Computertomograhphie eines Herzens im Institut Frühwald in St. Pölten
ORF/Pöchhacker
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Gesundheit

Modernes Herz-CT auf Kassenkosten

In St. Pölten wird mit einem der weltweit modernsten Computertomographen (CT) für Aufnahmen des Herzens gearbeitet. Die Untersuchung ist auf Kosten der Krankenkasse möglich.

Stechende Schmerzen in der Brust sowie Atemnot gehören zu den ersten Anzeichen bei Herzproblemen. Nachgegangen wird diesen Symptomen meist in Krankenhäusern mittels Herzkatheter – ein invasiver Eingriff, für den die Wartezeit etwa drei Monate beträgt. Die moderne Technik macht diesen Eingriff – und die Wartezeit darauf – für Patientinnen und Patienten mit geringen und mittleren Beschwerden langsam überflüssig. In St. Pölten ist seit einem Jahr einer der modernsten Computertomographen im Einsatz.

Das Gerät berechnet aus den Aufnahmen realistische Modelle des Herzens. „Es sind sozusagen zwei CTs in einem“, sagt Franz Frühwald, ärztlicher Direktor und Geschäftsführer des Röntgeninstituts in St. Pölten. „Das Gerät besteht aus zwei Röhren und zwei Detektoren, die um 90 Grad versetzt sind und synchron um den Brustkorb rotieren“, so Frühwald. In wenigen Minuten werden Tausende Bilder aufgenommen. 384 Schichten des Herzens werden übereinandergelegt.

Herz-Untersuchung mit CT

Die Herzgefäße werden digital lebensecht nachgezeichnet. Die Blutbahnen und mögliche Verstopfungen können genau verortet werden.

Kosten werden zur Gänze von Krankenkasse übernommen

„Deswegen eignet sich das Gerät besonders für Herzkranzgefäße. Die sind sehr klein und bewegen sich mit hoher Geschwindigkeit mit dem Herzen mit“, sagt Frühwald. Bis vor wenigen Jahren sei die Technik nicht mit der Geschwindigkeit des Herzens mitgekommen. Jetzt können die Radiologinnen und Radiologen am Computer jedem Herzgefäß millimetergenau nachfahren und so Kalkablagerungen finden. Ein weiterer Vorteil zu der bisherigen CT-Technik sei, dass weniger Kontrastmittel gebraucht wird und die Röntgendosis geringer ist.

Computertomographie

Computergestütztes Röntgen, das Schnittbilder einzelner Körperteile liefert

Herzkatheter

Feiner, biegsamer Plastikschlauch, der unter Röntgenkontrolle durch ein Blutgefäß bis zum Herzen vorgeschoben wird

Ein CT-Bild des Herzens ist etwa auch in Röntgeninstituten in Gänserndorf und Mödling möglich. Nach Angaben des Instituts Frühwald ist der Computertomograph „Somatom Force“ in St. Pölten aber das einzige Gerät dieser Art in Niederösterreich. Als Privatpatient kostet eine Aufnahme etwa 500 Euro. Krankenversicherte können mit Überweisung eines Facharztes so eine CT-Untersuchung machen, sagt Gerhard Hutter, Obmann der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse (NÖGKK): „Ich kann hingehen mit der E-Card und das kostenlos durchführen lassen. Es gibt keinen Selbstbehalt.“ Das gelte für alle gesetzlichen Sozialversicherungsträger in Niederösterreich – also etwa auch BVA, SVA oder SVB.

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Ergebnisse durch Herz-CT mit Franz Frühwald vom Röntgeninstitut
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Die Untersuchung dauert wenige Minuten…
Ergebnisse durch Herz-CT mit Franz Frühwald vom Röntgeninstitut
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…und bringt viele unterschiedliche Ergebnisse zur Herzleistung

Bei Verdacht: Abklärung mit CT statt Katheter

Bei Verdacht auf verengte oder verschlossene Herzkranzgefäße war früher die invasive Untersuchung mittels Herzkatheter für alle Betroffenen Standard. Bei geringem und mittlerem Risiko für Herzschwäche oder Herzinfarkte soll jetzt vorrangig mittels CT untersucht werden, sagt der für die Landeskliniken zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP): „Es verringert die Wartezeiten bei den Herzkathetern in den Landeskliniken und die medizinische Versorgung wird so insgesamt verbessert.“

Herzinfarkt

Die Blutversorgung wird durch verstopfte oder verengte Gefäße plötzlich unterbrochen. Die Herzmuskelzellen werden nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und sterben ab.

Stent

Kleine, gitterförmige Stütze, die verengte Herzgefäße aufdehnt.

Für Patientinnen und Patienten mit hohem Risiko für einen Herzinfarkt sei der Katheter weiterhin die bessere Alternative, da so während der Untersuchung Gefäße gedehnt und Stents gesetzt werden können, heißt es. Das Land erhofft sich, dass durch die Computertomographie die Wartezeit auf Katheteruntersuchungen verkürzt und die Kardiologie in Krankenhäusern entlastet wird.

Die Kooperation zwischen Land, Röntgeninstitut und NÖGKK läuft über Mittel des Niederösterreichischen Gesundheits- und Soziafonds (NÖGUS): „Wir werden über eine Zeit von drei Jahren eine jährliche Finanzierung bis zu maximal 100.000 Euro vornehmen, um zu sehen welche Reduktionen auf diese Weise im Bereich der Kardiologie erzielt werden können“, sagt NÖGUS-Vorsitzender Martin Eichtinger (ÖVP).

Aus medizinischer Sicht zahlt sich das Projekt bereits aus, denn „das Gerät ist optimal geeignet, schlagende Herzen zu untersuchen. Die Ergebnisse lassen uns jeden Tag staunen“, sagt der Röntgeninstituts-Direktor Franz Frühwald. So könne bereits bei einem Anfangsverdacht, wie Brustschmerzen oder Atemnot, der Zustand des Herzens abgeklärt werden, ohne dass das Risiko einer Katheteruntersuchung besteht oder ein Platz im Krankenhaus belegt werde.