Der Terminkalender von Hausärztin Astrid Karimian-Namjesky ist voll. Freitagnachmittag hat sie ihre Hausbesuche eingeplant. Trotzdem übernimmt sie ab November – neben ihrer bestehenden Ordination in Waidhofen – auch jene in Groß-Siegharts, „weil es mir einfach wichtig ist, das zumindest eine Grundversorgung da ist, wenn jemand akut erkrankt, Rezepte oder eine Verordnung braucht, damit man nicht acht bis 15 Kilometer nur für diese Kleinigkeiten fahren muss.“
Kassenärztin übernimmt nur vorübergehend
Ihre Arbeit ist aber vorübergehend und begrenzt, zehn Stunden pro Woche, bis sich eine dauerhafte Lösung findet. „Weil wenn es gar keinen mehr gibt, verläuft sich alles. Es tut sich dann keiner mehr eine Ordination mit null Patienten an, die er alle wieder einfangen muss.“ Vorerst nutzt die Ärztin die Ordination eines Kollegen, der den Kassenvertrag zurückgelegte.
Die Gemeinde investiert gleichzeitig 50.000 Euro in einen neue Praxis, als Anreiz für den dringend gesuchten Hausarzt, wie Bürgermeister Gerald Matzinger (SPÖ) erklärt: „Wir haben ein Einzugsgebiet von etwa 4.000 Patienten, da sind zehn Stunden die Minimalbesetzung, aber es ist einmal ein kleines Angebot.“ Das Ziel seien auf jeden Fall zwei volle Planstellen.
Absage von 14 Ärzten
Bei der Gebietskrankenkasse heißt es, dass es Gespräche mit Interessenten gebe. Bisher würden aber alle Mediziner absagen. Davon kann auch Matzinger berichten: „Ich habe derzeit wieder einen Arzt sozusagen am Telefon, mit dem ich mich in den nächsten Tagen treffe. Wenn es funktioniert, wäre es schön, aber warten wir ab. Das ist mittlerweile der 15. Mediziner, mit dem ich spreche.“
Neben Karimian-Namjesky steht für die Bevölkerung zwar auch weiter Allgemeinmediziner Hans-Christian Lang zur Verfügung. Anfang Oktober legte er aber seinen Vertrag u.a. mit der Gebietskrankenkasse zurück und ist für diese Patienten künftig nur noch Wahlarzt. Für Patienten u.a. der BVA oder der SVA bleibt er weiterhin Kassenarzt.
Mögliche Lösung für Mauer bei Amstetten
Groß-Siegharts ist aber kein Einzelfall. Im Sommer waren niederösterreichweit 21 Kassenstellen für Allgemeinmediziner unbesetzt. Eine Entspannung zeichnet sich in Mauer bei Amstetten ab, wo eine Kassenstelle seit mehr als einem Jahr nicht besetzt ist. Sobald die Stadtgemeinde eine passende Ordination zur Verfügung stellt, wird die Landeskliniken-Holding im Rahmen der vom Land angekündigten Landarztgarantie einen Mediziner schicken, hieß es am Freitag. Damit soll zumindest die ärztliche Versorgung im Notfall gesichert sein.