Supermarktregal im Sozialmarkt
ORF
ORF
Chronik

Sozialmärkten geht das Geld aus

Die Sozialmärkte in Niederösterreich verzeichnen einen starken Anstieg an Kundinnen und Kunden, gleichzeitig kämpfen sie aber mit den finanziellen Bedingungen. Innerhalb eines Jahres mussten 15 Beschäftigte gekündigt werden.

2018 gab es bei den Sozialmärkten noch 95 Beschäftigte, bis September 2019 wurde der Personalstand um 15 Beschäftigte reduziert. In den Märkten ist man immer mehr auf Freiwillige angewiesen, so Ursula Oswald, Sprecherin von soogut. Die 250 Ehrenamtlichen arbeiten in sieben soogut-Märkten in Niederösterreich: St. Pölten, Amstetten, Tulln, Stockerau (Bezirk Korneuburg), Mödling, Ternitz (Bezirk Neunkirchen) und Heidenreichstein (Bezirk Gmünd). Zusätzlich werden von soogut noch drei kleine Verkaufsstellen in Waidhofen an der Ybbs, St. Valentin (Bezirk Amstetten) und Horn betrieben, die nur zwei bis drei Tage pro Woche geöffnet haben.

Bedarf an Sozialmärkten steigt

In Sozialmärkten kaufen immer mehr Kundinnen und Kunden ein. In den ersten acht Monaten des heurigen Jahres gab es um 10.000 mehr Einkäufe als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Einkommensgrenze, um in Sozialmärkten einkaufen zu dürfen, liegt für einen Einpersonenhaushalt bei 1.200 Euro monatlich, bei einem Zweipersonenhaushalt bei 1.550 Euro. „Vor allem alleinerziehende Mütter und Pensionistinnen kaufen bei uns ein“, sagt Oswald. Etwa 27.000 Menschen kaufen in Niederösterreich bei soogut-Märkten ein.

Der Großteil des Personals in Sozialmärkten wurde mit Menschen aus Transitarbeitsplätzen besetzt. Dabei handelte es sich um eine arbeitsmarktpolitische Initiative, um Langzeitarbeitslose über eine befristete Anstellung auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten und sie anschließend in andere Jobs weitervermitteln zu können. Ihre Arbeitsplätze wurden durch Förderungen vom Arbeitsmarktservice (AMS) und vom Land Niederösterreich finanziert. Mit Anfang 2019 beendete das AMS Niederösterreich wegen mangelnden Erfolgs der Initiative die Förderungen. Zwei Drittel der Förderungen brachen mit dem Ausstieg des AMS weg.

Zwei Sozialmärkte mit neuen Betreibern

Weil das Budget nicht ausgereicht hatte, musste zuerst der mobile Verkauf im Most- und Waldviertel beendet und dann ein soogut-Standort in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) aufgegeben werden. Der Standort blieb aber für die Kundinnen und Kunden erhalten. Er wird seit Ende 2018 vom Roten Kreuz betrieben. Die Kürzungen hatten auch Auswirkungen auf den Verein JOBcare, der in Krems einen Sozialmarkt betrieb und schließen musste. Die Caritas der Diözese St. Pölten übernahm den Markt. Die Caritas investiert etwa 50.000 Euro an Spendenmitteln, um den laufenden Betrieb im Jahr 2019 sicherzustellen. Dazu kommen Zuschüsse des Landes Niederösterreich und der Stadt Krems.

So finanzieren sich auch die Märkte von soogut. „Förderungen erhalten wir ausschließlich vom Land Niederösterreich. Dazu kommen bei manchen Standorten Subventionen von der Gemeinde“, sagt Oswald. Die Gemeinde Stockerau subventioniere etwa die Mietkosten. Wie es mit den Sozialmärkten weitergeht, wird sich in den kommenden Wochen entscheiden. Dann wird nämlich über die Förderungen für 2020 verhandelt.