Hofer-Großlager in Loosdorf
ORF / Sailer
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Wirtschaft

Hofer schließt Großlager: Fast 300 Betroffene

Die Supermarktkette Hofer schließt ihr Großlager in Loosdorf (Bezirk Melk). Das Unternehmen bestätigte mittlerweile einen Bericht der „NÖN“. Der Standort war erst vor Kurzem ausgebaut worden. 280 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dort beschäftigt.

Das Unternehmen bestätigte die Schließung am späten Freitagvormittag in einer Pressemitteilung. „Hofer garantiert gemäß dem Diskontprinzip höchste Qualität und Frische zum besten Preis“, heißt es darin. Das erfordere „Effizienz und optimale Logistikstrukturen“. Mit der Verlagerung der Filialen werden „erhebliche Synergien geschaffen und effiziente Abläufe garantiert“. Man habe den Betriebsrat vorab informiert und arbeite jetzt an einem Sozialplan, heißt es. Die Zweigniederlassung soll Ende März 2020 aufgelöst werden.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden laut Hofer die Möglichkeit erhalten, in eine andere Zweigniederlassung in Österreich zu wechseln. Für Kunden werde es zu keinen Änderungen kommen, heißt es. Begründet wird die Schließung der Zweigniederlassung mit wirtschaftlichen Gründen. Es sei für das gesamte Unternehmen „wirtschaftlich am sinnvollsten“ die Niederlassung in Loosdorf aufzulösen und die betroffenen Filialen auf Trumau (Bezirk Baden), Stockerau (Bezirk Korneuburg) und Sattledt (Oberösterreich) zu verteilen.

Jüngste Niederlassung erst vor Kurzem erweitert

Die Zweigniederlassung in Loosdorf ist die jüngste von insgesamt sieben, die die Supermarktkette in Österreich neben der Hauptniederlassung im oberösterreichischen Sattledt betreibt. Von dem niederösterreichischen Standort werden derzeit etwa 70 der knapp 500 Hofer-Filialen versorgt. Erst 2017 war in Loosdorf der Spatenstich für eine Erweiterung des Lagers um 10.000 auf 21.000 Palettenstellplätze erfolgt. Seitdem sind dort laut Unternehmensangaben 4.300 Quadratmeter Hochregallager, 5.600 Quadratmeter Kühl- sowie 2.600 Quadratmeter Tiefkühllager vorhanden.

Hofer-Großlager in Loosdorf
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Das Lager war erst vor Kurzem erweitert worden

Bürgermeister: „Messer in den Rücken gerammt“

Loosdorfs Bürgermeister Thomas Vasku (SPÖ) zeigte sich auf Anfrage von noe.ORF.at schockiert und sehr verärgert: „Das ist, wie wenn man ein Messer in den Rücken gerammt bekommt. Für mich ist das unglaublich, was in diesem Riesenkonzern abgeht.“ Er habe die Nachricht vorab am Montag von Medien erfahren. Seitdem habe er immer wieder vergeblich versucht, Verantwortliche des Unternehmens zu erreichen: „Niemand sagt etwas, nicht einmal heute“, erklärte er am Freitagvormittag, bevor sich Hofer schließlich selbst an die Presse wandte.

Erst vor wenigen Monaten habe es an dem Standort anlässlich der fertigen Erweiterung eine „riesengroße Feier mit allem, was dazu gehört“, gegeben, sagte der Bürgermeister. Eine Schließung werde jetzt vor allem alleinstehende Mütter treffen, die auf die Teilzeitjobs angewiesen seien, erklärte Vasku. Zusätzlich werde die Abwanderung auch die Gemeinde Loosdorf hart treffen: „Wir werden Einschnitte machen müssen, aber wir werden das überleben.“

Der SPÖ-Niederösterreich-Vorsitzende Franz Schnabl sprach am Freitag in einer Aussendung von einer „Katastrophe für Angestellte und Gemeinde". Noch vorige Woche habe es angeblich Vorstellungsgespräche gegeben und erst kürzlich habe die Firma zusätzliche Grundstücke erworben. Schnabl erwarte sich nun „eine gute Erklärung und individuell abgestimmte Lösungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

Land will Auswirkungen „abfedern“

„Wir werden die betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bestmöglich unterstützen", teilten Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP) und Landesrätin Petra Bohuslav (ÖVP) in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. „Die Meldung kam unerwartet, aber jetzt gilt es, Wege und Möglichkeiten zu finden, um die Folgen der Entscheidung gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice abzufedern“, heißt es darin.