Bäume im Wald
APA/HERBERT PFARRHOFER
APA/HERBERT PFARRHOFER
Religion

Naturnahe Bestattung im Klosterwald

Seit kurzem gibt es in Niederösterreich die Möglichkeit, sich auf klösterlichen Waldflächen in einer Urne unter einem Baum bestatten zu lassen. Vier solcher Klosterwälder entstehen in den kommenden Monaten.

Der erste Klosterwald, in dem Menschen ihre letzte Ruhestätte unter einem Baum finden, wurde vor einem Monat in Kirchberg am Wechsel (Bezirk Neunkirchen) eröffnet. Weitere sind am Kahlenberg bei Klosterneuburg (Bezirk Tulln), im Wienerwald nahe Heiligenkreuz (Bezirk Baden) sowie in Harmannsdorf und in Hagenbrunn (beide Bezirk Korneuburg) geplant.

Angeboten wird die Bestattung in einer Urne unter einem Baum von den Stiften Klosterneuburg und Heiligenkreuz sowie vom Erzbistum Wien, die gemeinsam das Unternehmen Klosterwald gründeten. Dieses setzt sich eigenen Angaben zufolge zum Ziel, „österreichweit das Thema Waldbestattung einheitlich aufzubauen und anzubieten“.

Klosterwald steht allen Menschen offen

Katholische Klöster hätten eine lange Tradition, Grund und Boden für die Bestattung zur Verfügung zu stellen. „Mit Klosterwald buchstabieren sie nun diese Tradition angesichts der gesellschaftlichen Veränderungen neu und ermöglichen naturnahe Bestattung auf klösterlichen Waldflächen“, heißt es auf der Website des Unternehmens. Und weiter: „Der Klosterwald steht allen Menschen offen, unabhängig von der jeweiligen Nationalität, Region oder Konfession.“

Immer mehr Menschen wollen keine Erdbestattung, sondern für sie gilt eher die liturgische Formel „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub“. Mit dem zur Verfügung gestellten Klosterwald möchte man den Menschen eine Alternative zu traditionellen Bestattungsformen bieten.

Ein mit Moos bewachsener Baum
dpa/Oliver Berg
In Niederösterreich entstehen demnächst vier weitere Klosterwälder, in denen man sich in einer Urne unter einem Baum bestatten lassen kann

Schon zu Lebzeiten kann man sich im Klosterwald jenen Baum aussuchen, unter dem man später einmal bestattet werden möchte. Wird ein Baum ausgewählt, erhält der Pächter des Baumgrabes eine Urkunde und eine Waldkarte, auf der der Baum eingetragen ist. So können Angehörige und Freunde den Baum jederzeit wieder auffinden.

Familienbaum oder Gemeinschaftsbaum?

An einem sogenannten Familienbaum können im Laufe der Jahre bis zu zehn Familienmitglieder, enge Verwandte oder gute Freunde beigesetzt werden. Wer für sich alleine eine Ruhestätte im Klosterwald sucht, kann sich für einen Platz an einem Gemeinschaftsbaum entscheiden. Man teilt sich eine Ruhestätte mit mehreren Menschen, die man meistens nicht kennt.

Nach der Einäscherung eines Verstorbenen wird dessen Asche in einer biologisch abbaubaren Urne im Klosterwald beigesetzt. Die Kosten für diese Art der Beisetzung beginnen bei 800 Euro, bis zu 100 Jahre kann der Baum als letzte Ruhestätte genutzt werden. Der Wald soll Wald bleiben, daher ist traditioneller Grabschmuck wie Kränze, Kerzen oder Grabsteine nicht möglich.

Nach Auskunft von Klosterwald-Geschäftsführer Axel Baudach wird es in jedem Klosterwald nicht nur einen Andachtsplatz mit Bänken, sondern auch Gedenktafeln an den Bäumen geben, die darüber informieren, „wer hier begraben ist“. Und: „Die Grabpflege übernimmt im Klosterwald die Natur“, so Baudach.