Ärztin bei der Untersuchung mit einem Stetoskop
APA/HELMUT FOHRINGER
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Gesundheit

Kinderärzte: Viele Kassenstellen unbesetzt

In Niederösterreich gibt es ganze Regionen ohne einen einzigen Kinderarzt mit Kassenvertrag. In St. Pölten oder Tulln gibt es nur einen, in Hainburg kann die Stelle seit drei Jahren nicht besetzt werden. Flexiblere Strukturen könnten das Problem lösen, meint eine Gruppe von Kinderärzten.

Das Einzugsgebiet der Gruppenpraxis von Robert Weinzettel in Waidhofen an der Ybbs zeigt die Versorgungsnot. Die Patientinnen und Patienten würden zum Teil aus der Steiermark und aus Oberösterreich kommen, zum Teil auch aus dem eine knappe Autostunde entfernten Puchenstuben (Bezirk Scheibbs), „es gibt ja auch im Grenzgebiet zu Mariazell bis nach St. Pölten keinen einzigen Kinderfacharzt mehr“, schildert Weinzettel im Gespräch mit dem Ö1-Morgenjournal.

Junge Ärzte wollen andere Aufgabengebiete

Dass viele Kassenstellen unbesetzt bleiben, liege nicht nur an den Honoraren, sondern auch daran, dass junge Ärztinnen und Ärzte nicht mehr so arbeiten wollen wie die Generation davor. „Unsere jungen Kollegen sind exorbitant gut ausgebildet“, so Weinzettel, „und würden gerne genau die Sachen betreuen, die sie im Spital betreuen würden und dazu ist weder Zeit, noch gibt es zum Teil Verrechnungsposten dafür oder die nötigen Strukturen.“ Organisatorisch, finanziell und technisch sei das vielen einfach zu viel.

Robert Weinzettel und 20 Kolleginnen und Kollegen machten bereits im Juli mit einem offenen Brief an die Landespolitik sowie die Gebietskrankenkasse auf das Problem aufmerksam. Mehr Medizinstudienplätze, wie zuletzt immer wieder gefordert, gehören aus ihrer Sicht nicht zu den Lösungen, „weil erstens wandern die genauso ab wie alle anderen abwandern, und möglicherweise werden auch die wieder vom Spital aufgesogen und gehen nicht in die Ordination, weil es im Spital einfach ein anderes Arbeitsgebiet ist“, so Kinderfacharzt Weinzettel, der als Sprecher der Initiative fungiert.

Flexiblere Strukturen nötig

In manchen Gegenden bieten Krankenkasse und Ärztekammer zigtausende Euro als Startprämie, damit sie sich dort niederlassen. Geld allein löse das Problem aber nicht, glaubt Weinzettel, denn die Honorare wurden zum Beispiel in Niederösterreich bereits erhöht. Stattdessen brauche es neue, flexiblere Strukturen, etwa in Form von Gruppenpraxen oder Ambulatorien. „Es wäre eine Alternative, würde man die Ambulanzen nach außen verlegen, und die Leute sollen sich einfach organisieren, wie sie sich gerne organisieren wollen“, schlägt Weinzettel vor, „mit oder ohne Geschäftsführer, mit oder ohne kaufmännischen Assistenten usw., man muss ihnen die Freiheit lassen. Das, was jetzt neu gesetzlich möglich ist, müsste man relativ unterschwellig umsetzen können, sodass die Kollegen einfach zufrieden sind.“

Das Gesamtpaket müsse stimmen, so Weinzettel, er könne auch nicht sagen, dass jemand bestimmter besonders blockiere. Das System sei so regide, so der Facharzt, da sei das gar nicht nötig.