Rathausplatz St Pölten
ORF.at/Christian Öser
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Kultur

St. Pölten wird nicht Kulturhauptstadt

St. Pölten geht im Rennen um den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ im Jahr 2024 leer aus. Das wurde vor kurzem bei einer Pressekonferenz im Bundeskanzleramt in Wien bekannt gegeben. Stattdessen setzte sich das Salzkammergut mit dem oberösterreichischen Bad Ischl als Aushängeschild durch.

Trotz intensiver Vorbereitungen entschied sich die Europäische Jury nicht für St. Pölten. In seinen einleitenden Worten sagte Kunst- und Kulturminister Alexander Schallenberg, dass die Städte und Gemeinden das Rückgrat der Europäischen Union seien. „Am Anfang standen 17 Bewerberstädte in Österreich“, führte Schallenberg aus. Das würde das große Interesse an der Idee der Europäischen Kulturhauptstadt zeigen.

„Alle drei Städte haben viel Einsatz gezeigt“

Mit St. Pölten, Dornbirn und Bad Ischl schafften es schließlich drei Städte in die letzte Runde. „Alle drei Städte haben unglaublich viel Einsatz gezeigt“, so der Kulturminister. Außerdem habe man sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Dieser sei ein langer Prozess vorangegangen sei, bei dem die Bewerberstädte seitens des Bundeskanzleramtes intensiv begleitet worden seien.

Martin Selmayr, der erst seit wenigen Tagen die Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich leitet, sprach in seinen einleitenden Worten von einer „spannenden Entscheidung“. Der Bewerbungsprozess „als solcher hat schon in allen drei Städten mobilisiert. Er hat die Zukunftsorientierung gezeigt und gezeigt, was man vor Ort aufbringen kann“, sagte Selmayr.

Es gebe unter den drei Städten nur Gewinner. Er kündigte an, St. Pölten und Dornbirn in Kürze zu besuchen, „denn ich habe die Bewerbungsunterlagen gelesen und ich bin neugierig geworden auf diese Städte.“ Die Kultur sei nicht die Stieftochter Europas, sondern deren Tochter, betonte der Delegationsleiter, für den es der erste öffentliche Termin in seiner neuen Funktion war.

Beurteilung anhand von sechs Kriterien

Die portugiesische Juryvorsitzende Cristina Farinha gab schließlich bekannt, dass Bad Ischl Europäische Kulturhauptstadt 2024 wird. Farinha nannte dazu sechs Kriterien, die für die Entscheidung herangezogen wurden. Neben der Langzeitstrategie zählen demnach auch die Europäische Dimension, das Kulturprogramm, die Umsetzungsfähigkeit, die Einbindung der Bürgerinnen und Bürger und das Management.

Bad Ischl wird sich die Bezeichnung „Kulturhauptstadt Europas“ im Jahr 2024 mit Tartu (Estland) und Bodø (Norwegen) teilen. Nach Graz im Jahr 2003 und Linz 2009 wird es die dritte österreichische Stadt, die den Titel bekam. Aktuelle Kulturhauptstädte des Jahres 2019 sind Plovdiv (Bulgarien) und Matera (Italien).

St. Pölten hatte es Anfang des Jahres gemeinsam mit Bad Ischl und Dornbirn auf die Shortlist für den Titel geschafft. Die ursprüngliche Idee für die Bewerbung der Landeshauptstadt war 2016 von der Bürgerinitiative „Kulturhauptstart“ ausgegangen – mehr dazu in Kulturhauptstadt: Der Countdown läuft (noe.ORF.at; 11.11.2019).

Titel wird seit 1985 verliehen

Die Europäische Union verleiht den Titel Kulturhauptstadt seit 1985. Ziel der Initiative ist es laut EU-Kommission unter anderem, den „Reichtum und die Vielfalt der Kulturen Europas hervorzuheben“, den Tourismus zu fördern und das Image der Städte international, aber auch bei den Bewohnern selbst zu verbessern.

Außerdem soll das Gefühl der Europäer gestärkt werden, einem gemeinsamen Kulturkreis anzugehören. Für jede Kulturhauptstadt sind 1,5 Millionen Euro vorgesehen, die im Rahmen des „Melina Mercouri Preises“ an die ausgewählten Städte vergeben werden können. Die damalige griechische Kulturministerin Melina Mercouri war Initiatorin des 1985 ins Leben gerufenen Programms.

Erste Kulturhauptstadt war Athen. 2003 war Graz Kulturhauptstadt, 2009 folgte als nächste österreichische Stadt Linz. Das nächste Mal ist Österreich dann eben wieder 2024 an der Reihe.