. Bis dahin wird es aber wohl noch einige Jahre dauern.

Grundsätzlich sei die Technologie von kleinen Flugzeugen beziehungsweise Drohnen mit einem Meter Spannweite „bis zum A380 oder noch größeren Linienflugzeugen“ anwendbar, sagt Galffy. Weil bei Linienflügen besonders turbulente Regionen umflogen werden, entstehe gerade bei diesen viel unnötiger Spritverbrauch und CO2-Emissionen, argumentiert Galffy – und es gehe dabei auch um den Komfort und das Sicherheitsgefühl der Passagiere. „Auf der anderen Seite ist man gerade bei kleinen Flugzeugen umso stärker Turbulenzen ausgesetzt“, sagt er, da diese in niedrigen Höhen fliegen, wo die Turbulenzen stärker sind.

Simulation mit einem Passagierflugzeug

Diese Simulation zeigt, wie sich die Klappen an den Flügeln auch bei einem Linienflugzeug an die auf und abströmende Luft anpassen könnten

Die bisherigen Ergebnisse der Forschungsarbeit würden ihn motivieren, sagt Galffy und fügt hinzu: „Wenn man sich Vögel ansieht, dann sieht man, die machen das Gleiche: Sie gleichen mit ihren Flügeln Turbulenzen aus und fliegen ganz ruhig.“ Ob wir tatsächlich irgendwann ins Flugzeug steigen werden, ohne Turbulenzen fürchten zu müssen, werden die kommenden Forschungsergebnisse zeigen. Bei der internationalen Airshow in Paris wurde die Technologie jedenfalls bereits präsentiert. Und auch das Patent ist bereits beantragt.