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Kultur

Torberg-Medaille für Reichenau-Intendanten

Das Intendantenpaar der Festspiele Reichenau (Bezirk Neunkirchen), Renate und Peter Loidolt, wurde am Donnerstagabend in Wien mit der Marietta-und-Friedrich-Torberg-Medaille geehrt. Diese Auszeichnung wird von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien verliehen.

In den Statuten der hohen Auszeichnung ist zu lesen: „Die Marietta und Friedrich Torberg Medaille ehrt das Andenken an einen bedeutenden Schriftsteller, an einen großen Humanisten und ebenso streitbaren wie gelegentlich umfehdeten Kämpfer gegen Nazismus und Kommunismus, gegen totalitäre Ideologien.“ Die Medaille wird in unregelmäßigen Abständen von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien an Persönlichkeiten oder Institutionen verliehen, die gegen Antisemitismus, Rassismus und Neo-Nazismus auftreten. Das Reichenauer Intendantenpaar wurde insbesondere für seine Spielpläne geehrt, auf denen sich immer wieder Stücke österreichisch-jüdischer Autoren finden.

Renaissance der österreichisch-jüdischen Autoren

Seit 1988 verwandeln Renate und Peter Loidolt in den Sommermonaten Reichenau an der Rax zu einem der Theaterzentren Österreichs. Die Programmatik ist seit jeher klar und liniengetreu: Es sollen die besten Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Bühne stehen, es werden überwiegend Werke österreichischer Autoren aufgeführt. Darunter finden sich auch immer wieder Werke von österreichisch-jüdischen Autoren. So wurde erst diesen Sommer Franz Werfels Erzählung „Eine blassblaue Frauenschrift“ für die Bühne adaptiert.

Renate und Peter Loidolt bei der Vergabe der Torberg-Medaille
Daniel Shaked
Verleihung der Marietta-und-Friedrich-Torberg-Medaille der Israelitischen Kultusgemeinde: Oskar Deutsch, Renate und Peter Loidolt sowie Ariel Muzicant (v.l.)

Die Festspiele Reichenau hätten Friedrich Torberg sehr gut gefallen, sagte Ariel Muzicant, der Vizepräsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, in seiner Laudatio auf das Intendantenpaar. „Sie haben damit eine Renaissance dieser österreichisch-jüdischen Autoren bewirkt. Sie haben zahlreiche unbekannte oder vergessene Stücke dieser Autoren wiederaufgeführt, sie haben viele ihrer Prosastücke dramatisiert oder dramatisieren lassen und damit einem Theaterpublikum näher gebracht“, so Muzicant.

Mit ihren Spielplänen würden Renate und Peter Loidolt gegen das Vergessen eintreten, sagte der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch: „Der Kampf gegen Antisemitismus und gegen das Vergessen ist keine jüdische Aufgabe, es ist unser aller Verpflichtung. Renate und Peter Loidolt kommen seit Jahrzehnten dieser Verpflichtung aus Überzeugung nach. Mit all ihren Produktionen erreichen sie tausende Menschen und regen zum Denken, zum Nachdenken an“, so Deutsch.

Das Anliegen ist „allein die gute Geschichte“

Den Festspielprogrammen war nie ein ideologisches oder politisches Motto vorangestellt, sagten die sichtlich gerührten und geehrten Intendanten in ihren Dankesworten. Man fühle sich keiner Richtung verpflichtet. „Unser Anliegen ist allein die gute Geschichte, das gute Stück, der interessante Schriftsteller oder Dichter und die perfekte Besetzung. Das Werk soll so auf die Bühne gebracht werden, dass ein intelligentes Publikum die Aussage eindeutig versteht und mitnimmt.“ Die Würdigung bezeichneten Renate und Peter Loidolt als große Ehre: „Dieser Preis, der den Titel und Namen des Ehepaars Torberg trägt, für das Ehepaar Loidolt. Vielen herzlichen Dank.“