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Neulengbach als Zentrum der U-Bootszene

An garantiert keinem Ort Österreichs sind derzeit mehr U-Boote anzutreffen als in Neulengbach (Bezirk St. Pölten). Modellbauer aus sieben verschiedenen Ländern testen auch am Sonntag im Freibad die Wassertauglichkeit ihrer aufwendig gebauten U-Boote.

Wo vor einigen Tagen noch Menschen geschwommen sind, tummeln sich unzählige U-Boote. Einige Modelle messen 20 bis 30 Zentimeter, andere sind fast zwei Meter lang. Ihre Feuertaufe müssen die Boote naturgemäß im Wasser bestehen. Denn dort zeigt sich, ob sich die meist monate- bis jahrelange Arbeit ihrer Besitzer bezahlt gemacht hat. „Bekanntlich macht jedes Schiff einen Tauchgang. Unser Ziel ist aber klarerweise, dass jedes Boot auch wieder zur Oberfläche zurückkehrt. Vor kurzem sind erst zwei Boote kollidiert, immer wieder bleibt auch eines unter Wasser. Das gehört einfach dazu, aber die meisten funktionieren einwandfrei“, erzählt Hans Hofmann, Organisator des U-Boot-Treffens.

„Ein bunter und verrückter Haufen verspielter Männer“

Viele der etwa 50 Teilnehmer kennen einander bereits, erzählt Hofmann. „Unsere Szene ist nicht allzu groß. Da kennt man sich mit der Zeit. Außerdem treffen wir einander regelmäßig, um uns auszutauschen“, so Hofmann. Zwei Tage lang inspizieren und testen die Modellbauer ihre mitgebrachten Boote. Sie sind aus Österreich, Deutschland, Slowenien, Tschechien, Italien, Ungarn, der Slowakei und der Schweiz angereist.

Das internationale U-Boottreffen findet noch am 15. September bis 17.00 Uhr bei freiem Eintritt im Freizeitzentrum Neulengbach statt.

Frauen finden sich vor allem unter den Gästen, die das Treiben der Modellbauer beobachten. „Man kann schon sagen, dass wir ein bunter und verrückter Haufen verspielter Männer sind“, schmunzelt Organisator Hofmann. „Es ist einfach toll, wenn man Pläne schmiedet und in langer mühsamer Arbeit ein Boot erschafft. Wenn es dann soweit ist, dass man es ins Wasser lassen und damit Spaß haben kann, dann ist was für große Jungs. Aber natürlich nicht nur für Jungs – für alle, die Freude daran haben“, schwärmt Carsten Heintze aus Elmshorn in Deutschland.

Modellbauer verbringen viel Zeit im Keller

Wenn die Modellbauer am Beckenrand stehen, Fernsteuerungen in der Größe eines Laptops um den Hals hängend, sieht man ihnen die Freude an, wenn ihre U-Boote durchs Wasser gleiten und auf Knopfdruck auf- und abtauchen. Oder wie es in ihrer Fachsprache heißt – getrimmt werden.

Fotostrecke mit 9 Bildern

U-Boot in Großaufnahme
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Unterwasseraufnahme eines U-Bootes
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Zuschauer am Beckenrand
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Augestelle U-Bootmodelle
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Zwei U-Boote unter Wasser
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U-Bootbauer mit Modellen am Beckenrand
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U-Bootmodelle auf Tischen
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Ein U-Boot in Form eines Orkas
ORF/Berger
Zwei Männer basteln inmitten von U-Bootmodellen
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„Es sind diese Momente, für die wir stundenlang im Keller stehen, während der Rest der Familie fernsieht. Man könnte sagen, mein Zuhause bei uns Zuhause ist der Keller“, erzählt Detlef Franke, der aus Dessau in Deutschland angereist ist. Er kniet neben einem Modell eines amerikanischen, unbewaffneten Versuchsbootes, in dem viel Zeit und Geld steckt. „Das ist ein Modell im Maßstab 1:35. Wenn man Ansprüche an sein Boot stellt, dann gibt es kein Modell aus dem Baukasten. Hier habe ich vom Rumpf über die Elektronik alles selbst gemacht und eineinhalb Jahre dafür gebraucht. Anschließend waren dann zwei bis drei Jahre Feinschliff nötig.“

Modelle kosten oft mehrere tausend Euro

In manchen Modellen stecken mehrere tausend Euro. Einige der Teilnehmer des U-Boot-Treffens stellen gewisse Komponenten der U-Boote beruflich her. In der Szene ist man sich einig, dass vor allem die neuen Möglichkeiten des 3D-Drucks die Modellbauszene stark verändert habe. Die meisten betreiben damit aber ein „intensives Hobby“, wie sie selbst sagen. „Speziell wenn man Tage hat, an denen alles wie geschmiert läuft und die tagelang geschmiedeten Pläne endlich aufgehen, dann musst du einfach weitermachen, solange es die Zeit irgendwie erlaubt. Natürlich stecken die Frau und die Kinder dann etwas zurück, aber mittlerweile ist meine Tochter auch so alt, dass sie mir die Figuren anpinselt und eine Riesenfreude damit hat“, erzählt Modellbauer Michael Deimel aus Litschau (Bezirk Gmünd).