Gerodete Flächen am Truppenübungsplatz
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Umwelt

Allentsteig: Blindgänger erschweren Rodung

Wie dramatisch die Situation rund um den Borkenkäfer im Waldviertel ist, zeigt sich am Truppenübungsplatz in Allentsteig, wo derzeit Tausende Hektar Fichten abgeholzt werden. Dort sind europaweit einzigartige Spezialfahrzeuge im Einsatz, weil die Gefahr von Blindgängern besteht.

In der Zone A des Truppenübungsplatzes in Allentsteig (Bezirk Zwettl) zeigt sich ein beinahe gespenstisches Bild. Wo einst dichte Wälder standen, sind mittlerweile alle Fichten abgestorben. Das betroffene Gebiet zu betreten, ist verboten. Zu groß ist die Gefahr von Blindgängern im Übungsareal des Österreichischen Bundesheeres.

Dadurch ist eine Rodung der durch den Borkenkäfer geschädigten Bäume ein aufwendiges Unterfangen, das Spezialgeräte erfordert. 6.000 Hektar Fichte standen ursprünglich am Truppenübungsplatz. Seit mehr als einem Jahr wird daran gearbeitet, den vom Borkenkäfer stark befallenen Wald abzuholzen.

Harvester im Arbeitseinsatz
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Die Kabine des Harvesters ist splittergeschützt

Seit Jänner ununterbrochene Abholzung der Fichten

Gefällt werden können die Fichten am Truppenübungsplatz ausschließlich mithilfe eines hochmodernen und splittergeschützten Harvesters. Ergänzt wird der Spezialfuhrpark von zwei ebenso gepanzerten Vorlader-Fahrzeugen. Diese Arbeiten sind an ein Unternehmen vergeben worden, das zu Beginn 24 Stunden am Tag sieben Tage die Woche geschlägert hat.

„Das ist reinste Militärtechnik. Der Stahlbau ist wie bei den Panzern vom Leopard mit 20 Millimeter starkem gewalztem Stahl. Außerdem wurde ein Monocoque in die ganze Kabine verbaut. Die Fenster sind 96 Millimeter dick und komplett schuss- und splittersicher. Das ist in Europa einzigartig“, erzählt Peter Kerschbaumer, Einsatzleiter der Klade-Group, die das Holz erntet. Auch die beiden Vorlader sind auf diese Art splittergeschützt.

Gerodetes und aufgestapeltes Holz
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Jede Woche verlassen 120 Lkw-Ladungen mit Schadholz den Truppenübungsplatz Allentsteig

Als die Holzernte im Jänner begann, wurden sogar noch größere Mengen abgeholzt als heute. Fast rund um die Uhr standen Spezialgeräte und Arbeitskräfte dafür im Einsatz, erzählt Einsatzleiter Kerschbaumer. „Wir sind zu Beginn 18 bis 20 Stunden in zwei Schichten mit zwei Fahrern gefahren, aber durch die Nachtschichten mit eingeschränkter Sicht und die psychische Belastung haben wir die Schichten umgestellt auf ein Zehn-Stunden-System.“ Trotz der inzwischen reduzierten Abholzarbeiten verlassen den Truppenübungsplatz wöchentlich 120 Lkw-Ladungen mit Borkenkäferholz. Geschlägert wird nach wie vor täglich.

Drei Viertel des Waldbestandes vom Borkenkäfer befallen

In der sogenannten Kernzone des Truppenübungsplatzes spricht das Österreichische Bundesheer von einem „Totalausfall der Fichte“. Der Fichtenanteil betrug vor dem starken Borkenkäferbefall circa 75 Prozent. „Ebendieser Anteil ist jetzt befallen. Wir sprechen hier von einer Größenordnung von circa 1.500 Hektar Wald“, sagt Herbert Gaugusch, Kommandant des Truppenübungsplatzes Allentsteig.

Ab November kommen zusätzlich Minenräum-Roboter zum Einsatz. Durch die Trockenheit kommt es bei Schießübungen immer wieder zu Bränden in den Wäldern der Kernzone, die wegen der Explosionsgefahr nicht bekämpft werden können, erzählt Kommandant Gaugusch: „Mit den Minenräum-Robotern können Blindgänger geräumt werden, ohne dass Personen gefährdet werden. Außerdem ermöglichen sie eine Bodenbearbeitung wie beispielsweise die Herstellung von Brandschutzstreifen.“

Ein Minenräum-Roboter
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Neuerdings werden auch Minenräum-Roboter eingesetzt

Schlägerungen werden noch Jahre dauern

Die Waldflächen werden aber ohnehin täglich weniger, der Käfer behielt in Allentsteig bislang die Oberhand. „In der Zone A war der Käfer bisher stärker. Hier haben wir den Kampf verloren und müssen sehen, dass wir mit dieser Situation entsprechend umgehen“, so Gaugusch. Die völlige Schlägerung würde noch Jahre dauern, erzählt er. Daher wird derzeit angedacht, einen Teil des Totholzes stehen zu lassen und den Wald darin natürlich aufwachsen zu lassen.