Bildung

Ein Haus gegen den Fachkräftemangel

Im Bezirk Zwettl sind eine Baufirma und eine Polytechnische Schule eine spezielle Kooperation eingegangen. Beim Hausbau soll bei den Schülern der Region Lust auf einen Lehrberuf im Baugewerbe geweckt werden.

Binnen drei Tagen entstand das kleine Holzhaus im Garten des Kindergartens in Groß Gerungs (Bezirk Zwettl). Seitdem steht es den Kindern als Spielhaus zur Verfügung. 17 Schüler der Polytechnischen Schule Griesbach (Bezirk Zwettl) sägten, stemmten, schraubten, klebten und montierten gemeinsam mit der Baufirma Fessl aus Rudmanns (Bezirk Zwettl). Dass bei den Jugendlichen im Zuge der Arbeiten große Lust am Handwerken wuchs, bestätigt etwa der 15-jährige Julian Schrammel: „Es ist schon ein gutes Gefühl, wenn man so etwas geschafft hat und wenn das Haus am Ende fertig vor dir steht.“

Projekt gegen Lehrlingsmangel

Die Idee dazu hatte Mario Kitzler, Zimmerermeister der Firma Fessl. Er war als Jugendlicher selbst Schüler der Polytechnischen Schule Griesbach und freut sich nun über den neuerlichen Kontakt zu seiner alten Schule. „Bei den Arbeiten hat man gemerkt, dass es den Schülern wirklich Freude gemacht hat, selbst mitzuwirken und mitzuwerken. Auch uns hat es Spaß gemacht, mit den Jugendlichen ein gemeinsames Projekt abzuwickeln“, so Kitzler.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Schülerinnen und Schüler bei der Errichtung des Gartenhauses
PTS Groß Gerungs/Griesbach
Beim Bau eines Hauses ist Teamwork gefragt
Schülerinnen und Schüler bei der Errichtung des Gartenhauses
PTS Groß Gerungs/Griesbach
Schülerinnen und Schüler bei der Errichtung des Gartenhauses
PTS Groß Gerungs/Griesbach
Schülerinnen und Schüler bei der Errichtung des Gartenhauses
PTS Groß Gerungs/Griesbach
Schülerinnen und Schüler bei der Errichtung des Gartenhauses
PTS Groß Gerungs/Griesbach

Stefan Prinz ist Fachlehrer an der Polytechnischen Schule Griesbach und als Projektleiter für die Kooperation verantwortlich. Er erzählt, dass das Kindergartenspielhäuschen bereits das zweite gemeinsam errichtete Holzhaus war: „Wir haben bereits im Vorjahr ein größer dimensioniertes Gartenhaus gemeinsam gebaut. Das war ein voller Erfolg für die Schüler, sodass wir kürzlich mit dem Holzhaus für den Kindergarten gerne ein weiteres Projekt gestartet haben.“

Das Ziel der Kooperation sei es, die Jugend sehr praxisnah an Lehrberufe im Baugewerbe heranzuführen und ihnen durch die eigenständige Arbeit ein realistisches Bild des Baugewerbes ermöglichen zu können. Auch im Kleinen sei es möglich, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Pilotprojekt führte bereits zu Lehrverträgen

Die Baufirma Fessl macht nach den gemeinsam errichteten Holzhäusern bereits erste Erfolge aus. „Wir hätten nie geglaubt, dass das Interesse nach dem Projekt derart wachsen könnte. Wir haben jetzt schon drei Lehrverträge für das nächste Jahr. Das haben wir überhaupt noch nie erlebt in unserer Geschichte“, sagt Geschäftsführer Rene Zinner.

Über die Kooperation freut sich auch Maximilian Igelsböck, der Bürgermeister von Groß Gerungs (ÖVP). Von solchen Projekten würden sowohl die Unternehmen der Region als auch die Jugendlichen selbst profitieren, ist er überzeugt. „Außerdem hat die Gemeinde den angenehmen Nebeneffekt, dass wir auf diese Art die eine oder andere Einrichtung in der Gemeinde bekommen – so wie beispielsweise das Kindergartenspielhaus, über dessen Errichtung sich jetzt auch die Kinder freuen“, sagt Igelsböck.

Projekt soll ausgeweitet werden

Aufgrund des Erfolgs auf allen Linien befindet sich bereits das nächste Projekt in Planung. Innerhalb des nächsten Jahres soll in Groß Gerungs eine Bushaltestelle erneuert werden. Durch die beiden bisher errichteten Holzhäuser wurden die Jugendlichen in erster Linie für den Beruf des Zimmerers begeistert.

Durch den geplanten Bau der Bushaltestelle sollen den Schülern der Polytechnischen Schule auch weitere Berufsgruppen präsentiert und schmackhaft gemacht werden, erzählt Rene Zinner, Geschäftsführer der Baufirma Fessl: „Maurer und Schalungsbauer, Zimmerer, Dachdecker und Spengler – für unser nächstes Projekt wollen wir die Bereiche ausweiten und den Jugendlichen beim Arbeiten in der Praxis direkte Einblicke in noch mehr Tätigkeitsfelder ermöglichen.“