Wo ist der Wolf?
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Chronik

Nur noch ein Wolfsrudel in Niederösterreich

Haben vor einiger Zeit noch drei Wolfsrudel in Niederösterreich für Aufregung gesorgt, scheint es jetzt nur noch jenes in Allentsteig (Bezirk Zwettl) geben. noe.ORF.at hat sich auf Spurensuche begeben.

Vor einem Jahr wusste man noch von drei Rudeln: Neben jenem am Truppenübungsplatz Allentsteig wurden noch Wölfe in Litschau und Karlstift (beides Bezirk Gmünd) gesichtet. Auch aus dem Wienerwald waren Wolfsrisse gemeldet worden. Nach der großen Aufregung damals ist es inzwischen ruhig geworden.

Das Rudel in Allentsteig hat wieder Nachwuchs – soviel ist gewiss. Drei Schafsrisse im Frühling südlich der Donau werden einem – noch unbekannten – Wolf zugerechnet. Aus dem Waldviertel gab es keine einzige Meldung, damals wurde eine Wölfin für die Risse verantwortlich gemacht. „Nachdem das männliche Tier zu diesem Zeitpunkt schon abwesend war, kann es sein, dass die Mutter, um ihre Jungen zu versorgen, leichte Beute machen musste, damit die Jungen nicht verhungern“, so Christian Pichler vom WWF, „damit hat sie vermehrt Schafe aufgegriffen anstatt Wildtiere zu jagen.“ Die Wölfin ist aber mittlerweile verschwunden. Ein neues Rudel dürfte sich etwas nördlicher, in Tschechien, angesiedelt haben.

WWF vermutet illegale Abschüsse

Auch von dem Rudel in der Gegend um Litschau fehlt laut dem Experten jede Spur. „Auch hier kann man nur Mutmaßungen anstellen“, sagte der WWF-Experte zu noe.ORF.at, „Abwanderung kann sein, ist aber unwahrscheinlich, Verkehrsunfälle sind auch unwahrscheinlich, es kann also sein, dass es sich um illegale Abschüsse gehandelt hat.“ Beweise – wie etwa bei einem Fall in Tirol – gebe es freilich keine, so Pichler.

Sylvia Scherhaufer vom Landesjagverband verwies in diesem Zusammenhang auf die strengen Strafen bei illegalen Abschüssen: „Der Niederösterreichische Jagdverband steht ganz klar dahinter, dass der Wolf geschützt ist, dass der Abschuss illegal ist und dass, sollte es tatsächlich passieren und jemand dafür verurteilt wird, es seitens des Jagdverbandes harte Konsequenzen gibt.“

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Nicht alle Wolfssichtungen und Wildrisse werden laut Landesjagdverband gemeldet

Jäger würden zudem nach wie vor von Wolfssichtungen berichten. „Bei Gesprächen mit Jägerinnen und Jägern im Waldviertel sind Wölfe immer noch sehr präsent“, sagte Scherhaufer, „wie viele sie sind und welche Wölfe das sind, das kann man natürlich nicht seriös sagen.“ Es gebe laut Scherhaufer aber immer wieder Wildtierrisse, „diese Dinge werden aber nicht an eine offizielle Stelle gemeldet, weil für Wildtierrisse gibt es keine Entschädigung, deshalb gibt es für die Jägerinnen und Jäger keine Notwendigkeit das zu melden.“

Bauern schützen Tiere besser

Fest steht – und das bestätigt auch die Landwirtschaftskammer – die Bauern schützen ihre Tiere besser. Elektrozäune grenzen die Weide ein, nachts werden die Tiere in den Stall gebracht. Bis Jahresende 2018 durften die Jäger unter bestimmten Umständen auch Schreckschüsse abgeben oder mit Gummigeschoßen auf die Wölfe zielen. Nur einmal wurde davon aber Gebrauch gemacht, heißt es.

Während es in Niederösterreich ruhiger wurde, häufen sich nun die Wolfrisse von Weidetieren in Salzburg und Tirol. Dass dafür Wölfe aus Niederösterreich verantwortlich sein könnten, schließen Experten aus. Insgesamt wurden österreichweit heuer bereits 81 Risse gezählt und damit bis jetzt um knapp 50 weniger als im vergangenen Jahr.