Schriftzug in zwei Sprachen im Landeskindergarten Großdietmanns
ORF / Novak
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Bildung

Grenzprojekt: Tschechisch im Kindergarten

Beim Lernen von benachbarten Fremdsprachen setzt ein EU-Projekt auf Schulen und auch auf Kindergärten. Wie das funktionieren kann, zeigt sich im Landeskindergarten Großdietmanns (Bezirk Gmünd), wo schon die Jüngsten Tschechisch lernen.

„Jedna, dva, tri, ctyri, pet, …“ – die tschechischen Zahlen von eins bis 20 sind für die Kinder im Landeskindergarten Großdietmanns kein Problem. Nur wenige hundert Meter von der Grenze entfernt wird Kindern hier schon seit 14 Jahren auf spielerische Art die Nachbarsprache beigebracht. „Einmal in der Woche besucht uns eine muttersprachliche Mitarbeiterin, die eine große Tasche mit Spielsachen dabei hat“, erzählt Maria Müller, die den Kindergarten leitet. „Die Kinder freuen sich total, wenn sie kommt.“

Es wird nicht nur gespielt und gesungen, die Kindergartengruppen unternehmen gemeinsam mit der Muttersprachlerin auch immer wieder Ausflüge. „Sie begleitet uns in ihrer tschechischen Sprache in unserem Alltag“, sagt Müller gegenüber noe.ORF.at.

Deutsch für tschechische Kinder

Beim Besuch von noe.ORF.at ist der Kindergarten allerdings selbst Ziel eines Ausflugs. Seit 2010 gibt es in Ceske Velenice, auf der anderen Seite der Grenze, einen Partnerkindergarten. Nach einer zehnminütigen Busfahrt sind die tschechischen Kinder nun in Großdietmanns zu Gast – nicht zum ersten Mal. „Die Kinder freuen sich immer sehr, wenn sie in den österreichischen Kindergarten kommen. Sie haben hier anderes Spielzeug und machen andere Tätigkeiten“, sagt Lenka Luzicka, die den tschechischen Kindern parallel Deutsch beibringt.

Tschechische Kinder beim Besuch im Landeskindergarten Großdietmanns
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Tschechische Kinder kommen in Großdietmanns an

Auf dem Programm steht ein gemeinsames „Kinderrestaurant“ genauso wie ein Theaterstück, gespielt von österreichischen Kindern in tschechischer Sprache. Sichtbar Spaß macht auch das länderübergreifende Spielen in den Kindergartengruppen, bei dem Sprachhürden kaum zum Thema werden.

Tschechisch, Slowakisch und Ungarisch

Das dahinterstehende Projekt heißt „Bildungskooperationen in der Grenzregion“ (BIG) und wird zu 85 Prozent mit EU-Mitteln finanziert. Die tschechisch-österreichische Kooperation erreicht knapp 3.000 Kindergartenkinder, dazu kommen über die niederösterreichische Sprachenoffensive mehr als 600 Schülerinnen und Schüler. Durchgeführt wird es primär vom Land Niederösterreich. In ähnlichen Unterprojekten wird in grenznahen Kindergärten und Schulen auch Slowakisch und Ungarisch gelehrt.

„Gerade in einer Zeit, in der die Grenzen offen sind, ist es sinnvoll, wenn man die Nachbarsprache lernt, gerade im Kindergarten“, sagt Marcela Reznickova, Koordinatorin des Projekts BIG AT-CZ. Der große Vorteil sei nun, dass man die Sprache in nur wenigen Kilometern Entfernung hören und auch selbst ausprobieren könne und auf diese Art vielfach auch neue Bekanntschaften schließe.

Spielende Kinder im Landeskindergarten Großdietmanns
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Kinder aus beiden Ländern spielen gemeinsam

Zukunft des Projekts noch ungewiss

Von zahlreichen Erfolgsgeschichten erzählt auch Kindergartenleiterin Müller. Ein Mädchen habe ihr etwa erzählt, es sei mit seinen Eltern in Ceske Velenice einkaufen gewesen. „Dort hat das Mädchen wirklich versucht, das bisschen tschechische Sprache, das es schon kann, auch anzuwenden. Mit ‚ahoi‘ im Geschäft und ‚na shledanou‘ bei der Verabschiedung.“ In diesem Moment sei das Mädchen „wirklich sehr stolz“ auf sich gewesen, erzählt Müller.

Die mehrjährige aktuelle Förderperiode des Projekts läuft bereits mit Monatsende aus, dadurch ist der Besuch der tschechischen Kinder gewissermaßen auch ein Abschied. Der Antrag auf eine Verlängerung wurde allerdings bereits eingebracht. In wenigen Wochen soll es dazu eine Entscheidung geben.