Thurnberger Stausee Schatzsucher EVN Kamp
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Chronik

Im leeren Stausee auf Schatzsuche

Am Stausee Thurnberg (Bezirk Krems) herrscht derzeit Goldgräberstimmung. Seit Mitte August lässt die EVN das Wasser ab, um die Anlage zu sanieren. Viele Kinder und Anrainer nutzen die Chance, um nach verlorenen Gegenständen zu suchen.

Auf den Sprung ins Wasser müssen die Besucher derzeit verzichten, dafür haben die Schatzjäger Hochsaison. Sowohl Kinder als auch Erwachsene untersuchen derzeit eifrig den feuchten Schlammboden. „Wir hoffen auf Gold, dass irgendjemand da einen Schatz versenkt hat“, sagte Franz Vogl aus Wolfpassing (Bezirk Tulln) zuversichtlich.

Gabriel aus St. Bernhard (Bezirk Horn) fand hingegen nur „sehr viel Schlamm“ und „eine große Eidechse“. Und Florian Vogl aus St. Andrä-Wördern (Bezirk Tulln) freut sich über eine Muschel, die er im mittlerweile ausgetrockneten Boden entdeckte. Herbert Asenbaum aus Wanzenau (Bezirk Horn) gibt sich damit nicht zufrieden: „Da drüben steht eh ein Bagger, wir müssen den Schlamm nur etwas auf die Seite schieben, und vielleicht finden wir dann einen versunkenen Schatz.“

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Vor der Staumauer liegt nach wie vor viel Holz, dass beim Jahrhunderthochwasser 2002 angespült wurde

Kühlschrank, Fischerhütte und viel Holz

Bisher fand jedoch noch niemand den großen Schatz. Stattdessen wurden ein Kühlschrank, Taucherbrillen, eine kaputte Zille, eine weggerissene Fischerhütte und viel angeschwemmtes Holz entdeckt. „Diese Bäume und Hölzer sind noch Reste vom Hochwasser 2002, wo weit über 1.000 Kubikmeter Holz beim Verklausungsschutz trieben und dann abgesunken sind“, erklärte Ernst Bieber, der Projektleiter der Kraftwerkssanierung.

Innerhalb von nur zwei Wochen wurde der Stausee nun fast komplett entleert, zur Überraschung von Urlauber Gerhard Schmid aus Passau (Deutschland): „Vor vier Wochen war ich noch am Campingplatz, und da sind wir hier geschwommen. Das war toll. Und als ich jetzt wieder gekommen bin, habe ich gesehen, dass das ganze Wasser fehlt, ich weiß auch nicht, warum.“

Doppelter Schutz für die Schoten

Der Grund dafür sind Wartungsarbeiten, die der Kraftwerksbetreiber EVN an der Staumauer durchführen muss, weshalb er das Staubecken entleerte, erklärte Erich Binder, Werksleiter der Kamp-Kraftwerke: „Der Grundablass und der Spülablass werden technisch erneuert, es wird an beiden Ablässen eine zweite Schütze eingebaut. Der Korrosionsschutz wird erneuert und mehrere bauliche Maßnahmen im Zuge der Entleerung durchgeführt.“ Zudem wird der Hochwasserschutz verbessert.

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Bis Ende des Jahres sollen die Arbeiten am Kraftwerk abgeschlossen sein, dann wird das Staubecken wieder befüllt

„Entleert“ heißt aber nicht, dass gar kein Wasser mehr den Kamp hinunterfließt, sagte Bieber: „Im alten Flussbett, das quer durch das Staubecken geht, werden weiterhin die drei Kubikmeter, die wir üblicherweise um diese Jahreszeit abgeben, durchfließen, und man wird im Unterlauf gar nicht merken, dass hier der Stausee leer ist.“

Um die Fische kümmert sich wiederum die Österreichische Fischereigesellschaft, die die Tiere nach Ende der Arbeiten wieder in den Stausee bringt. Bis spätestens Ende des Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Dann wird der Stausee wieder befüllt, und die Schatzjäger müssen wohl die nächsten 20 Jahre warten.