Austria Juice GmbH Äpfel Kröllendorf Verarbeitung Agrana
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Wirtschaft

Kröllendorf als Herz der Fruchtsaftkonzentrate

Mit fast 1,2 Milliarden Euro macht beim Konzern AGRANA der Fruchtbereich fast die Hälfte des Umsatzes aus. Gesteuert wird das weltweite Geschäft mit Fruchtsaftkonzentraten in Kröllendorf (Bezirk Amstetten). Der Standort war früher als „YO“ („Ybbstaler Obstverwertung“) bekannt. Vor allem Äpfel werden hier zu Konzentraten verarbeitet.

Wenn vom börsennotierten Stärke-, Frucht- und Zuckerhersteller AGRANA die Rede ist, denken viele in erster Linie an die Verarbeitung von Zuckerrüben. Gemessen am Umsatz ist das Zuckergeschäft jedoch der kleinste der drei Geschäftsbereiche. Im vergangenen Geschäftsjahr 2018/2019 wurden mit dem Zuckergeschäft etwas mehr als 500 Millionen Euro erwirtschaftet. Das Stärkegeschäft schlug mit 760 Millionen Euro zu Buche und im Fruchtgeschäft betrug der Umsatz 1,2 Milliarden Euro. Damit machte der Fruchtbereich 48 Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Agrana Bilanz Geschäftsbereiche Grafik
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Das Fruchtgeschäft machte im Geschäftsjahr 2018/2019 rund 48 Prozent des Umsatzes des Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzerns AGRANA aus

Erst in jüngster Vergangenheit kam es in diesem Geschäftsfeld auch zu Umstrukturierungen. Der Standort in Kröllendorf, der 1936 als „Ybbstaler Obstverwertung“ gegründet worden war, wurde 2012 im Zuge eines Joint Ventures zum Hauptsitz der neu gegründeten Austria Juice GmbH. Diese steht im Eigentum der RWA Raiffeisen Ware Austria AG sowie der AGRANA Beteiligungs-AG. Wenige Jahre später wurde der Bereich der Fruchtzubereitungen, etwa für Speiseeis oder Fruchtjoghurts, in Kröllendorf geschlossen und zur Gänze nach Gleisdorf (Steiermark) verlagert. Seither werden in Kröllendorf ausschließlich Konzentrate und andere Komponenten für diverse Getränke produziert.

Agrana ist mit Fruchtsaftkonzentraten erfolgreich

Wenn von der AGRANA die Rede ist, denken viele an Zuckerrüben. Gemessen am Umsatz ist Zucker aber der kleinste von drei Geschäftsbereichen.

Mehr als 700 Kunden auf der ganzen Welt

„Wir beliefern im Wesentlichen mehr als 700 Kunden in rund 65 Ländern des Globusses. Wir beliefern Kunden von Japan bis in die USA und Afrika“, erklärt Franz Ennser, Geschäftsführer der Austria Juice GmbH. Alleine im Vorjahr verarbeitete das Unternehmen, zu dem weltweit 15 Produktionsstandorte – etwa in Deutschland, Polen, Ungarn oder auch China – gehören, mehr als 900.000 Tonnen an Äpfeln. Das entspricht umgerechnet der gesamten jährlichen Apfelernte Deutschlands.

In Kröllendorf kommen rund zehn Prozent der Äpfel aus Österreich, der Rest aus den Nachbarländern. „Wir bekommen am Tag circa 900 bis 1.000 Tonnen an Äpfeln“, so Karl Govednik, Werksleiter in Kröllendorf. Die Äpfel werden nach der Anlieferung in Boxen zwischengelagert. „Bei der Abladung wird auch die Qualität beurteilt. Das heißt, ist die Qualität des Obstes nicht ausreichend, so wird das Obst nicht entladen, sondern geht retour an den Lieferanten“, erklärt Govednik.

Die Äpfel, die weiterverarbeitet werden, werden zunächst zerkleinert und kommen in eine der Pressen, die den Saft extrahieren. Um zu verhindern, dass dieser Saft zu gären beginnt, muss das Zwischenprodukt pasteurisiert werden. Dabei wird der Saft kurzzeitig erhitzt, damit Mikroorganismen abgetötet werden. Danach wird der Saft filtriert und schließlich als Konzentrat kühl gelagert.

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900 bis 1.000 Tonnen Äpfel werden pro Tag im Werk in Kröllendorf angeliefert

Weil Äpfel je nach Region und Erntejahr unterschiedlich süß oder sauer sind, die Apfelsäfte diverser Getränkehersteller allerdings immer gleich schmecken müssen, werden die einzelnen Konzentrate entsprechend den Anforderungen gemischt. „Jeder Tank ist eine eigene Charge, wo wir in der Analytik die Inhaltsstoffe feststellen können“, so der Werksleiter. Ein wesentliches Kriterium ist dabei etwa der Säuregehalt. „Wenn der Kunde dann eine Bestellung macht und er will den Apfelsaft so haben wie letztes Jahr, dann mischen wir aus verschiedenen Tanks die verschiedenen Qualitäten zusammen“, sagt Govednik.

Neues Geschäftsfeld: Fitnessgetränke und Energy Drinks

Außerdem setzt man in Kröllendorf stark auf Forschung und Entwicklung. Erst vor zwei Jahren wurde mit der Produktion von Aromen begonnen. Gleichzeitig arbeiten sogenannte Flavoristen regelmäßig daran, neue Rezepturen für die Getränkeindustrie zu entwickeln.

Damit will die Austria Juice GmbH den jüngsten Trends in der Lebensmittel- und Getränkebranche gerecht werden. International steigt die Nachfrage nach Energy Drinks sowie nach Kaffee-, Tee- oder auch Fitnessgetränken. In Kröllendorf werden daher neben Aromen auch verstärkt Getränkegrundstoffe produziert, die zusammen mit Konzentraten für die Herstellung derartiger Getränke benötigt werden.

Austria Juice GmbH Agrana Forschung Entwicklung Aromen
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Flavouristen arbeiten laufend an der Erstellung neuer Rezepturen

Weltweit beschäftigt die Austria Juice GmbH etwa 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Laut Geschäftsführer Franz Ennser soll der Standort in Kröllendorf im kommenden Jahr erweitert werden: „Wir wollen unsere Aromenproduktion weiter ausbauen, wir werden hier in zusätzliche Lagerkapazitäten investieren. Wir werden in die Infrastruktursicherheit unseres Werkes investieren und wir werden weiter auch in Abfüllkapazitäten investieren.“

Die Namen der Getränkehersteller, die weltweit auf die Konzentrate, Grundstoffe und Aromen der Austria Juice GmbH zurückgreifen, werden vom Unternehmen übrigens nicht veröffentlicht. Alleine beim Apfelsaft seien es laut dem Unternehmen aber rund 750 Millionen Liter, die jedes Jahr mit dem Konzentrat der Austria Juice GmbH abgefüllt werden.