historische Aufnahme des Schlosses Atzenbrugg
Museum Schloss Atzenbrugg
Museum Schloss Atzenbrugg
Kultur

Schuberts Reise nach Atzenbrugg als Oper

„Schuberts Reise nach Atzenbrugg“ heißt eine Oper, die gerade als Auftragswerk des Münchener Staatstheaters am Gärtnerplatz entsteht. Peter Turrini verfasste das Libretto, Johanna Doderer komponierte die Musik. Im Schloss Atzenbrugg (Bezirk Tulln) wurde das Projekt nun vorgestellt.

War man zu Lebzeiten Schuberts mit der Kutsche unterwegs, so lag Schloss Atzenbrugg gerade eine Tagesreise von Wien entfernt. In diese Reise – sozusagen als Roadmovie – packten Peter Turrini und Johanna Doderer wesentliche Aspekte aus dem Leben Schuberts aber auch die elenden sozialen und politischen Bedingungen der Zeit nach den Napoleonischen Kriegen hinein. „Die schwierige politische Situation ist hier das Gewürz in dieser Oper“, erläuterte Johanna Doderer.

Schubert in jungen Jahren
Museum Schloss Atzenbrugg
Franz Schubert in jungen Jahren

Doderer betonte, dass es ihr und Turrini um den Menschen Schubert ging, fernab von den Klischees rund um seine Person. „Seine Einsamkeit, er der Begnadete, der von allen gefeiert und geliebt wird, kann seine Liebe nicht erklären. Er selbst war ein sehr einsamer Mensch, litt an furchtbaren Krankheiten und war – fast würde man sagen – entstellt. Er litt an Haarausfall, hatte Pockennarben, war unglücklich und ewig sehnsüchtig. In diesem Ringen hat er die prachtvollste Musik geschrieben und das ist eigentlich das, was so interessant ist.“

Schuberts Atzenburgger Tänze als Notenblatt
Museum Schloss Atzenbrugg
Ausschnitt aus einer Skizze Schuberts zu den „Atzenbrugger Tänzen“

Zusammenarbeit von Freunden aus Niederösterreich

„Als Musikstudent, Schauspieler und als Theatermacher dachte ich mir immer: Es gibt so tolle Komponistenpersönlichkeiten. Wenn man, wie ich, in Bruck an der Leitha aufwächst, ist Rohrau mit dem Geburtshaus Haydns nicht weit weg. Aber Schubert habe ich selbst am Klavier viel gespielt und da stellte ich mir vor, was dieser Mann alles durchgemacht haben muss. Er konnte sich nie wirklich artikulieren, außer über die Musik, und so bin ich wieder an Johanna Doderer herangetreten“, erzählt Josef E. Köpplinger zur Genese der Oper.

Nach der Oper „Liliom“ ist „Schuberts Reise nach Atzenbrugg“ die bereits zweite Zusammenarbeit von Doderer und Köpplinger für das Staatstheater am Gärtnerplatz in München, dem Pendant zur Volksoper in Wien. Zwischen den beiden und Peter Turrini war eine innige Freundschaft entstanden. Dazu gesellte sich noch Daniel Prohaska, der bereits die Hauptrolle in „Liliom“ gesungen hatte und nun auch den Franz Schubert erarbeitet. Alle vier haben oder hatten ihre Wohnsitze in Niederösterreich. Der Termin der Uraufführung ist der 23. April 2020 und viele Bewohner aus Atzenbrugg möchten sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen. Deshalb wird bereits an einer Busreise nach München geplant.

Runde der Veranstalter
Franz Gleiß
Martin Lammerhuber, Erwin Pröll, Johanna Doderer, Beate Jilch, Daniel Prohaska, Josef E. Köpplinger, Michaela Hahn und Hermann Dikowitsch (v.l.n.r.)

Erste Einblicke in die Entstehung der Oper

„Welche niederösterreichische Ortschaft kann von sich sagen, Namensgeber für eine Oper zu sein“, führte Lammerhuber, Geschäftsführer der Kultur.Region.Niederösterreich. weiter aus. Dementsprechend groß war das Interesse der Atzenbrugger Bevölkerung, angeführt von Bürgermeisterin Beate Jilch (ÖVP), aus erster Hand mehr über die Oper zu erfahren.

Im Beisein von Hermann Dikowitsch, dem Leiter der Abteilung Kunst und Kultur im Land Niederösterreich, und Erwin Pröll, Landeshauptmann a. D. und Aufsichtsratsvorsitzender der Kultur.Region.Niederösterreich, gaben Komponistin Johanna Doderer, Josef E. Köpplinger, Intendant des Staatstheaters am Gärtnerplätz München, und Sänger und Franz Schubert-Darsteller Daniel Prohaska Einblicke in die Entstehung und Inhalt des Werkes.