Palliativversorgung
Alle Palliativstationen und mobilen Palliativteams in Niederösterreich finden Sie hier.
Die „early integration“, also die frühe Einbindung der Palliativmedizin, war eines der wichtigsten Themen bei dem Kongress mit internationalen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Medizin in Krems. Die Betreuung durch ein Palliativteam soll demnach nicht erst kurz vor dem Lebensende starten, sondern deutlich früher in die Behandlung miteinbezogen werden. In manchen Fällen könnte das sogar schon ab der Diagnose der Krankheit sein, etwa begleitend zu einer Krebstherapie. „So gibt es etwa Patienten, die unheilbar krank sind“, sagt Rudolf Likar, Präsident der Österreichischen Palliativgesellschaft, „hier bleibt die Schmerztherapie bis zum Ende des Lebens.“
Weg vom „Sensenmann“-Image
Ein Palliativteam unterstützt die Patientinnen und Patienten und deren Familien aber nicht nur in der Symptombekämpfung, sondern auch psychologisch, sozial und spirituell. „In den letzten Jahren ist hier wahnsinnig viel passiert“, sagt Gudrun Kreye, Leiterin der Palliativstation Krems und Organisatorin des Palliativkongresses in Krems, „früher haben die Menschen Angst gehabt, das Palliativteam sei quasi der Sensenmann, aber das ist nicht so.“ Es gehe darum, die Lebensqualität zu steigern, „und das nehmen die Menschen auch immer mehr an.“
Dementsprechend ist auch das Angebot im Palliativbereich gewachsen: In Niederösterreich gibt es derzeit sieben Palliativstationen, 23 mobile Palliativteams und vier Kinder- und Jugendpalliativteams. Jetzt gehe es darum, die Bedeutung der Palliativmedizin weiter zu steigern, in der öffentlichen Wahrnehmung ebenso wie in der klassischen Onkologie.
Längeres Leben durch frühe Palliativmedizin
Untermauert wird dieses Vorhaben durch aktuelle Studien. Sie zeigen, dass Patientinnen und Patienten durch eine frühe palliative Betreuung länger überleben. Dabei würden mehrere Faktoren eine Rolle spielen, erklärt Stein Kaasa aus Oslo, einer der führenden Palliativmediziner: „Ich denke, sie überleben länger, weil man die Symptome besser im Griff hat und weil sie ein besseres Ernährungsmanagement haben. Es könnte aber auch eine Erklärung sein, dass unnötige Chemotherapien gestoppt werden.“
Weiteres Zukunftsthema: Die „Magnitude of Clinical Benefit Scale“. Hinter dem etwas sperrigen Begriff verbirgt sich eine neue Skala, die den Nutzen von Krebsmedikamenten möglichst objektiv bewertet. Das soll beispielsweise Regierungen oder Gesundheitseinrichtungen bei der Entscheidung helfen, welche Medikamente in den Spitälern verwendet werden sollen. „Die Skala wird jetzt von vielen Ländern genutzt, um informierte Entscheidungen zu treffen, unter anderem von Österreich, Israel, Kanada, Australien, Brasilien, Indien und der Weltgesundheitsorganisation“, erklärt Nathan Cherny – der Mediziner aus Israel hat die Skala mitentwickelt – „das hat all unsere anfänglichen Erwartungen übertroffen.“
Durch den Kongress in Krems erwartet man sich auch Aufwind für österreichische Forschung. Derzeit wird etwa daran gearbeitet, wie Symptome besser erfasst werden können, auch durch elektronische Hilfsmittel. Das Ziel ist am Ende rund um den Globus das gleiche: eine bessere Betreuung der Patientinnen und Patienten.