Komprimierte Plastikmüllstapel
APA/HERBERT PFARRHOFER
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Chronik

Italienischer Müll in Niederösterreich entsorgt

7.000 Tonnen Hausmüll aus der Region rund um Neapel sollen in Niederösterreich entsorgt werden. Den Zuschlag für den Großauftrag hat ein Entsorgungsunternehmen aus Hainfeld (Bezirk Lilienfeld) bekommen. Der Müll soll mit Lkw nach Österreich gebracht werden.

Die süditalienische Region Kampanien gab grünes Licht für die Entsorgung des Mülls in den Anlagen der „Zöchling Abfallverwertung GmbH“ mit Sitz in Hainfeld, berichtete die neapolitanische Tageszeitung „Il Mattino“. Bei dem Müll handle es es sich „um Abfälle aus der laufenden Sammlung und Behandlung von Hausmüll“, heißt es in einer Stellungnahme der niederösterreichischen Firma. Für den Import nach Österreich würden bereits alle erforderlichen Genehmigungen des Umweltamtes Salerno und des österreichischen Umweltministeriums vorliegen, betonte das Unternehmen.

Sortierung von Metall und Kunststoff

„Aus den nach Niederösterreich transportierten Abfällen werden durch weitere Behandlungsschritte die in den Abfällen vorhandenen Metalle einerseits und die Kunststoffe andererseits zurückgewonnen, damit die Metalle dem Schrotthandel als Wertstoff übergeben und die Kunststoffe als Ersatzbrennstoff eingesetzt werden können", sagte Geschäftsführer Johann Zöchling. Der Rest werde demnach zu Müllkompost verarbeitet.

In der Branche ist der Name Zöchling bekannt. Der Familienbetrieb ist seit 30 Jahren aktiv und beschäftigt mehr als 400 Mitarbeiter. Die Zöchling Abfallverwertung GmbH zählt mittlerweile zu den größten Deponiebetreibern in Österreich. Die Firma erhielt den Auftrag zur Entsorgung des Mülls aus Battipaglia im Rahmen eines internationalen Wettbewerbs.

Hunderte Lkw-Fahrten mit Müll nach Österreich

Der Hausmüll soll zu einem guten Teil per Lkw nach Österreich gebracht werden. Dafür wird die süditalienische Speditionsfirma Ad Logistica, die jeden Lkw mit 24 Tonnen Müll beladen wird, zuständig sein. Das würde knapp 300 Lkw-Fahrten entsprechen. Ein Teil der Strecke soll jedoch in Zukunft auf der Schiene zurückgelegt werden, betonte das Entsorgungsunternehmen. Die Region Kampanien mit der Hauptstadt Neapel ist seit Jahren mit chronischen Problemen bei der Müllentsorgung konfrontiert. Es gibt dort laut Zöchling keine ausreichenden Kapazitäten zur Behandlung dieser Abfälle.

Rom startet neuen Versuch

Auch die mit chronischen Problemen bei der Müllentsorgung belastete Stadt Rom sucht erneut Hilfe in Österreich. Der Geschäftsführer der römischen Müllentsorgungsgesellschaft AMA, Stefano Zaghis, berichtete am Donnerstag, dass sein Betrieb die Möglichkeit prüfe, römischen Hausmüll in Österreich oder Deutschland zu entsorgen.

Rom müsse nach neuen Wegen suchen, um den Müll im Ausland zu entsorgen, da eine Deponie in Colleferro südlich von Rom bald geschlossen werden muss. Die römische Bürgermeisterin Virginia Raggi urgierte Lösungen für die Entsorgung von 1.100 Tonnen Müll pro Tag in der Hauptstadt. Die Gefahr seien akute Müllentsorgungsprobleme in der 3,5-Millionen-Metropole.

Im Juli hatte sich der Gemeinderat in Rom an den niederösterreichische Energieversorger EVN gewandt, in dessen Verbrennungsanlage in Dürnrohr bei Zwentendorf (Bezirk Tulln) 2017 bereits 70.000 Tonnen römischen Abfalls entsorgt worden waren. Doch die EVN konnte Rom wegen mangelnder Kapazitäten nicht helfen – mehr dazu in Müllprobleme: EVN kann Rom nicht helfen (noe.ORF.at; 11.7.2019).