Wagenmeister Josef Brunbauer hält einem Gast die Türe des Wiener Hotel Bristol auf
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„Menschen im Blickpunkt“

Der Mann, der vor der Hoteltür steht

Josef Brunbauer arbeitet seit 28 Jahren als Wagenmeister im Hotel Bristol in Wien. Der Ybbser (Bezirk Melk) steht bei Wind und Wetter vor der Tür, um die Gäste zu empfangen und zu verabschieden. Obwohl er eher zufällig hier gelandet ist, möchte er heute nichts anderes mehr machen.

„Ich bin die erste und die letzte Person, die der Gast wahrnimmt und bin in diesem Zusammenhang auch der erste und letzte Eindruck vom Hotel. Da hat man natürlich auch eine gewisse Verantwortung“, sagt Josef Brunbauer über seinen Beruf. Ein Wagenmeister ist nicht nur dafür zuständig, die Gäste zu begrüßen. Er muss sich um das Gepäck kümmern, das Auto in die Hotelgarage bringen, bei Bedarf ein Taxi rufen und wenn nötig auch alle anderen Fragen beantworten. Im Laufe der letzten 28 Jahre sah Josef Brunbauer auf seinem Arbeitsplatz zahlreiche Berühmtheiten ein- und ausgehen.

Wagenmeister Josef Brunbauer beim Fernseh-Interview in der Bibliothek der Prince-of-Wales-Suite des Hotel Bristol
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In der Bibliothek der Prince-of-Wales-Suite des Hotel Bristol erzählt Josef Brunbauer von seinem Beruf

Bei einer Runde durch das Haus erzählt Josef Brunbauer in der Bibliothek der Prince-of-Wales-Suite vom letzten Besuch des amerikanischen Außenministers in Wien. „Bei der letzten Syrienkonferenz war John Kerry bei uns. Er hat in diesem Raum mit dem russischen und dem deutschen Außenminister verhandelt, die sind hier alle zusammengekommen. Wenn man die sieht, ist das schon etwas Besonderes.“

Zahlreichen Prominenten hielt er die Tür auf

Aber auch an seinem Stammplatz vor dem Haus beziehungsweise im Foyer traf Josef Brunbauer schon auf viele Prominente. Er erinnert sich an Paul McCartney, den er durch die Glastüre beobachten durfte, bevor dieser nach draußen zu der wartenden Menge von Fans und Journalisten ging. „Drinnen hatte er noch ein relativ ernstes Gesicht, aber plötzlich erblickt er die Menge und auf einmal erstrahlt das Artistengesicht“, so Brunbauer. An diesem Tag wurde auch ein Foto von Paul McCartney gemacht, das damals auch Josef Brunbauer auf das Titelblatt einer großen österreichischen Tageszeitung brachte.

Wagenmeister Josef Brunbauer öffnet einem Gast die Autotüre
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Sobald sie vor dem Hotel vorfahren, werden die Gäste von Josef Brunbauer und seinen Kollegen empfangen

Anthony Quinn, Barbra Streisand, Shakira und Kiss ließen sich von Josef Brunbauer bereits die Türe aufhalten. „Das ist auch von unserer Seite eine Form von Entertainment und Service. Man versucht Smalltalk zu machen, wenn es gewünscht wird. Wenn es nicht gewünscht wird, merkt man es sofort“, sagt Brunbauer.

Sogar die eigene Frau vor dem Hotel kennengelernt

Die meisten Menschen sind allerdings ganz normale Gäste des Traditionshotels, die sich über die persönliche Ansprache freuen. „Das Wichtigste ist für die Leute, dass man mit ihnen spricht, vor allem Leute, die Wien kennenlernen wollen. Da sehe ich es eigentlich als meine Hauptaufgabe, dass man den Leuten ein Gefühl gibt für Wien, denn da ist der Kontakt mit den Einheimischen oft sehr wichtig.“

Für Brunbauer hatte die Arbeit im beziehungsweise vor dem Hotel Bristol etwas Schicksalhaftes, Immerhin hat er dabei auch seine Frau kennengelernt, mit der er zwei Söhne hat. Die Wechselwirkung der Großstadt mit dem ruhigeren Leben in Ybbs an der Donau gefalle ihm, deshalb nehme er auch das Pendeln in Kauf.

Wagenmeister Josef Brunbauer vor der Türe des Hotel Bristol
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Bei Regen und Wind, bei Tag und Nacht stehen die Wagenmeister vor dem Traditionshotel Bristol und empfangen die Gäste

Die Arbeit im Hotel Bristol, die er eigentlich vor 28 Jahren nur angenommen hatte, um einen Segelurlaub bezahlen zu können, sei mittlerweile ein Teil von ihm, erzählt Brunbauer. Eine Zeit lang habe er sogar das Fliesenmuster im Foyer als WhatsApp-Profilbild gehabt, denn „das sind Dinge, die mit mir zusammenwachsen“.

Viele Leute ziehen im Laufe eines Tages an ihm vorbei: Gäste, Touristen, Passanten, aber auch zwei Polizisten und ein Fiaker. Man grüßt einander freundlich und Brunbauer meint schmunzelnd: „Wenn einen so viele Leute in Wien grüßen, vom Fiaker bis zum Polizisten, dann kann man im Leben nicht alles falsch gemacht haben“.