Schoeller Bleckmann
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„Im Fokus“

Bohrstangen für den Weltmarkt

Die Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG mit Sitz in Ternitz (Bezirk Neunkirchen) produziert hochspezialisierte Bohrstangen für die Öl- und Gasförderung. Im ersten Halbjahr 2019 hat der Konzern knapp 240 Millionen Euro Umsatz gemacht.

400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind am Hauptsitz von Schoeller-Bleckmann in Ternitz tätig. Das Unternehmen ist aber weltweit aktiv und beschäftigt insgesamt etwa 1.550 Menschen. Abgesehen von Ternitz gibt es noch vier weitere Produktionsstandorte, zwei in den USA und jeweils einen in Singapur und Vietnam. Der Ölfeldausrüster baut spezielle Bohrstangen, die ganz nach Kundenwunsch konfiguriert werden. Vorsitzender des Vorstandes und CEO ist Gerald Grohmann, Klaus Mader ist Mitglied des Vorstandes und CFO.

Schoeller-Bleckmann hat sich auf das sogenannte Richtbohrverfahren spezialisiert. Dabei wird nicht einfach nur senkrecht in die Tiefe gebohrt, sondern nach zwei bis drei Kilometern horizontal gebohrt, um Öl- bzw. Gasvorkommen zu erschließen. Trotz dieser großen Distanzen kann der Bohrstrang bis auf wenige Meter genau gesteuert werden.

Schoeller Bleckmann
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In Ternitz werden die Bohrstangen für die Erschließung von Öl- und Gasfeldern erzeugt

„Unser Geschäft ist extrem zyklisch, ein Auf und Ab“

noe.ORF.at: Herr Grohmann, Schoeller-Bleckmann erzeugt Spezialteile für die Ölbohrung und zwar für das sogenannte Richtbohrverfahren. Welche Vorteile hat diese Methode?

Gerald Grohmann: Damit ist die Ölförderung wesentlich effizienter, weil man größere Gebiete des Ölreservoirs trifft und damit aus einer Bohrung mehr Öl herausholen kann.

noe.ORF.at: Inwiefern beschäftigt man sich als Ölfeldausrüster mit dem Thema Umweltschutz?

Grohmann: Öl und Gas werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weiter Hauptquelle für die Energieversorgung dieses Globus sein. Gleichzeitig müssen wir sehr verantwortungsvoll mit den Ressourcen umgehen, die wir haben. Wir glauben einerseits, dass wir mit unserem Tun einen wichtigen Beitrag leisten, dass die Welt mit Energie versorgt wird. Das ist ja auch die Basis des Wohlstandes. Auf der anderen Seite schauen wir, dass wir das möglichst umweltschonend durchführen. Wir haben hier in Ternitz vor einigen Jahren eine sehr große neue Halle gebaut und das Dach mit Photovoltaiksystemen belegt. Ein weiteres Beispiel: Wir haben im Vorjahr trotz steigender Umsätze die Emissionen um sechs Prozent reduziert. Das sind Dinge, auf die wir achten.

noe.ORF.at: Macht Ihnen das Sorge, wenn jetzt so viel von E-Mobilität die Rede ist?

Grohmann: Nein. Ich glaube, da bedarf es noch sehr viel, dass sich eine alternative Mobilität durchsetzt. Ich glaube auch nicht, dass die E-Mobilität wie sie jetzt batteriebetrieben angeboten wird, die Lösung ist. Ich sehe mehr Potenzial im Wasserstoff. Aber da wird es noch viele Jahre brauchen, um das marktreif zu machen. Benzin und Diesel werden wahrscheinlich noch lange Zeit nötig sein, um den Transport zu bewerkstelligen. Vor allem Lkws, Flugzeuge und Schiffe werden noch lange Zeit auf diese Ressource zurückgreifen müssen.

Schoeller-Bleckmann „im Fokus“

Der Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann aus Ternitz (Bezirk Neunkirchen) produziert hochkomplexe Spezialteile für die Öl- und Gasbohrung.

noe.ORF.at: Warum haben Sie Ihren Hauptsitz in Ternitz und nicht irgendwo, wo es größere Öl- und Gasvorkommen gibt?

Grohmann: Die Kunden aus aller Welt besuchen uns in Ternitz, weil sie hier Dinge bekommen, die sie woanders nur sehr schwer erhalten. Wir haben hier eine sehr gut ausgebildete Mannschaft an Facharbeitern, die notwendig sind, um diese sehr komplexen Produkte herstellen zu können. Wir sind sicher weltweit das größte Werk für diese Art von Produkten. Unsere Kunden sind hundertmal größer als wir, aber wir haben bei allen Kunden den Status eines strategischen Lieferanten.

noe.ORF.at: Sie haben gesagt, Sie haben hier sehr gute Fachkräfte. Wie schwierig ist es, sie zu finden?

Grohmann: Das wird zunehmend schwieriger. Aber zum Glück finden wir diese Leute noch, und zu einem großen Teil bilden wir sie auch selbst aus. Wir investieren viel in die Lehrlingsausbildung. Wir haben im Schnitt 25 bis 30 Lehrlinge beschäftigt. Wir nehmen auch laufend neue Lehrlinge auf, weil sie eine wichtige Quelle für zukünftige Facharbeiterpositionen sind.

Gerald Grohmann Vorstand Schoeller Bleckmann
www.bigshot.at/Christian Jungwirth
Seit 2001 ist Gerald Grohmann Vorstandsvorsitzender der Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG

noe.ORF.at: Forschung und Entwicklung spielen bei Ihnen eine große Rolle. Wie ist das organisiert?

Grohmann: Forschung und Entwicklung sind sehr dezentral organisiert, weil ich vermeiden möchte, dass es hier irgendwo einen Elfenbeinturm gibt, in dem die Forscher sitzen. Bei uns müssen die Entwicklungsingenieure sehr eng mit den Vertriebsleuten zusammenarbeiten, damit wir hören, was der Kunde braucht.

noe.ORF.at: Es hat Zeiten gegeben, da ist es Schoeller-Bleckmann nicht so gut gegangen, jetzt läuft´s wieder ganz gut. Woran liegt das? Wie funktioniert das Geschäft mit dem Öl?

Grohmann: Unser Geschäft ist extrem zyklisch. Das ist ein Auf und Ab, meistens in Verbindung mit dem Ölpreis. Wenn der Ölpreis hoch ist, investieren die Ölgesellschaften viel in neue Bohrungen. Wenn der Ölpreis niedrig ist, wird bei den Ölgesellschaften der Sparstift angesetzt. Wir haben es gelernt, diese Zyklen zu managen. Als ich vor 18 Jahren hier als CEO begonnen habe, hat mich einer unserer größten Kunden mit den Worten „Willkommen auf der Hochschaubahn“ begrüßt.

noe.ORF.at: Sie sind ein börsenotiertes Unternehmen. Inwiefern spielt das im Alltag eine Rolle?

Grohmann: Eine durchaus große, denn alles, was wir tun, ist irgendwie öffentlichkeitswirksam. Damit können wir gut umgehen. Wir versuchen möglichst offen, klar und transparent zu kommunizieren.