Das Pflegeheim in Berehomet
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Soziales

Rotes Kreuz will Ukraine-Hilfe ausbauen

Bukowina gehört heute zur Ukraine, war bis zum Ersten Weltkrieg aber ein Teil Österreichs. Das Rote Kreuz hilft etwa in der Betreuung von alten Menschen und soll künftig mehr Hilfe aus Niederösterreich bekommen. Denn in der Altenpflege mangelt es an Geld und Personal.

Tschernowitz, die traditionelle Hauptstadt Bukowinas, war der östliche Außenposten der Monarchie, die Gebäude erinnern heute noch an die Zeit, als die Stadt den Spitznamen „Klein Wien“ trug. Seither wurde der einstige Charme des kleinsten Kreises der Ukraine aber nicht wiederbelebt. Der Tourismus ist keine bedeutende Einnahmequelle, viele Bewohnerinnen und Bewohner verdienen ihr Geld, indem sie im Ausland arbeiten. Zurück bleiben die Alten, um die sich auch das lokale Rote Kreuz kümmert.

Bevölkerung von starker Abwanderung betroffen

Nach einer Jahrhundertflut im Jahr 2008 und durch die enorme Arbeitsmigration ins Ausland, stieg der Altersschnitt in Tschernowitz kontinuierlich. Viele ältere Menschen bräuchten Pflege und Unterstützung, doch vielerorts mangelt es an ausreichend jungen Menschen für die Altenbetreuung. Hilfe soll in Zukunft vom Roten Kreuz Niederösterreich kommen.

Eine Delegation besuchte die Region kürzlich, um sich ein Bild der Situation in Bukowina zu machen. „Wir werden aufgrund dieser Ist-Analyse jetzt schauen, wo wir als Österreichisches Rotes Kreuz und primär als Landesverband Niederösterreich unterstützen können, um den Menschen zu helfen“, kündigte Josef Schmoll, Präsident des Roten Kreuzes Niederösterreich, bei seinem Besuch im Gespräch mit ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz an.

Die baufällige Rotkreuzzentrale in Tschernowitz
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Die lokale Zentrale des Roten Kreuzes befindet sich in einem schlechten Zustand. In Bukowina fehlt es vielerorts an Geld.

Nicht nur technische Hilfe braucht das lokale Rote Kreuz. Als Wohltätigkeitsorganisation darf es beispielsweise für Kurse keine Beiträge verlangen. Die Zentrale in Tschernowitz befindet sich baulich in einem sehr schlechtem Zustand. Das Geld ist knapp, nicht nur in der Altenbetreuung. Oft fehlt es an Mitteln für die alltäglichen Bedarfsgüter, erzählt Miroslava Ostrovetska, die Leiterin des Roten Kreuzes im Kreis Tschernowitz. „Ob Sie es glauben oder nicht, was mir sofort an fehlenden Utensilien einfällt, sind Windeln für Erwachsene und für alte Menschen. Das ist für uns ein großes Problem. Windeln sind bei uns sehr teuer. Zehn Stück kosten etwa sieben Euro. Zweitens bräuchten wir viele Rollstühle, von denen es viel zu wenige gibt.“

Niederösterreichisches Know-how für Bukowina

Im Ort Berehomet, 50 Kilometer südwestlich von Tschernowitz entfernt, betreibt das Rote Kreuz auch ein Pflegeheim mit 30 Patientinnen und Patienten im Alter zwischen 60 und 90 Jahren. Auch dort verschaffte sich die niederösterreichische Hilfsdelegation einen Überblick und plant, sowohl die Gesundheits- und Sozialdienste des lokalen Roten Kreuzes zu stärken als auch den Bewohnerinnen und Bewohnern des Heims zu helfen.

Weitere Schwerpunkte der Hilfe sollen Ausbildung und Übungen für den Katastrophenschutz sowie die Schulung von freiwilligen Helferinnen und Helfern in der Altenbetreuung sein. Inhalte der Schulungen seien etwa psychologisches Know-how aus Niederösterreich im Besuchsdienst, andererseits gehe es bei der Schulung Freiwilliger auch darum „einen gewissen Selbstschutz zu lernen, um eine nötige Distanz bei der Arbeit bewahren zu können“, so Schmoll.

Rotkreuz-Präsident Josef Schmoll im Gespräch mit zwei alten Frauen
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Josef Schmoll kündigte bei seinem Besuch in der Region Bukowina Hilfe aus Niederösterreich an

Durch eine Gesundheitsreform wurden die staatlichen Mittel des Heims in Berehomet zuletzt gekürzt und das Personal reduziert, obwohl der Bedarf an Plätzen doppelt so groß wäre. Die Rente mancher Bewohnerinnen und Bewohner beträgt weniger als hundert Euro pro Monat. Das Heim des Roten Kreuzes versorgt sie mit Medikamenten und Nahrung. „Als Gesunde haben wir gearbeitet, als Schwache braucht uns niemand mehr“, erzählte Olena im Gespräch mit ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz. Ihre Bettnachbarin Anastasia wünscht sich vor allem eines: "Dass das Heim nicht geschlossen wird, damit wir hier weiter behandelt werden können.“