Chronik

Bauen statt Wegziehen wird belohnt

Menschen, die in einer Abwanderungsgemeinde ein Haus bauen oder sanieren, werden mit einer speziellen Förderung belohnt. Damit will das Land Niederösterreich ländliche Regionen stärken und verlassene Ortskerne wieder beleben.

Wer in einer Gemeinde ein Haus errichtet oder saniert, in der die Bevölkerungszahl im Zeitraum von 2008 bis 2018 um 2,5 bis 4,9 Prozent zurückgegangen ist, erhält bis zu 3.000 Euro als Darlehen zusätzlich zur Wohnbauförderung. Das betrifft 67 Gemeinden in Niederösterreich, wie etwa Hochneukirchen-Gschaidt (Bezirk Wiener Neustadt), Jedenspeigen (Bezirk Gänserndorf), Altmelon (Bezirk Zwettl) oder St. Anton an der Jeßnitz (Bezirk Scheibbs). Bis zu 6.000 Euro zusätzlich gibt es, wenn die Abwanderung höher als fünf Prozent ist. Davon sind 81 Gemeinden in Niederösterreich betroffen, wie Allentsteig (Bezirk Zwettl), Göstling an der Ybbs (Bezirk Scheibbs), Raach am Hochgebirge (Bezirk Neunkirchen) oder Mailberg (Bezirk Hollabrunn).

Bis zu 19.000 Euro zusätzlich für Jungfamilie

Mit diesem „regionsbezogenen Ausgleichbonus“ kann sich eine Jungfamilie seit Oktober somit ein Darlehen von 19.000 Euro zusätzlich zur Wohnbauförderung sichern: Für einen Neubau oder eine Sanierung in einem Ortskern gibt es 6.000 Euro, weiters bis zu 6.000 Euro durch den „Regionsbonus“, einen Jungfamilienbonus in der Höhe von 5.000 Euro und 2.000 Euro als Förderung für ein Kind. Bei den Förderungen handelt es sich wie bei der Wohnbauförderung um ein Darlehen, das vom Land über eine Laufzeit von 27,5 Jahren mit einem garantierten Zinssatz von einem Prozent gewährt wird.

Martin Eichtinger und Alfred Riedl
ORF/Thomas Koppensteiner
Landesrat Martin Eichtinger und Gemeindebundpräsident Alfred Riedl (v.l.)

Der „Regionsbonus“ ist Teil der neuen „blau-gelben Wohnbaustrategie“, die im März vorgestellt worden war und seit Oktober in Kraft ist. „Es ist uns ein besonderes Anliegen, dass wir unsere ländlichen Räume zu Zukunftsräumen machen“, so der für Wohnen zuständige Landesrat, Martin Eichtinger (ÖVP), bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in St. Pölten. „Unsere Gemeinden bilden nicht nur das Herzstück unseres Landes, sondern sie sind das Netzwerk, das unser Land wirklich zusammenhält.“ Im Durchschnitt soll es für ländliche Regionen laut Eichtinger bis zu 20 Prozent mehr Förderung seitens des Landes geben, um einen Anreiz zu schaffen, sich in diesen Regionen anzusiedeln.

Aus Wirtshaus wird Wohnung: Förderung für Bauträger

Um verlassene Ortskerne zu beleben, gibt es auch einen Bonus für Bauträger, die in leerstehenden Gebäuden im Ortskern – etwa in ehemaligen Kinos oder Gasthäusern – Mietwohnungen errichten. Gefördert werden zudem auch Geschäftsflächen, die sich im Erdgeschoss eines Wohngebäudes befinden, maximal 130 Quadratmeter groß sind und im Ortskern liegen, so Gemeindebundpräsident Alfred Riedl bei der Pressekonferenz am Mittwoch.

Riedl nannte zwei „Best-Practice-Beispiele“, in denen die Belebung des Ortskernes bereits funktioniert habe. In Markersdorf (Bezirk St. Pölten) wurden Leerstandserhebungen durchgeführt und die Bevölkerung wurde eingebunden, um ein Bewusstsein für einen intakten Ortskern zu schaffen. In Waidhofen an der Ybbs ist die Zahl der Menschen, die im Ortskern leben, mittlerweile wieder steigend. Von 30 leerstehenden Häusern Anfang der 2000er-Jahre wurden immerhin 20 mittlerweile wieder bezogen.

Ziel der Wohnbauoffensive sei es, das Miteinander in Niederösterreichs Gemeinden weiter zu stärken, so Eichtinger. Dabei spiele auch das Eigentum eine wichtige Rolle. Derzeit sind 70 Prozent der eigenen vier Wände in Niederösterreich im Eigentum, in den nächsten zehn Jahren soll die Eigentumsquote auf 80 Prozent erhöht werden. „Eigentum bedeutet Stärkung des Zusammenhalts und des Miteinanders“, so Eichtinger. Wer in einer Gemeinde ein eigenes Haus besitzt, würde demnach stärker am Gemeindeleben teilnehmen, wovon letztlich auch die Vereine profitieren, die auf Ehrenamtliche angewiesen sind.