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APA/Helmut Fohringer
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Gesundheit

Kritik an zu wenig Betreuung für Diabetiker

Am 14. November ist Welt-Diabetestag. Selbsthilfevereine sehen in der Betreuung der Betroffenen großen Handlungsbedarf. Denn zu wenige Diabetiker seien in Therapieprogramme eingebunden, die regelmäßige Kontrollen vorsehen.

Die drei größten Diabetes-Selbsthilfevereine haben sich zusammengeschlossen, zu der Dachorganisation „wir sind diabetes“, um gemeinsam für die Interessen Betroffener zu kämpfen. Eines der Hauptanliegen ist der Ausbau des „Therapie aktiv-Programms“, an dem in Niederösterreich derzeit etwa 13.000 Patientinnen und Patienten teilnehmen.

Das „Therapie aktiv“-Programm ist auf Typ 2 Diabetiker, sogenannte Altersdiabetiker, ausgerichtet. Regelmäßige Arzttermine, bei denen die Medikamente angepasst werden, sowie regelmäßige Kontrollen, nicht nur von Blutwerten, sondern auch von oft belasteten Organen wie Augen und Nieren, bringen deutliche Vorteile, sagt Harald Stingl, Leiter der Abteilung für Innere Medizin am Landesklinikum Melk: "Inzwischen gibt es österreichweite Daten, die zeigen, dass „das Therapie aktiv-Programm erfolgreich ist, dass es einerseits Geld im System spart, und gleichzeitig Spätkomplikationen und die Sterblichkeit senkt.“

Angebot und Bekanntheit derzeit zu gering

Doch auch wenn die Zahl von teilnehmenden Ärzten und Patienten stetig steigt, gemessen an der Gesamtzahl der Diabetiker ist das Angebot derzeit viel zu gering, so Stingl. Insgesamt nimmt nämlich nur etwa jeder zehnte Diabetiker am Programm teil. Derzeit bieten nur 280 Ärzte „Therapie aktiv“ in Niederösterreich an, meist, weil ihre Ordinationen bereits ausgelastet sind, aber auch viele Patienten würden das Programm nicht kennen, erklärt Stingl.

Und das hat Konsequenzen, denn einerseits gebe es zwar gute Therapieangebote, sagt Susanne Kaser, designierte Präsidentin der Österreichischen Diabetesgesellschaft: „Dennoch ist es so, dass alle 50 Minuten in Österreich ein Betroffener von Diabetes an den Folgen von Diabetes verstirbt, das heißt, wir haben hier noch sehr großen Handlungsbedarf.“ Die Dachorganisation „wir sind diabetes“ will daher für eine Ausweitung des Programms kämpfen.

Weitere Schwerpunkte der Arbeit von „wir sind diabetes“ sind die Versorgung von Kindern und Jugendlichen. In Kindergärten und Schulen etwa gibt es immer wieder Probleme mit der Unterstützung von Kindern mit Diabetes. Denn die Pädagoginnen sind in der Regel mit vielen anderen Aufgaben ausgelastet. Auch gebe es keine Reha-Einrichtung für Kinder mit Stoffwechselerkrankungen. Beim Führerschein werden die unterschiedlichen Befristungen je nach Bundesland und Amtsarzt kritisiert. Wie lange er befristet ist und wie oft man teure ärztliche Atteste vorlegen muss, solle vereinheitlicht werden, fordert die Diabetes-Dachorganisation.