Baby Tim auf der Intensivstation im Krankenhaus
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Chronik

Föhn und Decken retteten ein Frühchen

Aus Decken und einem Föhn haben zwei freiwillige Rettungssanitäter des Roten Kreuzes der Bezirksstelle Sankt Valentin (Bezirk Amstetten) einen provisorischen Inkubator gebaut. Dadurch kam ein Frühchen nach der Geburt wohlbehalten ins Krankenhaus.

Nach einem bis dahin schon einsatzreichen Nachtdienst schlugen bei den beiden ehrenamtlichen Rettungssanitätern Juliane Auer und Rainer Jelinek am 14. Juli kurz vor 6.00 Uhr erneut die Pager Alarm. Die Einsatzmeldung lautete „Geburt mit erwarteten Komplikationen, Wehen in der 27. Schwangerschaftswoche“. Zeitgleich mit dem Rettungswagen machte sich auch das Notarztteam aus Perg in Oberösterreich auf den Weg.

Kurz vor dem Eintreffen am Einsatzort erhielten die Rettungssanitäter den Funkspruch, dass das Kind bereits geboren war. Jens Inezberger, der Vater des Kindes, erhielt in der Zwischenzeit von einem Mitarbeiter der Rettungsleitstelle per Telefon genaue Anweisungen, wie er seiner gebärenden Partnerin helfen solle. „Eigentlich musste ich nicht viel tun“, erklärte der Vater nun, „mein Sohn Tim wollte offenbar unbedingt und gleich auf die Welt kommen.“

Rettungssanitäter, Eltern und Tim vor dem Rettungsauto/ Seitenansicht
RKNOE/ St. Valentin
Der kleine Tim besuchte mit seinen Eltern Rebecca Fellner und Jens Inezberger die beiden Rettungssanitäter Juliane Auer und Rainer Jelinek auf der RK-Bezirksstelle in St. Valentin

Brutkasten aus Decken und Föhn

Bald danach kümmerten sich Juliane und Rainer vom Roten Kreuz Sankt Valentin sowie das Perger Notarztteam um den nur 34,5 Zentimeter großen und knapp über 1.000 Gramm schweren Bub. Mit einem Föhn und mit Decken wurde ein provisorischer Inkubator gebaut. Außerdem wurde der Notarzthubschrauber „Christophorus 10“ aus Linz angefordert.

Denn obwohl Tim bei Bewusstsein war und atmete, zählte jede Minute. Etwa eine halbe Stunde nach dem Eingang des Notrufes landete der Rettungshubschrauber neben dem Haus von Rebecca und Jens in St. Pantaleon. Der provisorische Inkubator funktionierte gut und der Bub konnte wohlbehalten ins Krankenhaus geflogen werden.

Baby Tim auf der Intensivstation im Krankenhaus
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Das Frühchen im Krankenhaus

Wenige Tage nach der Geburt folgte der Heiratsantrag

Die Mutter des kleinen Tim wurde mit dem Notarztwagen ebenfalls nach Linz ins Uniklinikum gebracht. Mehr als sechs Wochen lang lag der kleine Tim auf der Intensivstation des Krankenhauses. Täglich besuchte Rebecca ihr Kind und auch Papa Jens versuchte, so oft wie möglich Zeit mit ihm zu verbringen. Die aufregende Zeit schweißte die junge Familie noch mehr zusammen. So überraschte Jens seine Rebecca nur fünf Tage nach Tims Geburt mit einem Heiratsantrag. „Wir sind zwar erst ein Jahr zusammen, haben aber so viel durchgemacht wie andere ein ganzes Leben nicht“, erklärte Jens. Rebecca sagte „Ja“.

Nach weiteren vier Wochen im Landeskrankenhaus Steyr kam am 10. September der große Tag: Tim durfte endlich mit seinen Eltern nach Hause. Heute erfreut er sich bester Gesundheit, nur ein 24-Stunden-Überwachungsgerät erinnert an den schwierigen Start ins Leben. Auch für langjährige Rettungssanitäter zählen Einsätze wie diese zu den prägendsten. „Seit 18 Jahren bin ich nun ehrenamtlich im Rettungsdienst tätig. Die Geburt von Tim war sowohl meine erste im Dienst als auch ein Einsatz, den man nicht so schnell vergisst“, sagte Rainer Jelinek aus Sankt Valentin.