Carola Rackete Award Globart Klosterneuburg
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Chronik

„Globart Award“ für Seenot-Retterin

Die deutsche Schiffskapitänin Carola Rackete hat Samstagabend in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) den „Globart Award“ erhalten. Sie war im Juni in Italien verhaftet worden, weil sie mit einem Flüchtlingsschiff illegal in Lampedusa angelegt hatte.

Die 31-jährige war im Juni als Kapitänin auf der „Sea-Watch 3“ eingesprungen. Die Crew rettete 53 Migrantinnen und Migranten aus Seenot. Weil der ehemalige italienische Innenminister Matteo Salvini ein Verbot aussprach, durften die Geretteten allerdings nicht nach Lampedusa gebracht werden. Nach fast drei Wochen Wartezeit legte Rackete schließlich illegal mit dem Schiff an. Die Flüchtlinge wurden aufgenommen, Rackete wurde verhaftet. Rackete, der in Italien ein Prozess droht, polarisiert – von der Heldin auf der einen Seite bis zur Kriminellen, die die Schlepperei fördert, auf der anderen Seite. Von der Globart-Academy wurde sie am Samstag nun für ihre Zivilcourage ausgezeichnet.

Preisträger von Havel bis Haneke

Die Globart-Academy, eine – laut Eigendefinition – Denkwerkstatt für Zukunftsfragen, war zwei Wochen lang im früheren Essl-Museum in Klosterneuburg zu Gast. Das Essl-Museum, das seit drei Jahren leer steht, entpuppte sich laut Hans Hoffer, dem Präsidenten der Globart-Academy, als idealer Ort für die Academy und die Verleihung des Awards.

Die Entscheidung für Carola Rackete habe mit dem Mut der Kapitänin zu tun, in einer Notsituation nur die zu rettenden Menschen gesehen zu haben, führte Hoffer aus. Rackete steht damit in einer Reihe mit früheren Globart-Preisträgern, darunter etwa Vaclav Havel, Yehudi Menuhin, Ernesto Cardenal oder Michael Haneke.

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Carola Rackete bekam bei der Preisverleihung in Klosterneuburg stehende Ovationen

Rackete übte Kritik an internationaler Politik

In ihrer Dankesrede kritisierte Rackete die internationale Politik, im Besonderen die EU. Vom EU-Parlament war sie eingeladen worden und hatte dort stehende Ovationen bekommen. „Wo waren die“, fragte sie, „als wir wochenlang vor Lampedusa kreuzten und einen Hilferuf nach dem anderen abschickten?“ Obwohl ihr in Italien ein Prozess droht, würde sie alles genauso wieder machen. „Zu handeln mag persönliche Konsequenzen haben, aber was schlimmere Konsequenzen hat: zu warten, zu hoffen und nicht zu handeln“, so die Preisträgerin.

Ihren Award überreichte sie spontan dem afghanischen Flüchtling Javed Haidari. Haidari lebt inzwischen in Klosterneuburg. Er hat damals bei seiner Flucht in einem Schlauchboot von der Türkei über das Mittelmeer nach Griechenland übergesetzt.